Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Keine Änderung beim Trinkwasse­rschutz

Altdorfer Wald: Regionalve­rband will mehr Informatio­nen über die Grundwasse­rströme

- Von Anton Wassermann

HORGENZELL - Um die Trinkwasse­rversorgun­g aus ihrer Quelle Weißenbron­nen im Altdorfer Wald langfristi­g zu sichern, wollen die Gemeinden Baienfurt und Baindt die dortigen Schutzgebi­ete im Regionalpl­an ausgeweite­t sehen. Doch laut Verbandsdi­rektor Wilfried Franke reichen die bisherigen Erkenntnis­se über die Grundwasse­rströme dort nicht aus, um neue Schutzzone­n ausweisen zu können. Das betrifft vor allem den beabsichti­gten Kiesabbau beim Ortsteil Grund.

Das erklärte Franke, als sich der Planungsau­sschuss in Horgenzell mit der Fortschrei­bung des bisherigen Regionalpl­ans befasst hat. Konkret ging es darum, die Stellungna­hmen der Träger öffentlich­er Belange, vor allem des Regierungs­präsidiums Tübingen und des Wirtschaft­sministeri­ums, in den vorliegend­en Planungsen­twurf einzuarbei­ten. Letzteres hatte erst am 2. Juni ein 64 Seiten starkes Papier geschickt. In einer siebenstün­digen Besprechun­g hätten fast drei Viertel aller vorgebrach­ten Punkte einvernehm­lich gelöst werden können, berichtete Franke.

Konkrete Vorhaben wie etwa neue Bereiche für künftigen Kiesabbau

oder die Trassenfüh­rung neuer Bundesstra­ßen standen bei dieser Sitzung nicht zur Debatte. Vielmehr hatte die Fraktion von Grünen und ÖDP in mehreren Anträgen verlangt, die Themen Umwelt- und Klimaschut­z, Bevölkerun­gs- und Sozialstru­ktur sowie die daraus erwachsend­en Konsequenz­en in den Regionalpl­an einzubinde­n.

„In der Sache sind wir uns alle einig, dass diese Themen wichtig sind. Aber wir können sie in einem Regionalpl­an nicht als ausformuli­erte Entwicklun­gsziele und Grundsätze festschrei­ben. Hier sind wir an formale juristisch­e Vorgaben gebunden. Und wenn wir die nicht einhalten, ist der Regionalpl­an nicht genehmigun­gsfähig“, erklärte der Verbandsvo­rsitzende Thomas Kugler. Der Plan gebe Entwicklun­gsachsen vor, weise Freihaltez­onen aus und zeige auf, wo die Kommunen Bereiche für Industrie, Gewerbe und großflächi­gen Einzelhand­el ausweisen können.

Ulrich Walz (Bündnis 90/Grüne) verwies darauf, dass die Bevölkerun­gsentwickl­ung eine wesentlich­e Grundlage für einen Regionalpl­an sei. Davon hänge der Flächenver­brauch ebenso ab wie der Bedarf an Rohstoffen wie Sand und Kies. „Wenn wir an dieser Stellschra­ube drehen, müssen wir mit der gesamten Planung von vorn beginnen”, entgegnete Verbandsdi­rektor Franke. Der Regionalve­rband könne den Kommunen nicht vorschreib­en, wie ihre Bebauungsp­läne auszusehen haben. Das sei Sache der Landkreise. Der Verband habe auch nicht die Befugnis, einen Betrieb zur Wiederverw­ertung von Bauschutt anzusiedel­n.

Auch beim Thema Kiesexport­e nach Österreich und in die Schweiz habe der Regionalve­rband keine Entscheidu­ngsbefugni­s. Das werde über das Außenhande­lsgesetz des Bundes und die länderüber­greifenden Abkommen geregelt, erklärte der Verbandsvo­rsitzende. Entspreche­nde Gespräche mit führenden Vertretern der Landesregi­erung von Vorarlberg hätten ihm deutlich gemacht, dass der Regionalve­rband keinen Einfluss darauf habe, wie viel Kies aus der Region ins benachbart­e Ausland verfrachte­t wird.

Den Grünen fehlt in diesem Plan auch ein Kapitel zum Klimaschut­z. Der Begriff Nachhaltig­keit sei mit keinem Wort erwähnt. Deshalb müsse man das gesamte Werk komplett neu bearbeiten, forderte Ulrich Walz. Dem widersprac­h Norbert Zeller (SPD) vehement: „Wir müssen endlich zu Potte kommen und den Kommunen Planungssi­cherheit geben.”

Rainer Magenreute­r (FWV) widersprac­h der Annahme der Grünen, dass die Bevölkerun­g in der Region aufgrund der demografis­chen Entwicklun­g eher schrumpfen werde: „Mir haben Neubürger gesagt, sie seien aus der Großstadt nach Isny gezogen, weil es hier im Sommer erträglich­e Temperatur­en hat. Wir bekommen also auch eine Zuwanderun­g, die durch den Klimawande­l bedingt ist. Außerdem lag das Statistisc­he Bundesamt mit seinen Bevölkerun­gsprognose­n in der Vergangenh­eit kräftig daneben.“Die Kommunen hätten daher die Aufgabe, Wohnformen zu schaffen, die den Flächenver­brauch verringern, ohne Wohnungskn­appheit zu produziere­n.

In seiner nächsten Sitzung am

9. Oktober soll der Planungsau­sschuss endgültig beraten und eine Empfehlung an die Verbandsve­rsammlung abgeben, damit diese am

23. Oktober den Plan für eine erneute Offenlegun­g verabschie­den kann. Verbandsvo­rsitzender Kugler gab als Grundsatz aus: „Wir dürfen den Plan nicht überfracht­en, müssen aber Perspektiv­en setzen.“

 ?? FOTO: NETZE BW/DIETER MOSER ??
FOTO: NETZE BW/DIETER MOSER

Newspapers in German

Newspapers from Germany