Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Endlich wieder positive Nachrichten in der Corona-Krise
Corona, ich kann’s echt nicht mehr hören“, sagt ein Freund. So mag es nicht nur ihm gehen, vielen hängt das seit Wochen omnipräsente Thema zum Hals heraus. Begleiten wird es uns trotzdem weiter. Und endlich bringt die Entwicklung auch erste positive Nachrichten mit sich: Dass die Kindertagesstätten demnächst wieder für mehr Jungen und Mädchen da sind, ist eine solche Nachricht.
Leider hat das Kultusministerium durch seine kurzfristige Entscheidung mehr Verwirrung als Klarheit geschaffen und falsche Hoffnungen geweckt. Denn so schnell konnte kaum eine Kommune reagieren. Die Stadt Ravensburg bespricht erst am Montag mit den Trägern der Einrichtungen, wer künftig einen der reduzierten Betreuungsplätze bekommen soll. Bis Anträge der Eltern bearbeitet sind und weitere Kinder in die Kitas kommen dürfen, werden noch ein paar Tage vergehen. Dann aber bedeutet diese Lockerung für die Kleinsten ein Aufatmen: endlich wieder den Bewegungsdrang ausleben, endlich wieder rauskommen aus der Isolation, die sie wohl am allerwenigsten nachvollziehen konnten.
Aufatmen werden aber auch ihre Eltern, die seit Wochen mit Arbeit und Kinderbetreuung jongliert und versucht haben, alle Bälle in der Luft zu halten. Familien, die jetzt wieder Normalität spüren, können Ärger, Wut und Überdruss hoffentlich wieder unter Kontrolle bekommen. Vielleicht sinkt dann auch der Impuls, sich Demonstrationen mit teils eindeutig rechtspopulistisch einzuordnenden Rednern blind anzuschließen, die derzeit in Ravensburg, Wangen und Salem aufwiegeln. Auch moderate Redner stehen bei den Demos auf der Bühne, der Ravensburger Rechtsanwalt Klaus Schulz zählt mit seiner Rede vor zwei Wochen auf dem Marienplatz dazu. Er hat aufgezählt, was er über die Pandemie nicht weiß, und hinterfragt, ob die vielen Einschränkungen gerechtfertigt sind, das kann man machen. Am Ende aber stürmte er trotzig von der Bühne, nachdem er ins Mikrofon gebrüllt hatte, dass er auf die Einschränkungen während der Krise „echt keinen Bock“habe. Okay. Diesen Reifegrad hätte man vielleicht eher den Schülern der Abschlussklassen durchgehen lassen, die in dieser Zeit ihre Prüfungen schreiben müssen. Am Montag beginnt das schriftliche Abitur. In einer Fernsehsendung wurde kürzlich eine Abiturientin interviewt, die herzerweichend weinte, weil ihr die Pandemie und all die verhängten Einschränkungen das Jahr versaut haben, das das schönste in ihrer Schulzeit und ihrem jungen Leben hätte werden sollen. Keine Abifahrt, keine ausgelassene Party, wenn alles geschafft ist. In den Armen liegen werden sich die Freunde trotzdem, und wenn dabei Tränen fließen. Bis es so weit ist, bleibt nur, den Abiturienten und allen anderen Prüflingen die Daumen zu drücken.
Viel Erfolg!