Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Der erste Fall des Hercule Poirot

Zum 100. Jahrestag ist Agatha Christies allererste­r Roman wieder da

- Von Axel Knönagel

Agatha Christie ist eine der stilprägen­den Pionierinn­en der britischen Kriminalli­teratur. Ganz besonders zwei ihrer Figuren haben über die Jahrzehnte ihren legendären Ruf behalten: Die etwas kauzige Miss Marple und der belgische Meisterdet­ektiv Hercule Poirot. 100 Jahre ist es jetzt her, dass Agatha Christie ihren ersten Kriminalro­man veröffentl­ichte. „Das fehlende Glied in der Kette“heißt die deutsche Fassung, die zum Jubiläum jetzt wieder erschienen ist. Christie schrieb den Roman während des Ersten Weltkriegs, als ihr Mann als Soldat in Frankreich stationier­t war und sie selbst als Freiwillig­e im Krankenhau­s arbeitete.

„Das fehlende Glied in der Kette“war nicht Agatha Christies erster Roman, aber der erste, für den sie einen Verleger fand. Hier konnte sie ihrer Vorliebe für die Geschichte­n um Sherlock Holmes mit ihrer eigenen Lebenswelt verbinden.

Auf den ersten Blick ist „Das fehlende Glied in der Kette“ein Roman über eine Mördersuch­e. Aber bei genauerer Betrachtun­g zeigt sich, dass sich im Debüt der damals noch nicht 30-jährigen Schriftste­llerin schon die meisten derjenigen Elemente finden lassen, die für Christies Weltkarrie­re prägend waren.

Die Handlung ist recht schnell erzählt. Der junge Arthur Hastings erholt sich von einer Kriegsverl­etzung, als er per Zufall einen alten Freund trifft, der ihn für ein paar Tage auf den Landsitz seiner Familie einlädt. Schon in der ersten Nacht erlebt Hastings mit, wie die Hausherrin qualvoll stirbt. Die Umstände sind so merkwürdig, dass der Verdacht aufkommt, die alte Frau könnte vergiftet worden sein.

Hastings, der Erzähler der Geschichte, kennt jemanden, der helfen könnte. Der in seiner Heimat sehr erfolgreic­he belgische Detektiv Hercule Poirot lebt während des Krieges in England und ist Hastings gerade über den Weg gelaufen. Hastings bittet Poirot, ein Mann mit scharfem Verstand, bei den Ermittlung­en zu helfen, und er begleitet den Detektiv, sodass er stets aus erster Hand von Entdeckung­en und Vermutunge­n berichten kann.

Natürlich gelingt es Poirot, durch die Interpreta­tion auch der kleinsten Details den komplexen Fall zu lösen. Die Art, wie er vorging und wie Agatha Christie dies beschrieb, ist bis heute überzeugen­d. (dpa)

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