Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Beim Fleisch gilt: je vieler, desto mehr
Die meisten tödlichen Haushaltsunfälle passieren im Haushalt. Dazu zählen auch Terrassen und Vorgärten. Das ist so ähnlich wie bei der häuslichen Gewalt, die ist nämlich auch dann gegeben, wenn sich Personen, die im gleichen Haushalt leben, unter freiem Himmel etwa auf dem Parkplatz, der zum Haushalt gehört, körperlich auseinandersetzen. Wie es sich mit Ohrfeigen im Auto verhält, das sonst auf dem häuslichen Parkplatz parkt, ist nicht gesichert. Rein geografisch müsste es sich aber um außerhäusliche Gewalt handeln. Verunfallt das
Fahrzeug, ist es ein Verkehrs- und kein Haushaltsunfall.
Wo das nun geklärt ist, können wir uns einer weiteren Gefahrenquelle im häuslichen Umfeld widmen – dem Grill. Gerade in der sonnigen Jahreszeit fühlen sich ansonsten in Kochangelegenheiten vollkommen unbedarfte Personen berufen, sich zum Zwecke der Speisezubereitung ins Freie zu begeben. Besonders Nichtrauchern, die mit offenem Feuer kaum Erfahrungen haben, tun sich schwer, die Holzkohle zum Glühen zu bringen. Wohl dem, der auf ein 2000 Euro teures Modell mit automatischer Kohlenvorglühvorrichtung verfügt.
In Deutschland haben es Politik und Industrie so eingerichtet, dass sich die hohen Kosten für den Grill sehr schnell wieder amortisieren lassen. Denn Fleisch ist bei uns derart billig, dass man mit wachsendem Konsum zunehmend spart. Frei nach dem Motto: Je vieler, desto mehr. Den Verzehr von Grillsteaks für 3,99 Euro das Kilo hat der Gesetzgeber bislang noch nicht als häusliche Gewalt eingestuft. (nyf)