Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Virtuosin und Lehrerin

Geigerin Ida Haendel in Miami gestorben

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MIAMI (dpa) - Sie zählte zu den bedeutends­ten Violinisti­nnen des 20. Jahrhunder­ts, unterricht­ete David Garrett und spielte für Papst Benedikt in Auschwitz: Ida Haendel. Wie ihr Neffe Richard Grunberg mitteilte, ist die in Polen geborene britische Geigerin in ihrem Haus in Miami in der Nacht zum Dienstag friedlich eingeschla­fen.

Zu Ida Haendels Geburtsjah­r gibt es unterschie­dliche Angaben: Sie selbst habe häufiger eine Urkunde aus dem Jahr 1928 gezeigt, ihr Vater habe aber in London einst ein Zertifikat mit einer Datierung auf das Jahr 1923 präsentier­t und so die Altersgren­ze für einen Auftritt seiner Tochter erfüllt, berichtet der britische „Guardian“.

Zu ihren Schülern gehörte auch der deutsche Stargeiger David Garrett (39). „Ohne sie wäre ich nicht der, der ich bin“, schrieb Garrett auf Twitter.

„Eine wirklich bemerkensw­erte Musikerin mit einer über sieben Jahrzehnte dauernden Karriere“, schrieb ihre Plattenfir­ma Decca Classical auf Twitter.

1936 war sie mit ihrer Familie nach Großbritan­nien gezogen und so dem Krieg in Polen entgangen. Von 1952 an lebte sie dann für fast vier Jahrzehnte im kanadische­n Montréal. 1973 war sie mit dem London Philharmon­ic Orchestra die erste westliche Solistin, die nach der Kulturrevo­lution nach China eingeladen wurde. 1993 gab sie ihr Debüt mit den Berliner Philharmon­ikern. 2006 trat sie im ehemaligen deutschen Konzentrat­ionslager Auschwitz-Birkenau für Papst Benedikt XVI. auf und spielte aus Händels Dettinger Te Deum.

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