Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Kitas: Stadt erwartet große Probleme
Für die erweiterte Kinderbetreuung fehlt das Personal
RAVENSBURG - Der Plan von Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU), dass von Montag an wieder mehr Kinder in den Kitas betreut werden sollen, stellt die Stadt Ravensburg vor große Probleme. Oberbürgermeister Daniel Rapp und Bürgermeister Simon Blümcke befürchten massive Engpässe beim Personal an Kitas und den Horten, erwarten enttäuschte Eltern und kritisieren, dass der „Schwarze Peter“nun bei den Kommunen liege.
Ab nächste Woche sollen Kinder in Baden-Württemberg nicht mehr nur wie bisher in der Corona-Krise notbetreut werden. Die Kitas sollen stattdessen wieder bis zu 50 Prozent der Kinder aufnehmen, die im Normalbetrieb da wären. Bei der Umsetzung will das Kultusministerium dabei den Trägern große Spielräume lassen. Kritik gab es in diesem Zusammenhang bereits vom Koalitionspartner, den Grünen sowie von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, vom Städtetag und der Diözese Rottenburg-Stuttgart, die katholische Kitas im Land betreibt. Die Pläne und Vorgaben seien unausgereift und viel zu kurzfristig kommuniziert worden, lautet der Tenor.
In Ravensburg arbeitet die Stadt an insgesamt gut 40 Kita-Standorten mit unterschiedlichen Trägern zusammen. OB Rapp erwartet an Kitas und Horten erhebliche Probleme bei dem Bestreben, dem „verständlichen Wunsch nach Normalität“in der Betreuung nachzukommen, gleichzeitig aber auch die Anforderungen an den Infektionsschutz unter anderem durch Kleingruppen umzusetzen: „Von den Räumen wird das sogar weitgehend noch machbar sein, beim Personal wird es ganz schwierig.“Gleichzeitig sei aber eine große Erwartungshaltung bei den Eltern geweckt worden. Bürgermeister Blümcke: „Das lässt sich vor allem in der Kürze der Zeit so kaum umsetzen.“Heißt: Nächste Woche läuft es weitgehend wie bisher weiter.
Die Stadtverwaltung arbeitet derzeit an Konzepten, will für konkrete Planungen und Absprachen auch das kommende Wochenende und den Feiertag nächste Woche nutzen. Blümcke: „Wir müssen klare, nachvollziehbare und überprüfbare Kriterien dafür erstellen, wie wir entscheiden, welches Kind wann betreut werden kann und welches nicht.“Solche Kriterien könnten beispielsweise die Berufstätigkeit beider Eltern oder die besonderen Bedürfnisse von Alleinerziehenden sein. Blümcke: „Aber klar ist: Auf den Ablehnungsbescheiden für die Eltern, die zunächst nicht zum Zuge kommen, wird dann nicht Land Baden-Württemberg, sondern Stadt Ravensburg stehen.“
Am Ravensburger Kindergarten St. Konrad läuft beispielsweise die erweiterte Notbetreuung vorerst weiter, bis neue Regelungen aus Stuttgart kommen, so Leiterin Ulrike Rückgauer. Aktuell sind am Bildungszentrum 15 Kinder in der Notbetreuung, insgesamt können 44 Kinder aufgenommen werden.
Viele Eltern in Ravensburg wussten bis Freitag noch nicht, wie in ihrer Kita verfahren wird. Am Montag findet ein Treffen der Träger mit der Stadt statt. Zusammen will man dann möglichst einheitliche Regelungen für alle Einrichtungen treffen.