Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Weingarten trauert um Walter Rampf
Im Alter von 70 Jahren ist der langjährige Chefarzt der Chirurgie am Krankenhaus 14 Nothelfer gestorben
WEINGARTEN (was) - Dass das Krankenhaus 14 Nothelfer in der Weingartener Bevölkerung und weit darüber hinaus ungemein beliebt war, liegt nicht allein am besonderen Lokalpatriotismus der Menschen dieser Stadt, sondern war vor allem dem guten menschlichen Klima zu verdanken, das hier gepflegt worden ist. 21 Jahre lang stand ein Mann gleichsam stellvertretend und maßgeblich dafür: der chirurgische Chefarzt Walter Rampf. Vergangene Woche ist er im Alter von 70 Jahren gestorben.
Von 1990 bis 2011 leitete Rampf die Chriurgie des Hauses und stand ihm im Wechsel mit dem internistischen Kollegen und der Leiterin der Anästhesie dem Haus auch als ärztlicher Direktor vor. Bei seiner Wahl zum Chefarzt hatten der damalige Oberbürgermeister Rolf Gerich und der Gemeinderat neben einer umfassenden fachlichen Qualifikation größten Wert darauf gelegt, dass der neue Chefchirurg nicht als Halbgott in Weiß auftritt und irgendwelche Starallüren pflegt, sondern die Chancen und Grenzen eines Hauses der Grundversorgung erkennt und respektiert.
Walter Rampf hatte sein Fachgebiet an der Uni Ulm erlernt, war Erster Oberarzt der chirurgischen Abteilung des Kreiskrankenhauses Aalen gewesen, einem Lehrkrankenhaus der Universität Ulm. Er praktizierte die Thorax- und Gefäßchirurgie und war in der Unfallchirurgie tätig, bevor er nach Weingarten kam.
Bei seiner Bewerbung eilte ihm der Ruf voraus, dass Walter Rampf sein chirurgisches Handwerk exzellent versteht und er sich stets auf dem aktuellen medizinischen Stand hält. So führte er in Weingarten minimalinvasive Operationsmethoden ein, die sehr schonende Eingriffe ermöglichen.
Er verschaffte sich hohes fachliches Ansehen. Doch gegenüber dem gesamten Krankenhaus-Team und vor allem für die Patienten strahlte Rampf große menschliche Wärme aus. Er war Mutmacher und Kümmerer und ging ganz in seinem Beruf auf. Dienst nach Vorschrift kannte Walter Rampf nicht. Er war zur Stelle, wann immer er gebraucht wurde. Da mussten die Frau und die beiden Kinder häufig zurückstehen.
Rampf setzte sich häufig bis an die Grenzen der Erschöpfung und nicht selten darüber hinaus für seine Patienten ein.
Das mag ein Grund dafür gewesen sein, dass er seinen Ruhestand nicht wirklich genießen konnte, zumal ihn bereits ein Jahr nach seiner Pensionierung ein harter persönlicher Schicksalsschlag ereilte. Er lebte fortan sehr zurückgezogen und verbrachte seine letzten Lebensjahre in einem Pflegeheim.
Dass sich in Corona-Zeiten seine Kinder und die zahlreichen Freunde nicht in angemessener Weise von ihm verabschieden konnten, ist doppelt traurig. Viele Menschen in Weingarten erinnern sich an Walter Rampf mit großer Dankbarkeit und Hochachtung.