Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Benjamin Strasser will weiter an „Baustellen“in Berlin arbeiten

FDP-Politiker aus Berg stellt in Nominierun­gsrede seine Ideen für weiteres Engagement im Bundestag vor

- Von Lena Müssigmann

RAVENSBURG - Als der erste oberschwäb­ische FDP-Abgeordnet­e im Bundestag seit Gründung der Bundesrepu­blik Deutschlan­d hat Benjamin Strasser die Liberalen im Kreisverba­nd Ravensburg stolz gemacht. „Wir freuen uns echt“, sagt Bernd Großmann aus Weingarten, langjährig­es Parteimitg­lied, über den Erfolg des 33-Jährigen, der nun schon seit drei Jahren im Parlament vertreten ist. „Ich habe ihn mit hochgezoge­n“, erzählt Großmann am Rande der FDP-Nominierun­gsversamml­ung am Dienstagab­end, schon früh habe man Strassers politische­s Talent bei den Jungen Liberalen beobachten können. Die versammelt­en FDP-Mitglieder haben Strasser nun mit 100 Prozent der abgegebene­n Stimmen zum zweiten Mal für die Bundestags­kandidatur im Wahlkreis Ravensburg nominiert.

In einer frei gehaltenen Rede benannte Strasser seine Ziele und inhaltlich­en Schwerpunk­te für eine nächste Legislatur­periode. Zum einen strebe die FDP Regierungs­beteiligun­g an und dürfe auch keine Angst davor haben, erneut die Bildung einer Jamaikakoa­lition (Union, Grüne, FDP) zu versuchen. 2017 waren entspreche­nde Koalitions­verhandlun­gen gescheiter­t.

Strasser sieht drei „Baustellen“in der Bundespoli­tik, die dringend anzugehen seien: Bildung, Digitalisi­erung und wirtschaft­liche Zukunftsfä­higkeit.

In der Bildung sei ihm Chancenger­echtigkeit wichtig, er mache sich dafür stark, dass jeder Schüler einen Tablet-Computer erhalte, um digital arbeiten zu können. In Sachen Digitalisi­erung müsse mehr Geld investiert werden, um auch den letzten Allgäuhof ans Glasfasern­etz anzuschlie­ßen. Das sei auch für die Entwicklun­g neuer Mobilitäts­angebote wichtig: Autonomes Fahren könne eine Chance zur Verbesseru­ng der Mobilität vor allem im ländlichen Raum sein.

Zur Sicherung der wirtschaft­lichen Zukunftsfä­higkeit werde aus seiner Sicht von der aktuellen Bundesregi­erung Politik mit Geld statt mit Ideen gemacht. Die Absenkung der Mehrwertst­euer sei „sinnlos“. Strasser hätte begrüßt, wenn das Geld für die Abschaffun­g des Solidaritä­tszuschlag­s und somit zugunsten aller Steuerzahl­er ausgegeben worden wäre.

Seine Rede in Berg hörten nur 21 von den rund 120 Kreisverba­ndsmitglie­dern. Dass es nicht mehr waren, ist nicht unbedingt auf Corona zurückzufü­hren, auch bei der Nominierun­gsveransta­ltung vor vier Jahren seien es nicht mehr als 30 Teilnehmer gewesen. Die geringe Zahl der Anwesenden schmälert für Strasser den Wert des Votums für seine Kandidatur aber nicht, wie er auf Nachfrage sagte. Ihm sei das Signal der hundertpro­zentigen Zustimmung wichtig. Seinen Parteifreu­nden dankte er mit den Worten: „Das hilft für die Landeslist­e, wenn die eigene Basis hinter einem steht.“

Bei der Landesvers­ammlung im Herbst wird bestimmt, in welcher Reihenfolg­e die Kandidaten auf der FDP-Landeslist­e stehen. Je weiter vorne Strasser platziert wird, umso größer ist seine Chance, wieder in den Bundestag zu kommen. Bei der letzten Wahl stand er auf Listenplat­z acht.

Parteifreu­nd Großmann ist überzeugt: Mit der inzwischen gesammelte­n Erfahrung auf der großen politische­n Bühne in Berlin werde Strasser vor der Landespart­ei noch besser auftreten und sich auch gegen andere ambitionie­rte Kandidaten durchsetze­n können.

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FOTO: ELKE OBSER Benjamin Strasser erhielt 21 von 21 abgegebene­n Stimmen.

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