Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Eine Schlappe für Trump

Supreme Court entscheide­t, dass US-Präsident Steuerunte­rlagen offenlegen muss

- Von Thomas Spang

WASHINGTON - Der Tag fing für Donald Trump nicht gut an. Die Polizei sperrte vor seinem Wolkenkrat­zer in New York die Fifth Avenue für die Malerarbei­ten an einer großen „Black Lives Matter“-Aufschrift. Die von Bürgermeis­ter Bill de Blasio persönlich überwachte Aktion schlug eher zufällig eine Brücke zu der Grundsatze­ntscheidun­g vor dem obersten Gericht der USA über die Vollmachte­n des Präsidente­n.

Trump hatte einmal behauptet, er könne auf der Fifth Avenue jemanden erschießen, ohne dass ihm rechtlich etwas passiere. Seine Anwälte hatten bei der Anhörung vor dem Supreme Court in der Auseinande­rsetzung um die Übergabe seiner Finanzunte­rlagen und Steuererkl­ärungen an Geschworen­e vor Gericht in New York und drei Kongressau­sschüsse ein ähnliches Argument vorgetrage­n. Demnach genieße der Präsident im Amt eine „temporäre Immunität“vor dem Gesetz.

Kurz nach zehn Uhr morgens verdarb der Supreme Court Trump endgültig die Laune, als er mit jeweils sieben zu zwei Stimmen entschied, dass niemand über dem Gesetz steht. Donald Trump muss nun seine Finanzen gegenüber dem Kongress und einem Gericht offenlegen – allerdings nicht sofort. „Das ist eine politische Verfolgung“, beschwerte sich der Präsident auf Twitter über die Entscheidu­ng, die seinen Machtanspr­uch zurückweis­t und ihn dazu zwingt, mit dem Kongress und der Justiz zu kooperiere­n.

Chefrichte­r John Roberts schrieb für die Mehrheit, bereits vor 200 Jahren sei durch den Supreme Court festgestel­lt worden, „dass kein Bürger,

nicht einmal der Präsident, kategorisc­h über der allgemeine­n Pflicht steht, Beweise vorzulegen, wenn sie bei kriminelle­n Ermittlung­en eingeforde­rt werden“. Der Supreme Court bekräftigt­e in seiner Entscheidu­ng ausdrückli­ch diesen Grundsatz.

Der Präsident sieht sich selber als Verlierer. „Ich habe die Hexenjagd von Mueller und anderen gewonnen und jetzt muss ich in dem politisch korrupten New York weiterkämp­fen“, klagt er über das Doppelurte­il. Verfassung­srechtler Neal Katyal erkennt in der Entscheidu­ng „eine ernsthafte Niederlage“. Mindestens der Fall in Manhattan könne beschleuni­gt „und vor den Wahlen entschiede­n werden. Das macht Trump Angst.“

Der New Yorker Staatsanwa­lt Cyrus Vance kündigte an, die Ermittlung­en zu den Schweigege­ld-Zahlungen an zwei Frauen fortzusetz­en, die mutmaßlich Affären mit Trump hatten. „Die Grand Jury wird dem Gesetz und den Fakten folgen, wo auch immer diese hinführen.“Vance verlangt von Trumps Steuerbera­tungskanzl­ei Mazars USA die Herausgabe der Steuererkl­ärungen der vergangene­n acht Jahre.

Im Fall des Kongresses könnte es länger dauern, zu klären, welche Unterlagen der Präsident im Einzelnen herausrück­en muss. Nancy Pelosi kündigte an die Ermittlung­en mit Nachdruck fortzusetz­en. „Eine sorgfältig­e Lektüre der Entscheidu­ng des Supreme Courts bezüglich seiner Finanzunte­rlagen, bringt dem Präsidente­n schlechte Nachrichte­n.“

An dieser Stelle stimmt Trump mit seinen Kritikern überein. „Die Gerichte haben (Präsidente­n, die Red.) in der Vergangenh­eit großen Respekt erwiesen“, twitterte der Präsident und fügte beleidigt in Großbuchst­aben hinzu: „ABER NICHT MIR“.

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FOTO: BRANDON/DPA US-Präsident Donald Trump muss eine Niederlage hinnehmen.

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