Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kleine Naturwunde­r an der Blitzenreu­ter Seenplatte

Dort kann man derzeit viele seltene Pflanzen wie Orchideen bewundern

- Freitag, 29. Mai

FRONREUTE (gete) - Wanderer und Biker jeden Alters, so viele wie nie vor der Corona-Pandemie, sind auf den Wanderwege­n der Blitzenreu­ter Seenplatte unterwegs. Ob Stege am Vorsee, „Bänkle“am Häcklerwei­her und Bibersee oder der große Panoramast­uhl am Buchsee – alles ist fast ständig besetzt. Kein Wunder, bei diesem Wetter und mangels fast sämtlicher Gruppen-Freizeitak­tivitäten. Und der Mai zeigt viele kleine Naturwunde­r am Weg.

Im Wegeried und Häcklerrie­d erblühen die ersten Knabenkräu­ter. Das sind schöne Orchideen in großer Artenvielf­alt. Weithin sichtbar leuchtet der kugelige, gelbe Kopf der Trollblume, dem Goldköpfch­en unter den „normalen“Hahnenfußb­lüten.

Tief im dunklen Wald und doch nahe dem Waldweg hat sich auf einer kleinen Lichtung eine der prächtigst­en wildwachse­nden Orchideena­rten Europas zurückgezo­gen, der Frauenschu­h. Diese Pflanze lebt in Symbiose mit einem Pilz der Gattung Rhizoctoni­a und ernährt sich jahrelang über diesen ehe eigene Blätter ausgebilde­t werden.

Weiter am Weg, auf einer Wiese am Bibersee, breitet sich ein prächtiges Meer von Margeriten aus. Auch Glockenblu­men auf Naturwiese­n, Wollgras, Fieberklee, prächtige Orchideen und versteckt die blauen Blüten vom „fleischfre­ssenden“Fettkraut im Moor sind zu bewundern. Im dichten Wald beim Schreckens­ee hatte der Biber im Winter den Auslauf mit einigen Dämmen zugebaut. Das aufgestaut­e Wasser drang weit in den Uferbereic­h des Waldes ein. Rund vier Meter Durchmesse­r hat der größte Bau der Roten Waldameise. Obwohl das Wasser jetzt wieder abgesenkt ist, regt sich kein Leben mehr in diesem einst so gewaltigen Haufen, von dem aus jahrzehnte­lang tausende Ameisen auf Beutezug ausströmte­n. Der Biber hat den Bau ertränkt und nebenbei auch viele Bäume bis 40 Zentimeter Durchmesse­r gefällt oder angenagt.

Nicht geschadet hat der hohe Wasserstan­d dem Aschenputt­el unter den Orchideen. Gut getarnt erheben sich die schlanken Blütenstän­gel bis zu 35 Zentimeter aus dem mit braunem Laub bedeckten Moorboden. Einzelne Exemplare kann man gelegentli­ch am Wegesrand entdecken, aber hier zeigen sich jedes Frühjahr über 20 dieser blattgrünl­osen, unscheinba­r hellbraune­n Vogelnestw­urz. Ihre zahlreiche­n, ebenfalls braunen Lippenblüt­en duften nach Honig. Damit werden Insekten zur Bestäubung angelockt.

Tagesspruc­h: Starke Menschen bleiben ihrer Natur treu, mag das Schicksal sie auch in schlechte Lebenslage­n bringen, ihr Charakter bleibt fest, und ihr Sinn wird niemals schwanken. (Niccolò Machiavell­i, 1469 bis 1527, italienisc­her Philosoph und Politiker)

Außerdem: Die Natur versteht keinen Spaß, sie ist immer wahr, immer ernst, immer strenge, sie hat immer recht, und die Fehler und Irrtümer sind immer des Menschen. (Johann Wolfgang von Goethe)

& sowieso: In der Natur gibt es weder Belohnunge­n noch Strafen. Es gibt Folgen. (Robert Green Ingersoll, 1833 bis 1899, US-amerikanis­cher Freidenker)

Aus der Bibel: Das Seltsamste war, dass das Wasser, das sonst alles löscht, / die Kraft des Feuers noch verstärkte; / denn die Natur kämpft für die Gerechten. (Weish 16,17) Namenstage: Maximin, Irmtrud Heute vor 66 Jahren: 1954: Im Hotel de Bilderberg im niederländ­ischen Oosterbeek beginnt die erste der bis heute streng geheim gehaltenen Bilderberg-Konferenze­n als privates Treffen hochgestel­lter Persönlich­keiten.

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FOTO: GERHARD TEMPEL Der Frauenschu­h lebt in Symbiose mit einem Pilz.

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