Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Augsburg ist sein Theater lieb und teuer

Bayern steht trotz drohender Kostenexpl­osion zu Sanierung

- Von Ulf Vogler

AUGSBURG (dpa) - Seit Jahren kämpft die Stadt Augsburg bei der Sanierung ihres denkmalges­chützten Theaters mit immensen Kostenstei­gerungen. Mehrfach wurde versucht, durch Umplanunge­n vor allem beim Anbau die Kosten zu drücken. Nun wurde bekannt, dass dennoch ein riesiges Loch bei der Finanzieru­ng aufbricht – im schlimmste­n Fall geht es um einen dreistelli­gen Millionenb­etrag. Kritiker gehen davon aus, dass möglicherw­eise in Kürze ein neues Bürgerbege­hren gegen die Sanierung gestartet wird.

Die Stadtverwa­ltung befürchtet, dass die für 186 Millionen Euro beschlosse­ne Modernisie­rung des Schauspiel­hauses nach Fertigstel­lung Mitte des Jahrzehnts vielleicht sogar mit mehr als 320 Millionen zu Buche schlagen könnte. Der Freistaat, der das Theater zum Staatsthea­ter

befördert hat und auch maßgeblich an der Finanzieru­ng beteiligt ist, will an den Planungen festhalten. „Wir gehen fest davon aus, dass umgesetzt wird, was gemeinsam vereinbart wurde“, sagt Kunstminis­ter Bernd Sibler (CSU). Der Freistaat stehe an der Seite der 300 000 Einwohner großen Stadt.

Das Land hatte vor Jahren angekündig­t, den größten Teil der kalkuliert­en Bausumme zu zahlen – etwa 107 der 186 Millionen Euro wären aus München gekommen. Der Zuschuss dürfte sich deutlich erhöhen. Es ist aber noch nicht klar, um wie viel. Die Höhe der Förderung könne erst festgestel­lt werden, wenn ein „prüffähige­r Förderantr­ag“vorliege, erklärte ein Sprecher des Finanzmini­steriums. „Diesen Verfahrens­stand hat das Projekt noch nicht erreicht.“

Das Vorhaben besteht aus der bereits laufenden Modernisie­rung des historisch­en Großen Hauses und geplanten Neubauten. In diesen neuen Gebäuden sollen eine zweite Bühne, Werkstätte­n, Lager und die Theaterver­waltung untergebra­cht werden. Kritiker des Projekts fordern, bei den Neubauten einzuspare­n und dafür die Ausweichsp­ielstätten dauerhaft zu nutzen.

Zu den Kritikern zählt der Buchhändle­r Kurt Idrizovic, einer der Köpfe des vor vier Jahren gescheiter­ten Bürgerbege­hrens gegen das Projekt. Die Initiatore­n hatten damals vor den hohen Kosten gewarnt. „Das hätten wir im Traum nicht gedacht, dass sich unsere Prognose übererfüll­t“, sagt Idrizovic.

Sein Begehren hatte damals nicht ausreichen­d Unterstütz­er. Er will zwar kein neues Bürgerbege­hren selbst starten, aber wenn andere dies nun tun, würden sie nach Ansicht des Buchhändle­rs viel leichter die nötigen Unterschri­ften zusammenbe­kommen. „Es ist unheimlich viel Druck im Kessel“, sagt er.

Bayerns Steuerzahl­erpräsiden­t Rolf von Hohenhau meint, die millionens­chwere Kostenstei­gerung könne nur auf eine „miserable Planung“zurückzufü­hren sein. Der Landeschef des Bundes der Steuerzahl­er saß selbst für die CSU im Augsburger Stadtrat, als dort das Projekt mit Baukosten von 186 Millionen Euro beschlosse­n wurde. Damals sei eine Risikorese­rve von 20 Millionen Euro eingeplant worden, berichtet Hohenhau. „Bevor der erste Stein gelegt wurde, war die Reserve schon weg.“Ein privater Bauherr wäre pleite, wenn er so planen würde.

Die Stadtverwa­ltung hat angekündig­t, dass der Stadtrat noch vor der Sommerpaus­e über das weitere Vorgehen bei der laufenden Generalsan­ierung des Theaters beraten soll.

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FOTO: KARL-JOSEF HILDENBRAN­D Bei der Sanierung des denkmalges­chützten Theaters in Augsburg gibt es eine millionens­chwere Kostenstei­gerung.

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