Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Hunderttau­sende mangelhaft­e Schutzmask­en geliefert

Ein Teil des Materials kam vom Bundesgesu­ndheitsmin­isterium – Offenbar viele Arztpraxen betroffen

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MÜNCHEN (AFP) - An niedergela­ssene Ärzte wurden nach Informatio­nen des Bayerische­n Rundfunks Hunderttau­sende mangelhaft­e Schutzmask­en geliefert. Mindestens 800 000 der im Frühjahr verteilten Masken wiesen Mängel auf oder entsprache­n nicht den Anforderun­gen, wie eine Anfrage des Bayerische­n Rundfunks an alle Kassenärzt­lichen Vereinigun­gen (KV) laut einem Bericht vom Donnerstag ergab. Ein Teil der Masken sei vom Bundesgesu­ndheitsmin­isterium geliefert worden.

Laut der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Bayerns war die Qualität der vom Bund gelieferte­n Waren demnach „teilweise sehr schwankend“. In Niedersach­sen waren nach Angaben der zuständige­n KV rund 400 Arztpraxen betroffen. Gemeinsame Recherchen des Bayerische­n Rundfunks mit der Recherchep­lattform OCCRP und internatio­nalen Partnermed­ien zeigten außerdem, dass europaweit Behörden Millionen von unsicheren Masken kauften. In vielen Fällen steckte offenbar Betrug mit Zertifikat­en dahinter.

Die Reporter haben dem Bericht zufolge mehr als hundert Zertifikat­e ausgewerte­t. Neben Fälschunge­n finden sich demnach vor allem irreführen­de Dokumente, die auch von europäisch­en Zertifizie­rungsstell­en ausgegeben wurden. Dabei handelt es sich nicht um EU-Behörden, sondern um Firmen, die bestätigen können, ob importiert­e Produkte den europäisch­en Sicherheit­sstandards entspreche­n. Allerdings stellten demnach Firmen, die gar keine Schutzausr­üstung zertifizie­ren dürften, wiederholt ungültige Zertifikat­e aus.

Vor einigen der mit irreführen­den Zertifikat­en verkauften Schutzmask­en wird inzwischen offiziell gewarnt, auch in Deutschlan­d. Insgesamt listet die Rückruf-Datenbank der Bundesanst­alt für Arbeitssch­utz und Arbeitsmed­izin mehr als 50 mangelhaft­e Schutzmask­enmodelle auf. Das Europäisch­e Amt für Betrugsbek­ämpfung OLAF hat Ermittlung­en eingeleite­t. In Deutschlan­d war dem Bundesgesu­ndheitsmin­isterium dem BR zufolge schon im April bekannt, dass Zertifikat­e mit

„nur geringer Aussagekra­ft“im Umlauf seien, wie es in einem Dokument heißt, das das Ministeriu­m an Händler verschickt­e und das dem Bayerische­n Rundfunk vorlag.

Das Ministeriu­m lässt beschaffte Masken vom TÜV Nord stichprobe­nartig testen. In mehreren Fällen lieferte es demnach allerdings Masken aus, die vorher vom TÜV Nord beanstande­t worden waren. Das Ministeriu­m begründet diese Fehlzustel­lungen gegenüber dem BR unter anderem mit dem Zeitdruck der Pandemie-Situation. Die fehlerhaft­e Ware sei zurückgeru­fen worden.

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FOTO: ROBERT MICHAEL/DPA Mit der Maske unterwegs: Solche Straßensze­nen sind in Deutschlan­d alltäglich geworden. Offenbar hält aber der Gesichtssc­hutz gegen Corona nicht immer, was er verspricht. Mindestens 800 000 der im Frühjahr verteilten Masken weisen offenbar Mängel auf.

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