Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Neu auf Roter Liste: Hamster, Lemuren und ein Glattwal
GLAND (dpa) - Der in Deutschland rar gewordene Feldhamster ist jetzt in seinem gesamten Verbreitungsgebiet vom Aussterben bedroht. Das geht aus der neuen Roten Liste der gefährdeten Tier- und Pflanzenarten der Weltnaturschutzunion (IUCN) hervor. Auch verschiedene Lemuren und ein Glattwal im Atlantik sind neu vom Aussterben bedroht, wie die IUCN in Gland bei Genf berichtete.
In der Europäischen Union wird der Feldhamster (Cricetus cricetus) schon streng geschützt, aber bei der IUCN galt er bislang mangels Erhebungen gar nicht als gefährdet. Naturschützer hatten gedacht, es gebe noch jede Menge der Nager in Osteuropa und Russland. Ein Trugschluss. „Wenn sich nichts ändert, wird der Feldhamster in den nächsten 30 Jahren aussterben“, warnt die IUCN nun.
„Wie sich herausgestellt hat, reicht die Katastrophe bis nach Sibirien“, sagt Feldhamsterexpertin Stefanie Monecke vom Institut für Medizinische Psychologie an der Universität München. „Es gibt Schätzungen“, so Monecke weiter, „dass es nur noch 10 000 Exemplare in ganz Deutschland gibt.“Vermutet wird, dass den Tieren die riesigen Monokulturen auf den Feldern nicht gut tun. Auch wird heute schneller geerntet – und den Hamstern damit innerhalb von Stunden ihr Lebensraum genommen. Zudem gebe es immer weniger Würfe im Jahr mit weniger Jungtieren. 1954 seien es im Schnitt noch neun Jungtiere pro Wurf gewesen, 2015 noch 3,4.
Die IUCN stufte auch 13 Lemuren-Arten als stärker gefährdet ein. 103 der 107 Lemuren-Arten sind jetzt wegen Abholzung und Jagd in Madagaskar vom Aussterben bedroht. Auch der Glattwal Atlantischer Nordkaper ist neu vom Aussterben bedroht. 2018 gab es nach Schätzungen nur noch 250 Exemplare.
Insgesamt sind in der seit 1964 geführten Roten Liste inzwischen gut 120 000 Tier- und Pflanzenarten erfasst. Die Liste wird jedes Jahr mindestens einmal aktualisiert. Als vom Aussterben bedroht gelten heute mehr als 32 000 Arten.