Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Stufenweise Rückkehr
Ohne Fans mag der Profisport zwar nicht so berückend sein, nicht ganz so inspirierend, weder für die Sportler vor Ort noch für die Zuschauer vor dem Fernsehen. Dass große Veranstaltungen wie das DFBPokalfinale am Samstag derzeit ohne Zuschauer ablaufen, bleibt dennoch sinnvoll – unser aller Gesundheit wegen. Eine Pandemie ist nicht die Zeit für Massenveranstaltungen, für Massenkonsum, für Massenaufläufe. Die in Kroatien und Serbien abgehaltenen, sehr freizügigen Adria Open im Tennis haben das bewiesen. Etliche Neuinfektionen waren die Folge.
Eintausend Fans wären theoretisch zwar erlaubt in Berlin, Aufwand und Ertrag für den Veranstalter stünden aber in keinem Verhältnis zum Risiko. Es lohnt schlicht nicht, angesichts der Kosten, ein so großes Stadion nur mit wenig Menschen zu füllen.
Was selbst mit wenigen Zuschauern passieren kann, sah man beim Cupfinale in Dänemark: Gerade mal 1750 Fans weilten im Stadion, einige aber dachten trotz Durchsagen nicht im Traum daran, ihr von einst gewohntes Verhalten zu hinterfragen und zu ändern. Sie wollten nicht allein sein, wollten Fußball Haut an Haut anschauen. Auch Auf- und Abstiege feiern Fans gerne nah beieinander, zu sehen in Stuttgart, Bremen, Dresden, Bielefeld und nun Braunschweig.
Wenn die Politik das Risiko, dass Hunderte Fans Abstandsregeln nicht einhalten, im Fußball tragen will, wird sie sich gleichzeitig fragen müssen, wieso sie im Kultur-, Konzert- und Messenbereich mit anderen Maßstäben misst. Die Landesregierungen wäre gut beraten, Fans nur langsam wieder zuzulassen, in kleinen Schritten, und dabei immer die Fallzahlen im Auge zu halten. Alles andere ist unglaubwürdig.