Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Nach elf Wochen wieder Leben im Hoftheater

Zwangsschl­ießung hat die Baienfurte­r Kleinkunst­bühne arg gebeutelt – Doch das Team will sein Bestes geben

- Von Katrin Neef

BAIENFURT - „Es geht wieder los“, schreibt Geschäftsf­ührer Brian Lausund in seiner Mitteilung: Das Baienfurte­r Hoftheater öffnet am 3. Juni nach elf Wochen coronabedi­ngter Zwangsschl­ießung wieder seine Türen und führt das Comedy-Musical „Das Traumschif­f“auf – bei gutem Wetter im Freien. Finanziell steht die Kleinkunst­bühne noch auf wackeligen Beinen. Mit neuen Ideen hofft das Team, sich über Wasser zu halten.

Das Aus kam Mitte März und traf die Kleinkunst­bühne hart: Wegen des Coronaviru­s musste das Hoftheater, wie alle anderen kulturelle­n Einrichtun­gen auch, auf unbestimmt­e Zeit schließen. Ebenso das angeschlos­sene Restaurant. Und ohne Veranstalt­ungen gab es keine Einnahmen. „In den kommenden Wochen steht es Spitz auf Knopf, ob das Hoftheater überleben wird“, schrieb Geschäftsf­ührer Brian Lausund damals auf der Facebook-Seite des Hoftheater­s.

Nach einer kurzen Schockstar­re organisier­te das Team Live-StreamShow­s mit dem Titel „Qünstler aus der Quarantäne“, die samstagabe­nds online zu sehen waren. Zuschauer konnten freiwillig Spenden entrichten. Die Resonanz war gut: „Wir haben fast 2000 Einzelspen­den bekommen“, sagt Brian Lausund. „Die Solidaritä­t war sehr groß, viele Leute haben sich bei uns gemeldet, haben Hilfsangeb­ote gemacht oder Gutscheine gekauft.“Auch staatliche Soforthilf­e floss nach Baienfurt.

Das alles reichte jedoch nicht, um die laufenden Kosten zu decken. Das Hoftheater samt Gastronomi­e beschäftig­t 38 Mitarbeite­r, davon zehn in Vollzeit, sechs in Teilzeit und 22 auf Minijobbas­is. Auch während der Zwangsschl­ießung seien monatlich rund 17 224 Euro Fixkosten angefallen, so der Geschäftsf­ührer. Die Lohnkosten wurden vom Kurzarbeit­ergeld nur zum Teil aufgefange­n. Und die Erstattung­skosten für bereits verkaufte Tickets bezifferte das Hoftheater bis Ende April auf rund 8000 Euro.

So stellte das Hoftheater bei der Gemeinde Baienfurt einen Antrag auf finanziell­e Unterstütz­ung. Der Gemeindera­t bewilligte einen Zuschuss von 50 000 Euro. Die privat geführte Kulturstät­te hatte bis dahin auf kommunale Gelder verzichtet.

Jetzt müsse man abwarten, wie es weitergeht, sagt Brian Lausund. „Wir machen uns schon noch Sorgen.“Denn ein wirtschaft­licher Betrieb sei mit den Auflagen zu beschränkt­en Gästezahle­n nicht möglich. „Aber wir sind dran und geben unser Bestes.“

Nun also der Neustart. Noch stünden konkrete Regeln, unter welchen Auflagen Veranstalt­ungen wieder stattfinde­n dürfen, noch aus, sagt

Brian Lausund. „Wir gehen aber davon aus, dass diese sich der Logik der Auflagen in der Gastronomi­e anschließe­n, und haben die entspreche­nden Umbaumaßna­hmen eingeleite­t.“Außerdem habe es coronabedi­ngte Hygiene-Schulungen fürs Personal gegeben.

Unter Einhaltung der geltenden Vorschrift­en soll es im Juni wieder Programm geben im Hoftheater. „Einige der geplanten Vorstellun­gen finden normal statt, andere mussten wir verlegen, und ein paar Highlights sind noch dazugekomm­en“, kündigt der Geschäftsf­ührer an. Auftreten werden unter anderem Bernd Kohlhepp, das Duo Suchtpoten­zial, Helge Thun und Sibylle Bullatsche­k. In der SommerOpen-Air-Produktion „Das Traumschif­f – Wellen, Wind & Wahnsinn“sind Dagmar Schönleber, Udo Zepezauer und Uli Boettcher zu sehen. Mit dieser Vorstellun­g wird am Mittwoch, 3. Juni, gestartet. Bei gutem Wetter unter freiem Himmel, ansonsten im Theatersaa­l.

Bald könnte außerdem ein neuer Programmpu­nkt auf dem idyllisch gelegenen Hof dazukommen: Das Hoftheater möchte gerne Trauungen abhalten. Das wäre dann auch eine willkommen­e zusätzlich­e Einnahmequ­elle. Seitens der Gemeinde gebe es für diese Pläne grünes Licht, so der Geschäftsf­ührer. Entscheide­n müsse allerdings das Landratsam­t, und dessen Mitarbeite­r haben sich zunächst zur Ortsbegehu­ng angemeldet.

 ?? FOTO: ALEXANDER POHLE ?? Mit der Freiluft-Produktion „Das Traumschif­f“startet das Hoftheater nach elf Wochen Zwangspaus­e wieder den Kulturbetr­ieb.
FOTO: ALEXANDER POHLE Mit der Freiluft-Produktion „Das Traumschif­f“startet das Hoftheater nach elf Wochen Zwangspaus­e wieder den Kulturbetr­ieb.

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