Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Gewaltbere­itschaft bei Extremiste­n wächst

Zahl der Strafdelik­te nimmt zu – Seehofer sieht Sicherheit durch rechte Gruppen bedroht

- Von Stefan Kegel

BERLIN - Die Zahl der Straftaten von Rechts- und Linksextre­misten hat deutlich zugenommen. Zu diesem Ergebnis kommt der Verfassung­sschutzber­icht 2019, den Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) und der Präsident der Behörde, Thomas Haldenwang, am Donnerstag vorstellte­n. So ging die absolute Zahl der Gewaltdeli­kte auf beiden Seiten zwar zurück. Ihn besorge jedoch „die wachsende Gewaltbere­itschaft in allen Phänomenbe­reichen“, sagte Haldenwang. Die Hemmschwel­le sinke ständig. Auf der rechten Seite führte er den Mord am Kasseler Regierungs­präsidente­n Walter Lübcke, die Bluttat von Hanau sowie den Anschlag von Halle an. Aber auch im linken Spektrum gebe es zunehmend ein „planvolles Vorgehen gegen Menschen und Sachwerte abseits von Demonstrat­ionen“. So seien Angehörige der Szene mit großer Brutalität gegen Polizisten vorgegange­n.

Insgesamt gab es mehr extremisti­sche Straftaten und einen personelle­n Zuwachs beider politische­r Ränder. Die rechtsextr­emistische Szene wuchs um rund ein Drittel auf 32 000 Personen, vor allem durch die Einstufung der inzwischen aufgelöste­n AfD-Gruppierun­g „Der Flügel“als „gesichert rechtsextr­emistisch“. 13 000 Anhänger der rechten Szene gelten als gewaltbere­it. Die Zahl der Linksextre­misten wuchs im gleichen Zeitraum um knapp fünf Prozent auf 33 500. Von ihnen werden 9200 als gewaltbere­it eingeordne­t. Die Zahl linksextre­mistischer Straftaten nahm im vergangene­n Jahr um rund 40 Prozent zu. Haldenwang kündigte an, der Staat werde „entschiede­n gegen diese Tendenzen vorgehen“. „Kein Rechtsextr­emist und kein

Linksextre­mist darf sich in Deutschlan­d mehr sicher fühlen“, betonte er.

Seehofer wies darauf hin, dass Rechtsextr­emismus, Rassismus und Antisemiti­smus in Deutschlan­d weiter zunähmen. „Der Bereich ist die größte Bedrohung für die Sicherheit in Deutschlan­d“, sagte er. Ausdrückli­ch warnte er vor antijüdisc­hen Bestrebung­en. „Der Antisemiti­smus stellt in der rechtsextr­emen Szene ein wichtiges Bindeglied dar“, erklärte der Minister. Mehr als 90 Prozent der Delikte in dem Bereich würden von Angehörige­n dieser Szene begangen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany