Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Wellenreut­her ermöglicht KSC-Rettung

Der Präsident tritt zurück, eine regionale Investoren­gruppe macht Millionen locker

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KARLSRUHE (SID/dpa) - Der Präsident gibt auf, die Rettung steht bevor: Nach einem kurzen Machtkampf mit einer regionalen Investoren­gruppe hat Ingo Wellenreut­her sein Amt beim Karlsruher SC niedergele­gt – und den abstiegsbe­drohten Fußball-Zweitligis­ten damit wohl vor der Insolvenz bewahrt. Durch den Rücktritt des 60-Jährigen steht der Millionenz­ahlung des „Bündnis KSC“niemand mehr im Weg.

„Wer mich und meine Verbundenh­eit zum KSC kennt (...) weiß, dass mir dieser Schritt nicht leicht gefallen ist“, schrieb Wellenreut­her am Donnerstag. Zur Rettung seines KSC, den er seit 2010 als Präsident vertritt, blieb ihm aber keine andere Wahl: Das Konsortium aus regionalen Unternehme­n hatte die Zahlung in Höhe von sechs Millionen Euro an den Abschied von Wellenreut­her, gleichzeit­ig auch Beiratsvor­sitzender der KSC Management GmbH, geknüpft.

Wellenreut­hers Rückhalt im Verein war zuletzt geschrumpf­t, das Verhältnis zu Geschäftsf­ührer Michael Becker mehr als abgekühlt. Dieser hatte eine schnelle Insolvenz in Eigenverwa­ltung forciert, Wellenreut­her dagegen darauf bestanden, die Vereinsmit­glieder müssten über diesen weitreiche­nden Schritt entscheide­n. Den Ausschlag gab am Ende die Investoren­gruppe um den Unternehme­r Martin Müller, der als Gegenkandi­dat im Oktober noch knapp an

Wellenreut­her gescheiter­t war. Unter dem Namen „Bündnis KSC“hatte die Gruppe angeboten, Aktien der ausgeglied­erten Fußballabt­eilung im Wert von sechs Millionen Euro zu kaufen und dies an Wellenreut­hers Rücktritt noch vor der Mitglieder­versammlun­g an diesem Freitag geknüpft. Der KSC, der als Aufsteiger derzeit Vorletzter ist, kämpft wegen der Corona-Krise um die Vermeidung eines Insolvenzv­erfahrens in Eigenverwa­ltung. Dies dürfte aufgrund der Verspreche­n vom „Bündnis KSC“nun hinfällig sein.

Wellenreut­her, der das Angebot selbst am 8. Mai publik gemacht hatte, war nur drei Tage später bereits „gesprächsb­ereit“. Weitere drei Tage darauf nahm er „nach reiflicher Überlegung und auch mit Rücksicht auf meine Familie“seinen Hut.

Der Weg für einen Neustart ist also frei, Wellenreut­her hatte innerhalb und außerhalb des Vereins ohnehin nicht mehr die ganz große Unterstütz­ung. Zwar war der Bundestags­abgeordnet­e (CDU) im Oktober im KSC-Amt bestätigt worden, das Ergebnis war aber schon damals sehr knapp gewesen. „Insgesamt waren es zehn bewegende Jahre, in denen ich sicherlich auch einige falsche Entscheidu­ngen getroffen habe“, erklärte er auf der KSC-Internetse­ite.

Wellenreut­her hob die positiven Aspekte seiner Amtszeit hervor, etwa den aktuellen Umbau des Stadions. „Mit der Errichtung und Fertigstel­lung des Stadions, für das ich fast 15 Jahre leidenscha­ftlich gekämpft habe, wird der Grundstein für den sportliche­n und wirtschaft­lichen Erfolg des KSC gelegt sein“, schrieb er: „Ich wünsche dem KSC für die Zukunft nur das Beste.“

Er selbst hat mit seinem Rücktritt alles getan, was er dafür tun konnte.

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FOTO: DPA Kurioses Ende: Ingo Wellenreut­her rettet den Karlsruher SC durch seinen Rücktritt.

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