Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Kleine Naturwunder an der Blitzenreuter Seenplatte
Dort kann man derzeit viele seltene Pflanzen wie Orchideen bewundern
FRONREUTE (gete) - Wanderer und Biker jeden Alters, so viele wie nie vor der Corona-Pandemie, sind auf den Wanderwegen der Blitzenreuter Seenplatte unterwegs. Ob Stege am Vorsee, „Bänkle“am Häcklerweiher und Bibersee oder der große Panoramastuhl am Buchsee – alles ist fast ständig besetzt. Kein Wunder, bei diesem Wetter und mangels fast sämtlicher Gruppen-Freizeitaktivitäten. Und der Mai zeigt viele kleine Naturwunder am Weg.
Im Wegeried und Häcklerried erblühen die ersten Knabenkräuter. Das sind schöne Orchideen in großer Artenvielfalt. Weithin sichtbar leuchtet der kugelige, gelbe Kopf der Trollblume, dem Goldköpfchen unter den „normalen“Hahnenfußblüten.
Tief im dunklen Wald und doch nahe dem Waldweg hat sich auf einer kleinen Lichtung eine der prächtigsten wildwachsenden Orchideenarten Europas zurückgezogen, der Frauenschuh. Diese Pflanze lebt in Symbiose mit einem Pilz der Gattung Rhizoctonia und ernährt sich jahrelang über diesen ehe eigene Blätter ausgebildet werden.
Weiter am Weg, auf einer Wiese am Bibersee, breitet sich ein prächtiges Meer von Margeriten aus. Auch Glockenblumen auf Naturwiesen, Wollgras, Fieberklee, prächtige Orchideen und versteckt die blauen Blüten vom „fleischfressenden“Fettkraut im Moor sind zu bewundern. Im dichten Wald beim Schreckensee hatte der Biber im Winter den Auslauf mit einigen Dämmen zugebaut. Das aufgestaute Wasser drang weit in den Uferbereich des Waldes ein. Rund vier Meter Durchmesser hat der größte Bau der Roten Waldameise. Obwohl das Wasser jetzt wieder abgesenkt ist, regt sich kein Leben mehr in diesem einst so gewaltigen Haufen, von dem aus jahrzehntelang tausende Ameisen auf Beutezug ausströmten. Der Biber hat den Bau ertränkt und nebenbei auch viele Bäume bis 40 Zentimeter Durchmesser gefällt oder angenagt.
Nicht geschadet hat der hohe Wasserstand dem Aschenputtel unter den Orchideen. Gut getarnt erheben sich die schlanken Blütenstängel bis zu 35 Zentimeter aus dem mit braunem Laub bedeckten Moorboden. Einzelne Exemplare kann man gelegentlich am Wegesrand entdecken, aber hier zeigen sich jedes Frühjahr über 20 dieser blattgrünlosen, unscheinbar hellbraunen Vogelnestwurz. Ihre zahlreichen, ebenfalls braunen Lippenblüten duften nach Honig. Damit werden Insekten zur Bestäubung angelockt.
Tagesspruch: Starke Menschen bleiben ihrer Natur treu, mag das Schicksal sie auch in schlechte Lebenslagen bringen, ihr Charakter bleibt fest, und ihr Sinn wird niemals schwanken. (Niccolò Machiavelli, 1469 bis 1527, italienischer Philosoph und Politiker)
Außerdem: Die Natur versteht keinen Spaß, sie ist immer wahr, immer ernst, immer strenge, sie hat immer recht, und die Fehler und Irrtümer sind immer des Menschen. (Johann Wolfgang von Goethe)
& sowieso: In der Natur gibt es weder Belohnungen noch Strafen. Es gibt Folgen. (Robert Green Ingersoll, 1833 bis 1899, US-amerikanischer Freidenker)
Aus der Bibel: Das Seltsamste war, dass das Wasser, das sonst alles löscht, / die Kraft des Feuers noch verstärkte; / denn die Natur kämpft für die Gerechten. (Weish 16,17) Namenstage: Maximin, Irmtrud Heute vor 66 Jahren: 1954: Im Hotel de Bilderberg im niederländischen Oosterbeek beginnt die erste der bis heute streng geheim gehaltenen Bilderberg-Konferenzen als privates Treffen hochgestellter Persönlichkeiten.