Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Onkel Donald, der „gefährlichste Mann der Welt“
Mary Trump, die Nichte des US-Präsidenten, veröffentlicht in Memoiren Familieninterna
WASHINGTON - US-Präsident Donald Trump versuchte die Publikation des Buchs seiner Nichte Mary L. Trump zu verhindern – ohne Erfolg. Es erscheint am 14. Juli und ist jetzt schon ein Bestseller. Auszüge aus „Too Much and Never Enough“(dt. Zu viel ist niemals genug) geben in der Tat interessante Einblicke in das Familienleben der Trumps.
Der Untertitel ihrer Memoiren verrät die Motivation Mary Trumps, nach Jahren des Schweigens, vier Monate vor den Wahlen, intimen Einblick in die Geschichte ihrer Familie zu geben. Sie verspricht, in dem bei „Simon & Schuster“verlegten Buch zu erklären, „wie meine Familie den gefährlichsten Mann der Welt geschaffen hat“.
Die Autorin will als enges Familienmitglied nicht nur den Schleier der Geheimnisse des Trump-Clans öffnen. Als promovierte klinische Psychologin möchte die 55-Jährige auch ein Psychogramm des Präsidenten liefern. Das Bild, das sie über 210 Seiten zeichnet, gibt Anlass, alarmiert zu sein. Oder um es mit der Autorin zu sagen: „Wenn er es schafft eine zweite Amtszeit zu bekommen, brächte dies das Ende der amerikanischen Demokratie.“Warum? Nicht, weil ihr Onkel eine besondere Agenda oder Ideologie habe. „Ich hoffe, das Buch beendet die Praxis, auf Donalds Strategien oder Agenden Bezug zu nehmen, als hätte er Leitprinzipien“, schreibt Mary. „Er hat keine.“
Marys Sorge gründet in der Persönlichkeit eines empathielosen Menschen, „der selber niemals geliebt worden ist“. So wie Vater Fred Trump Senior seine Kinder gegeneinander aufgebracht hätte, so regiere Donald Trump die USA, indem er nun die Amerikaner auseinanderdividiere. Alle Kinder des Patriarchen hätten diesen regelmäßig angeschwindelt, um dessen Launen zu entgehen. Donald „log in erster Linie, um sich größer zu machen als er ist“. Damit habe er auch seinen Vater beeindruckt, der immer einen Erben für sein Geschäft wollte, der die Qualitäten eines „Killers“habe.
Mit dem Killerinstinkt sei Donald Trump später gegen die Kinder seines verstorbenen Bruders Fred Senior – Marys Vater – vorgegangen, als er diese um ihren Erbanteil zu betrügen versuchte. Mary und ihr Bruder Fred III. zogen vor Gericht und einigten sich im April 2001 auf einen Vergleich.
Der Präsident versuchte, den Vergleich erfolglos als Hebel zu benutzen, die Publikation des Buchs zu verhindern. Zumal alle großen USMedien Vorab-Exemplare des Bestsellers haben, der einige bisher nicht bekannte Behauptungen aufstellt.
Besonders brisant ist die Aussage Marys, dass Trump die Aufnahme auf die Eliteschule „Wharton School of Finance“nur mit der Hilfe eines Freundes geschafft habe. Die Autorin outet sich auch als Quelle der Berichterstattung der „New York Times“über den Steuerbetrug Trumps und seine massive Verschuldung in den 1980er- und 1990er-Jahren.
Mary Trump leitet aus der persönlichen und professionellen Entwicklung ihres Onkels „dessen abnormales Verhalten” im Weißen Haus ab. „Donald ist völlig unvorbereitet, seine eigenen Probleme zu lösen”, diagnostiziert die klinische Psychologin die Überforderung des Präsidenten.
Der Wahltag im November 2016 sei „die schlimmste Nacht in meinem Leben“gewesen, schreibt Mary Trump, die eindringlich davor warnt, ihrem Onkel eine zweite Amtszeit zu geben. Schon für seine erste Wahl verdienten die USA angeprangert zu werden. „Ich trauere für unser Land.“