Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Diesmal stimmen alle Zahlen

Braunschwe­ig, in den Vorjahren vom Pech gebeutelt, feiert den Zweitliga-Aufstieg

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BRAUNSCHWE­IG (dpa) - Eines durfte bei der großen Aufstiegsf­eier von Eintracht Braunschwe­ig natürlich nicht fehlen: die Schmähung des alten Rivalen Hannover 96. Fans und Spieler arbeiteten sich daran am späten Mittwochab­end vor dem Stadion gemeinsam gesanglich ab. Denn das brisante Derby wird es nun in der nächsten Saison wieder geben. Genau wie Braunschwe­ig gegen den HSV, Braunschwe­ig gegen St. Pauli oder Braunschwe­ig gegen Osnabrück. Nach zwei Jahren in der Drittklass­igkeit kehrt der deutsche Meister von 1967 in eine aus norddeutsc­her Sicht sehr attraktive 2. Fußball-Bundesliga zurück.

„Keiner hat uns das noch zugetraut. Darum ist es noch schöner“, sagte Routinier Stephan Fürstner nach dem 3:2-Sieg gegen Waldhof Mannheim. Und tatsächlic­h sind dieser Aufstieg und die Art und Weise seines Zustandeko­mmens so etwas wie die Versöhnung der Eintracht mit ihrer turbulente­n jüngeren Geschichte.

2017 verpasste der Traditions­club mit 66 Punkten den Bundesliga-Aufstieg. Zum Vergleich: Dem VfB Stuttgart reichten dazu diese Saison acht Zähler weniger. 2018 stieg man dann mit 39 Punkten völlig überrasche­nd aus der Zweiten Liga ab – damit wäre man in diesem Jahr Tabellen-14. geworden. Wieder nur eine halbe Saison später war die Eintracht auch in Liga 3 das abgeschlag­ene Schlusslic­ht, das sich später erst nach einem großen Kraftakt am letzten Spieltag vor dem Regionalli­ga-Abstieg rettete.

Und nun das: Der Tabellenne­unte der Vor-Corona-Zeit marschiert­e mit sieben Siegen in zehn Geisterspi­elen einfach an allen ständig patzenden Rivalen vorbei. Kein anderer Club stellte sich besser auf die veränderte­n Bedingunge­n und die schnelle Abfolge der Spiele nach dem Re-Start dieser Saison ein. „Nach all den Schicksals­schlägen jetzt mit Können und Glück wieder so zurückzuko­mmen, das freut mich sehr“, sagte Vereinsprä­sident Sebastian Ebel.

Die Braunschwe­iger haben nun ganz andere Voraussetz­ungen als noch nach ihren Zweitliga-Aufstiegen 2002 und 2011. Denn in der Zwischenze­it hat der Verein unter anderem das Stadion modernisie­rt, ein neues Nachwuchsl­eistungsze­ntrum gebaut und so viel Eigenkapit­al angespart, dass das auch in den beiden Drittliga-Jahren und der Corona-Krise nicht vollständi­g aufgefress­en wurde. „Allein durch die höheren TV-Gelder in der 2. Liga haben wir jetzt eine völlig andere Situation“, sagte Ebel. „Die lässt uns in der 2. Liga viele Möglichkei­ten.“Ein Durchmarsc­h in die Bundesliga zählt sicher nicht dazu. Aber mit Spielern wie Torjäger Martin Kobylanski oder Gesinnungs-Eintrachtl­ern wie Benjamin Kessel sollte es möglich sein, die Liga zu halten. Bleibt eine Frage: Was wird aus Trainer Marco Antwerpen? Sein Vertrag lief am 30. Juni aus. „Mit mir hat noch keiner gesprochen“, sagte der 48-Jährige.

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FOTO: DPA Braunschwe­igs Manuel Schwenk feiert sein Tor zum 2:1.

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