Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Schulbetreuung künftig tageweise
Rat beschließt neue Gebührenkalkulation ab dem Schuljahr 2020/21
WEINGARTEN - Es ist der Wunsch vieler Weingartener Eltern gewesen: Mehr Flexibilität bei der Schulbetreuung. Bislang hatten sie nur die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten. Entweder sie buchten drei Tage oder fünf Tage für die Hortbetreuung.
Dieses System ändert sich nun nach dem jüngsten Beschluss des Gemeinderats am Montag. Mit dem Start ins Schuljahr 2020/21 können Eltern nun tageweise das Betreuungsangebot an der Talschule und der Schule am Martinsberg buchen.
Eine Beibehaltung der ein bis drei Tage-Regelung sowie das vier bis fünf Tage-Paket im Hort schmälere die Attraktivität seitens der Eltern, heißt es in der Sitzungsvorlage für den Beschluss. Oftmals würden die Eltern einen Bedarf an ausschließlich einem oder zwei Tagen äußern.
Die Stadtverwaltung verspreche sich mit einer tagenauen Belegung eine höhere Auslastung, die durch die Angabe bestimmter Tage gesichert wäre.
Bis zum Beginn des Schuljahres 2020/21 bezahlten Familien in den Horten an der Talschule und am Martinsberg für ein bis drei Tage 110,74 Euro pro Monat. Vier bis fünf Tage Betreuung kosteten 179,87 Euro.
Nach der Neuordnung der Gebühren, die für vier Jahre gelten soll, kostet ein Tag 93,17 Euro, zwei Tage 101,95 Euro, vier Tage 145,31 Euro. Die Beträge für drei beziehungsweise fünf Tage bleiben gleich.
Auch die Gebühren für die verlässliche Grundschule ändern sich. Die verlässliche Grundschule garantiert den Eltern eine Betreuung ihrer Kinder vor und nach der Schule im Zeitraum zwischen 7 Uhr und 13 Uhr. Eine flexible Nachmittagsbetreuung wird in Weingarten als Ergänzung angeboten, um die Zeit bis zum Nachmittagsunterricht abdecken zu können. Eine gesonderte Kalkulation für dieses Angebot gibt es nicht.
Für einen Tag verlässliche Grundschule fallen künftig 44,90 Euro an.
Zwei Tage kosten 47,14 Euro, drei 49,39 Euro, vier 51,63 Euro und fünf Tage 53,88 Euro.
Die bislang geltenden Kombinationsangebote wie Hort plus verlässliche Grundschule wird es künftig nicht mehr geben. Die Gründe: Es gebe eine bessere Abgrenzung und der Verwaltungsaufwand werde verringert.
Für das Mittagessen bezahlen die Eltern 3,90 Euro. Außerdem werden die Gebühren mit einer Kostensteigerung je Jahr um drei Prozent für die Raumkosten und 2,2 Prozent für Personalkosten erhöht. Der Elternanteil an den Kosten beträgt 30 Prozent.
Zwar stimmte der Rat dieser Umsetzung mehrheitlich bei vier Enthaltungen und einer Gegenstimme zu,doch gab es auch Kritik, vor allem an dem hohen Preis von 93,17 Euro für die Ein-Tages-Betreuung. Die Staffelung sei nicht nachvollziehbar, sagte der Stadtrat der Freien Wähler Weingarten, Maximilian Habisreutinger. Er schlug stattdessen einen Sockelbeitrag von 50 Euro vor, um Fixkosten der Betreuung abzudecken, plus einem variablen Kostenanteil pro Betreuungstag von 25 Euro. Damit würde ein Betreuungstag 75 Euro kosten, zwei Tage 100 Euro. Dem Wunsch der Bürger nach differenzierten Preisen würde damit deutlicher Rechnung getragen, die jetzige Lösung sei nur ein marginales Entgegenkommen, sagte Habisreutinger.
Zudem läge diese Modell näher am Beschluss, 30 Prozent der Kosten zu decken, weil mit dem jetzigen Modell
die Ein-Tages-Nutzer fast 100 Prozent ihrer Kosten selber bezahlen müssen, was weit weg von der Idee des Ratsbeschlusses ist. Er stimmte gegen den Beschluss.
Stadtkämmerer Daniel Gallasch begründete den hohen Tagessatz, dass damit Ausfall aufgefangen werde. Rainer Beck, Fachbereichsleiter Gesellschaft, Bildung und Soziales bestätigte auf Nachfrage, dass Weingarten mit einem Elternanteil von 30 Prozent sehr hoch liege und verwies auf finanzielle Engpass und verteidigte den Preis, um überhaupt ein solches Angebot machen zu können.
Susanne Münz von den Grünen und Doris Spieß von der SPD kritisierten, dass mit diesem differenzierten Konzept das pädagogische Konzept leide.