Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Das Corona-Häs
Sind Sie auch begeistert von den Corona-Masken? Klasse die Dinger! Vor allem schick, mega. Kariert, gestreift, gepunktet, in blassem Rosa oder grellem Gelb, aus Leder, Seide, Leinen, Baumwolle. Kommunen planen schon Altkleidercontainer nur für Masken. Wichtig ist natürlich, wie man sie trägt. Wer die Maske ganz gewöhnlich vor Nase und Mund bindet, gilt schon als Langweiler und Spießer. Viele lassen daher Nase oder Mund frei, damit sieht man allerdings wie ein Depp aus – und ist wohl auch einer. Ganz Coole tragen die Maske nur am Hinterkopf,
das sind keine Deppen, dafür Idioten. Avantgardisten versteifen sich darauf, mit der Maske ausschließlich die Augen zu bedecken. Das sieht interessant aus, überlastet auf Dauer aber die Krankenhäuser.
Daher der Appell: Tragen Sie die Maske bitte ganz normal, das hat auch Vorteile. So nimmt ein Bekannter nur Masken in XXL und jubelt: „Mein Doppelkinn ist verschwunden!“Wer also statt einer Nase einen Zinken zwischen den Augen hat, findet sicher das passende Modell. Das hilft enorm bei der Partnersuche, schon kommt die App „Corona-Dating“
raus. Bei der ist ein Foto mit Maske Pflicht. Das erhöht die Spannung beim ersten Treffen, wenn beide ihre Maske abnehmen. Mein Tipp: Lassen Sie sich die Enttäuschung nicht anmerken.
Im Vorteil sind Narren. Sie wissen aus der Fasnet um die Tücken der Verkleidung, die uns einerseits alle gleich macht, anderseits nicht vor bösen Überraschungen feit. Daher ist schon die Rede vom Corona-Häs. Aber wir sind abgekommen: Wozu dient die Maske noch mal? (dg)