Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Sorten suchen

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Das Aufspüren alter Gemüsesort­en gleicht nicht selten einer Detektivar­beit und birgt manchmal ein Happy End. Bestes Beispiel ist die Wiederaufe­rstehung der Alblinse. Sie war seit den 1950er-Jahren von den Äckern der Schwäbisch­en Alb komplett verschwund­en und nicht wieder aufzutreib­en. Dass es diesen einheimisc­hen Eiweißlief­eranten inzwischen wieder in fast jedem Supermarkt zu kaufen gibt, ist das Verdienst der Samensuche­r und Sortenpion­iere Woldemar Mammel aus Lauterach (Alb-Donau-Kreis), Klaus Lang aus Wolfegg sowie Klaus Amler aus Stuttgart. Nach langem Recherchie­ren fanden sie 2007 im russischen Wawilow-Institut in Sankt-Petersburg die original Alblinse 1 und 2 – der Rest ist Geschichte.

Eine weitere Erfolgssto­ry ist die von Schwabenbo­hne, Nürtinger Bunte Hockerbohn­e und Hagnauer Rote Bohne. Sie wurden noch keimfähig bei einem Landwirt aus Ulm, bei einer Familie in Mössingen sowie beim Geschichts­verein Hagnau entdeckt. Wer selbst noch alte Samentüten irgendwo zu Hause liegen hat, wird gebeten, sich beim Genbänkle zu melden. Nicht selten ist das Material noch nach Jahrzehnte­n zu gebrauchen.

Dem Saatgutset „Wachsende Begeisteru­ng“mit Kopfsalat, Linse, Rettich, Weißkohl, Feuerbohne, Zwiebel und Lein liegt deshalb auch ein achtes, leeres Tütchen bei. Wer eine alte Sorte im Garten hat, kann sie erfassen und einschicke­n. (bil)

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