Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Onkel Donald, der „gefährlich­ste Mann der Welt“

Mary Trump, die Nichte des US-Präsidente­n, veröffentl­icht in Memoiren Familienin­terna

- Von Thomas Spang

WASHINGTON - US-Präsident Donald Trump versuchte die Publikatio­n des Buchs seiner Nichte Mary L. Trump zu verhindern – ohne Erfolg. Es erscheint am 14. Juli und ist jetzt schon ein Bestseller. Auszüge aus „Too Much and Never Enough“(dt. Zu viel ist niemals genug) geben in der Tat interessan­te Einblicke in das Familienle­ben der Trumps.

Der Untertitel ihrer Memoiren verrät die Motivation Mary Trumps, nach Jahren des Schweigens, vier Monate vor den Wahlen, intimen Einblick in die Geschichte ihrer Familie zu geben. Sie verspricht, in dem bei „Simon & Schuster“verlegten Buch zu erklären, „wie meine Familie den gefährlich­sten Mann der Welt geschaffen hat“.

Die Autorin will als enges Familienmi­tglied nicht nur den Schleier der Geheimniss­e des Trump-Clans öffnen. Als promoviert­e klinische Psychologi­n möchte die 55-Jährige auch ein Psychogram­m des Präsidente­n liefern. Das Bild, das sie über 210 Seiten zeichnet, gibt Anlass, alarmiert zu sein. Oder um es mit der Autorin zu sagen: „Wenn er es schafft eine zweite Amtszeit zu bekommen, brächte dies das Ende der amerikanis­chen Demokratie.“Warum? Nicht, weil ihr Onkel eine besondere Agenda oder Ideologie habe. „Ich hoffe, das Buch beendet die Praxis, auf Donalds Strategien oder Agenden Bezug zu nehmen, als hätte er Leitprinzi­pien“, schreibt Mary. „Er hat keine.“

Marys Sorge gründet in der Persönlich­keit eines empathielo­sen Menschen, „der selber niemals geliebt worden ist“. So wie Vater Fred Trump Senior seine Kinder gegeneinan­der aufgebrach­t hätte, so regiere Donald Trump die USA, indem er nun die Amerikaner auseinande­rdividiere. Alle Kinder des Patriarche­n hätten diesen regelmäßig angeschwin­delt, um dessen Launen zu entgehen. Donald „log in erster Linie, um sich größer zu machen als er ist“. Damit habe er auch seinen Vater beeindruck­t, der immer einen Erben für sein Geschäft wollte, der die Qualitäten eines „Killers“habe.

Mit dem Killerinst­inkt sei Donald Trump später gegen die Kinder seines verstorben­en Bruders Fred Senior – Marys Vater – vorgegange­n, als er diese um ihren Erbanteil zu betrügen versuchte. Mary und ihr Bruder Fred III. zogen vor Gericht und einigten sich im April 2001 auf einen Vergleich.

Der Präsident versuchte, den Vergleich erfolglos als Hebel zu benutzen, die Publikatio­n des Buchs zu verhindern. Zumal alle großen USMedien Vorab-Exemplare des Bestseller­s haben, der einige bisher nicht bekannte Behauptung­en aufstellt.

Besonders brisant ist die Aussage Marys, dass Trump die Aufnahme auf die Eliteschul­e „Wharton School of Finance“nur mit der Hilfe eines Freundes geschafft habe. Die Autorin outet sich auch als Quelle der Berichters­tattung der „New York Times“über den Steuerbetr­ug Trumps und seine massive Verschuldu­ng in den 1980er- und 1990er-Jahren.

Mary Trump leitet aus der persönlich­en und profession­ellen Entwicklun­g ihres Onkels „dessen abnormales Verhalten” im Weißen Haus ab. „Donald ist völlig unvorberei­tet, seine eigenen Probleme zu lösen”, diagnostiz­iert die klinische Psychologi­n die Überforder­ung des Präsidente­n.

Der Wahltag im November 2016 sei „die schlimmste Nacht in meinem Leben“gewesen, schreibt Mary Trump, die eindringli­ch davor warnt, ihrem Onkel eine zweite Amtszeit zu geben. Schon für seine erste Wahl verdienten die USA angeprange­rt zu werden. „Ich trauere für unser Land.“

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FOTO: SAUL LOEB/AFP US-Präsident Donald Trump gerät durch ein Buch in Bedrängnis – wieder einmal.

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