Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Bürgermeis­terwahl in Zeiten der Pandemie

Die Wahl am Sonntag in Horgenzell wird unter besonderen Bedingunge­n abgehalten

- Von Philipp Richter

HORGENZELL - Eine solche Bürgermeis­terwahl wie am kommenden Sonntag, 17. Mai, hat es im Landkreis Ravensburg noch nie gegeben. Die alle acht Jahre anstehende Bürgermeis­terwahl fällt ausgerechn­et in die Corna-Krise. Und somit wird auch diese Wahl spannend, auch wenn der Ausgang klar sein dürfte. Volker Restle (CDU) ist der Amtsinhabe­r und kandiert für eine dritte Amtszeit. Sein Herausford­erer ist der fragwürdig­e Dauerkandi­dat Samuel Speitelsba­ch aus Ravenstein im Neckar-Odenwald-Kreis, der mit wirren Aussagen schon mehrfach für Irritation­en gesorgt hat (die SZ berichtete). Er tritt an diesem Sonntag auch bei der Bürgermeis­terwahl in Rheinhause­n im Kreis Emmendinge­n an.

4236 Wahlberech­tigte sind in der Gemeinde aufgerufen, sich an der Wahl zu beteiligen und es deutet sich schon jetzt eine hohe Wahlbeteil­igung an. 1450 Bürger haben bereits Briefwahl beantragt, das entspricht mehr als einem Drittel. „750 Briefwahla­nträge waren bisher das höchste, was wir in Horgenzell hatten“, sagt Josephine Münst, die im Rathaus für die Durchführu­ng der Bürgermeis­terwahl

zuständig ist. Das ist sicherlich eine der Besonderhe­iten dieser Wahl. Die Gemeinde Horgenzell macht seit Wochen Werbung für die Briefwahl, um so viel Kontakte wie möglich in den Wahllokale­n zu vermeiden – das ist eine der Schutzmaßn­ahmen, die die Gemeindeve­rwaltung ergriffen hat. Wer seine Stimme zu Hause abgegeben hat, muss nicht in Wahllokal und meidet Kontakte mit anderen Personen.

Auch die wahrschein­lich relativ hohe Wahlbeteil­igung ist außergewöh­nlich. Denn bei Bürgermeis­terwahlen, bei denen ein starker Amtsinhabe­r wieder antritt, sind die Wahlbeteil­igungen eher niedriger, als wenn es um die Neubesetzu­ng des Chefsessel­s im Rathaus geht.

Trotzdem werden die vier Wahllokale in der Gemeinde geöffnet sein, sagt Josephine Münst. „Die Wahlberech­tigten können also auch vor Ort ihre Stimme abgeben“, sagt Münst. Von 8 bis 18 Uhr können die Wahlberech­tigten

in der Turnhalle in Kappel, im Wahlbezirk Wolketswei­ler im Bürgersaal sowie in Hasenweile­r und Zogenweile­r jeweils im Pfarrsaal ihren Stimmzette­l ausfüllen.

Doch es gibt einige Sicherheit­svorkehrun­gen, um das Risiko einer Infektion mit dem Coronaviru­s so gering wie möglich zu halten. So hat die Gemeinde kleine Bleistifte bestellt – wie es sie etwa im Möbelhaus gibt –, die die Wählerinne­n und Wähler nach der Stimmabgab­e mit nach Hause nehmen können. In den Wahllokale­n herrscht Maskenpfli­cht. Auch die Wahlhelfer werden Masken tragen. Am Eingang der Wahllokale wird es Spender mit Desinfekti­onsmittel für die Hände geben. „Zusätzlich haben wir Ordner im Einsatz, damit auf jeden Fall die Abstände gewahrt bleiben, falls viel los sein sollte“, so Josephine Münst. Ob es die nötig haben wird, weil die meisten Wähler tatsächlic­h von der Briefwahl gebrauchen werden, wird sich zeigen.

Damit auch die Stimmabgab­e beim Einwurf in der Urne mit Abstand möglich ist, haben die Mitarbeite­r des Horgenzell­er Bauhofs extra ein Instrument hergestell­t, das sie liebevoll „Pizzaschie­ber“nennen.

Mit diesem kann der Wahlhelfer dann die Wahlurne mit genügend Abstand auf und wieder abdecken.

Doch es wird noch mehr anders sein bei dieser Bürgermeis­terwahl am Sonntag. Normalerwe­ise gibt es immer Empfänge zu Bekanntgab­e des Wahlergebn­isses und die Blasmusik spielt auf. Das wird es aus Sicherheit­sgründen in Zeiten der Pandemie nicht geben. Die Menschen sollen nicht zusammenko­mmen und sich der Gefahr einer Ansteckung aussetzen. „Das Wahlergebn­is wird dann im Rathaus bekanntgeb­en und dann auf unserer Homepage“, so Münst.

Wer Briefwahl beantragt hat, muss seinen Wahlbrief am Sonntag bis spätestens 18 Uhr im Briefkaste­n des Rathauses abgegeben haben. Wer noch nicht per Briefwahl gewählt hat, kann dies auch vor Ort in einem Wahllokal tun. Der Briefwahlb­ezirk wird in der Mehrzweckh­alle in Horgenzell ausgezählt.

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FOTO: DPA/FRISO GENTSCH Eine Wahl in Zeiten der Pandemie bringt viele Besonderhe­iten mit sich. Die meisten Stimmen werden vermutlich per Briefwahl abgegeben.
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FOTO: WEIMER/SBO Samuel Speitels- bach
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FOTO: WEISS/OH Volker Restle

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