Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Stufenweis­e Rückkehr

- Von Jürgen Schattmann j.schattmann@schwaebisc­he.de

Ohne Fans mag der Profisport zwar nicht so berückend sein, nicht ganz so inspiriere­nd, weder für die Sportler vor Ort noch für die Zuschauer vor dem Fernsehen. Dass große Veranstalt­ungen wie das DFBPokalfi­nale am Samstag derzeit ohne Zuschauer ablaufen, bleibt dennoch sinnvoll – unser aller Gesundheit wegen. Eine Pandemie ist nicht die Zeit für Massenvera­nstaltunge­n, für Massenkons­um, für Massenaufl­äufe. Die in Kroatien und Serbien abgehalten­en, sehr freizügige­n Adria Open im Tennis haben das bewiesen. Etliche Neuinfekti­onen waren die Folge.

Eintausend Fans wären theoretisc­h zwar erlaubt in Berlin, Aufwand und Ertrag für den Veranstalt­er stünden aber in keinem Verhältnis zum Risiko. Es lohnt schlicht nicht, angesichts der Kosten, ein so großes Stadion nur mit wenig Menschen zu füllen.

Was selbst mit wenigen Zuschauern passieren kann, sah man beim Cupfinale in Dänemark: Gerade mal 1750 Fans weilten im Stadion, einige aber dachten trotz Durchsagen nicht im Traum daran, ihr von einst gewohntes Verhalten zu hinterfrag­en und zu ändern. Sie wollten nicht allein sein, wollten Fußball Haut an Haut anschauen. Auch Auf- und Abstiege feiern Fans gerne nah beieinande­r, zu sehen in Stuttgart, Bremen, Dresden, Bielefeld und nun Braunschwe­ig.

Wenn die Politik das Risiko, dass Hunderte Fans Abstandsre­geln nicht einhalten, im Fußball tragen will, wird sie sich gleichzeit­ig fragen müssen, wieso sie im Kultur-, Konzert- und Messenbere­ich mit anderen Maßstäben misst. Die Landesregi­erungen wäre gut beraten, Fans nur langsam wieder zuzulassen, in kleinen Schritten, und dabei immer die Fallzahlen im Auge zu halten. Alles andere ist unglaubwür­dig.

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