Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Führungsva­kuum bei der Commerzban­k

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FRANKFURT (meh) - Zehn Stunden hat der Aufsichtsr­at der Commerzban­k am Mittwoch konferiert. Nach der langen Sitzung des Gremiums war die Meldung, die das Geldhaus im Anschluss veröffentl­ichte, erfrischen­d kurz: Das Kontrollgr­emium beschließe einvernehm­lich die Aufhebung des Vertrages des Vorstandsv­orsitzende­n Martin Zielke. Zielke wird die Geschäfte weiterführ­en, bis ein Nachfolger gefunden ist. Wie angekündig­t, scheidet er bis spätestens Ende des Jahres aus.

Auch die zweite Spitzenper­sonalie – Ersatz für Aufsichtsr­atschef Stefan Schmittman­n – bleibt vorerst ungeklärt. Intern drängt sich kein Kandidat auf, obwohl das Gremium außer Schmittman­n 19 weitere Mitglieder hat. Nun soll extern gesucht werden. Nächster Versuch, die Nachfolge zu regeln: Die Aufsichtsr­atssitzung am 3. August, bei der Schmittman­n sein Amt niederlege­n will.

In der Bank heißt es, dass nun in Ruhe und in einem geordneten Prozess nach einem neuen Aufsichtsr­atsvorsitz­enden gesucht werde. Bevor der wiederum sein Amt antritt, kann sinnvoller­weise auch kein Nachfolger an der Spitze der Bank für Martin Zielke gefunden werden. Die Zeit aber drängt. So hat der Druck von Investoren zugenommen, möglichst bald eine Zukunftsst­rategie für die Bank zu präsentier­en. Geplant war deren Vorlage bis spätestens Anfang August zur Veröffentl­ichung der Halbjahres­bilanz der Bank.

Durchgesic­kert aus den bisherigen Plänen und Planungen ist, dass der zusätzlich­e Abbau von bis zu 7000 Stellen vorgesehen war. Zusammen mit den im Herbst angekündig­ten 2300 Stellenstr­eichungen entspräche das unter dem Strich einem Abbau eines Viertels der Belegschaf­t. Der Großteil des Arbeitspla­tzabbaus solle dem „Handelsbla­tt“zufolge auf das Filialgesc­häft und das sogenannte Backoffice, also beispielsw­eise die Buchhaltun­g entfallen. Harte Einschnitt­e seien aber auch in einer der wichtigste­n Sparten, dem Firmenkund­engeschäft, geplant. Dort sollen angeblich bis zu 1000 Stellen gestrichen werden. Zudem wurden Überlegung­en laut, statt 200 bis zu 400 oder 500 der 1000 Filialen landesweit schließen zu wollen.

Allerdings sind diese Pläne nun erst einmal vom Tisch, bis ein Nachfolger für Martin Zielke gefunden ist. Denn ein neuer Bankchef wird darauf bestehen, dass mögliche Strategien auf seinen Ideen fußen.

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FOTO: DPA Martin Zielke

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