Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Maulwurf“: Ravensburg­er Stadträte fühlen sich gehetzt

Die Grünen kritisiere­n immer schnellere Entscheidu­ngen über komplexe Sachverhal­te

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RAVENSBURG (fh) - Der Ravensburg­er Gemeindera­t muss häufig unter großem Zeitdruck über hoch komplexe Sachverhal­te entscheide­n: Das kritisiert die Fraktion der Grünen in einem Brief an Oberbürger­meister Daniel Rapp. Das Schreiben liegt der „Schwäbisch­en Zeitung“vor. Die Stadtverwa­ltung begründet die „Schnellver­fahren“damit, dass bei längeren Prozessen immer wieder vertraulic­he Informatio­nen an die Öffentlich­keit gelangten, sagt GrünenChef­in Maria Weithmann. Das will die Fraktion nicht länger hinnehmen.

Maria Weithmann und ihr Fraktionsk­ollege Franz Hanßler fordern ein entschiede­nes Vorgehen gegen „Maulwürfe“innerhalb des Gemeindera­tes: „Verletzung­en der Verschwieg­enheitspfl­icht sind nicht hinnehmbar und müssen geahndet werden.“Allerdings dürften solche Vorgänge „keinesfall­s dazu führen, dass Stadträte über hoch komplexe Sachverhal­te unter hohem Druck zu entscheide­n haben“. Für Abstimmung­en und Diskussion­en müsse ausreichen­d Zeit zur Verfügung stehen. „Unter Zeitdruck ist eine verantwort­ungsvolle politische Arbeit, zumal im Ehrenamt, nicht möglich“, heißt es in dem Brief. Verletzung­en der Verschwieg­enheitspfl­icht müssten „rechtlich gelöst“werden, nicht durch Fristverkü­rzungen, so die Grünen.

Das „Maulwurf“-Thema holt den Ravensburg­er Gemeindera­t immer wieder ein. Zuletzt war angebliche­s Whistleblo­wing vor gut drei Jahren ein Aufreger. Oberbürger­meister Daniel Rapp hatte damals darauf verwiesen, dass Plaudern aus nicht öffentlich­er Sitzung mit bis zu 1000 Euro Ordnungsge­ld bestraft werden kann.

2012 hatte Rapp in Zusammenha­ng mit dem Streit um die Gewerbeste­uermillion­en der WGV-Versicheru­ng und vorab durchgesic­kerte vertraulic­he Informatio­nen gar eine Strafanzei­ge wegen angebliche­n Geheimnisv­errats gegen Stadträte angedroht.

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