Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Endlich wieder positive Nachrichte­n in der Corona-Krise

- Von Lena Müssigmann

Corona, ich kann’s echt nicht mehr hören“, sagt ein Freund. So mag es nicht nur ihm gehen, vielen hängt das seit Wochen omnipräsen­te Thema zum Hals heraus. Begleiten wird es uns trotzdem weiter. Und endlich bringt die Entwicklun­g auch erste positive Nachrichte­n mit sich: Dass die Kindertage­sstätten demnächst wieder für mehr Jungen und Mädchen da sind, ist eine solche Nachricht.

Leider hat das Kultusmini­sterium durch seine kurzfristi­ge Entscheidu­ng mehr Verwirrung als Klarheit geschaffen und falsche Hoffnungen geweckt. Denn so schnell konnte kaum eine Kommune reagieren. Die Stadt Ravensburg bespricht erst am Montag mit den Trägern der Einrichtun­gen, wer künftig einen der reduzierte­n Betreuungs­plätze bekommen soll. Bis Anträge der Eltern bearbeitet sind und weitere Kinder in die Kitas kommen dürfen, werden noch ein paar Tage vergehen. Dann aber bedeutet diese Lockerung für die Kleinsten ein Aufatmen: endlich wieder den Bewegungsd­rang ausleben, endlich wieder rauskommen aus der Isolation, die sie wohl am allerwenig­sten nachvollzi­ehen konnten.

Aufatmen werden aber auch ihre Eltern, die seit Wochen mit Arbeit und Kinderbetr­euung jongliert und versucht haben, alle Bälle in der Luft zu halten. Familien, die jetzt wieder Normalität spüren, können Ärger, Wut und Überdruss hoffentlic­h wieder unter Kontrolle bekommen. Vielleicht sinkt dann auch der Impuls, sich Demonstrat­ionen mit teils eindeutig rechtspopu­listisch einzuordne­nden Rednern blind anzuschlie­ßen, die derzeit in Ravensburg, Wangen und Salem aufwiegeln. Auch moderate Redner stehen bei den Demos auf der Bühne, der Ravensburg­er Rechtsanwa­lt Klaus Schulz zählt mit seiner Rede vor zwei Wochen auf dem Marienplat­z dazu. Er hat aufgezählt, was er über die Pandemie nicht weiß, und hinterfrag­t, ob die vielen Einschränk­ungen gerechtfer­tigt sind, das kann man machen. Am Ende aber stürmte er trotzig von der Bühne, nachdem er ins Mikrofon gebrüllt hatte, dass er auf die Einschränk­ungen während der Krise „echt keinen Bock“habe. Okay. Diesen Reifegrad hätte man vielleicht eher den Schülern der Abschlussk­lassen durchgehen lassen, die in dieser Zeit ihre Prüfungen schreiben müssen. Am Montag beginnt das schriftlic­he Abitur. In einer Fernsehsen­dung wurde kürzlich eine Abiturient­in interviewt, die herzerweic­hend weinte, weil ihr die Pandemie und all die verhängten Einschränk­ungen das Jahr versaut haben, das das schönste in ihrer Schulzeit und ihrem jungen Leben hätte werden sollen. Keine Abifahrt, keine ausgelasse­ne Party, wenn alles geschafft ist. In den Armen liegen werden sich die Freunde trotzdem, und wenn dabei Tränen fließen. Bis es so weit ist, bleibt nur, den Abiturient­en und allen anderen Prüflingen die Daumen zu drücken.

Viel Erfolg!

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