Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Biobauern sind bundesweit auf dem Vormarsch
Umdenken bei Bauern und Bürgern: Ökolandwirtschaft wächst im vergangenen Jahr auf knapp zehn Prozent der Anbaufläche
BERLIN/HANNOVER (dpa/AFP) Der Ökolandbau in Deutschland legt weiter zu. Der Anteil an der gesamten Landwirtschaftsfläche stieg im vergangenen Jahr auf 9,7 Prozent, wie aus neuen Daten des Bundesagrarministeriums hervorgeht. Ende 2018 waren es noch 9,1 Prozent. Biologisch wirtschaften damit inzwischen 34 110 Betriebe. Das sind 12,9 Prozent aller Höfe nach zwölf Prozent im Jahr 2018. Zuvor hatte das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) darüber berichtet. Ziel der Bundesregierung ist ein Ökoflächenanteil von 20 Prozent bis 2030.
Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) sagte dem RND: „Immer mehr Landwirte haben Lust auf Ökolandbau.“Damit könnten sie auch eine steigende Nachfrage der Verbraucher nach Biolebensmitteln besser bedienen. Die Förderung von Umstellungen auf Bioproduktion wirke. Generell sollten sich biologische und herkömmliche Landwirtschaft ergänzen, „damit Ökolandbau produktiver und konventioneller Anbau ressourcenschonender wird“.
Den höchsten Anteil ökologisch bewirtschafteter Flächen hat laut den neuen Zahlen weiter das Saarland mit 18,1 Prozent Ende 2019. Es folgen Hessen mit 15,5 Prozent und Baden-Württemberg sowie Brandenburg mit 13,2 Prozent gemessen an der jeweiligen gesamten landwirtschaftlichen Fläche. Schlusslicht bleibt Niedersachsen mit 4,7 Prozent. Den größten Anteil an Ökobetrieben in Deutschland weisen dem Bericht zufolge Baden-Württemberg und Bayern auf (jeweils 30 Prozent). Das Agrarland Niedersachsen stellt lediglich rund sechs Prozent aller Ökobetriebe in Deutschland.
Die Grünen begrüßten die bundesweiten Zuwächse. Dies trage auch der Entwicklung am Lebensmittelmarkt Rechnung, der seit Jahren hohe Wachstumsraten im BioBereich vorweisen könne, sagte Agrarexperte Harald Ebner. Es sei auch ein gutes Zeichen, weil es zeige, dass Bauernfamilien trotz mancher Anfeindungen und Angriffe bereit für Veränderung seien.
Beim Spitzenverband Bund ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) beobachtet man ein Umdenken bei Bauern und Bürgern. Der BÖLW erklärte, Ökolandbau mache die Landwirtschaft auch krisenfester. „Das sehen immer mehr Landwirte, die deshalb auf Bio umstellen. Und auch immer mehr Kunden, die Bio in den Einkaufskorb legen“, sagte der Vorsitzende Felix Prinz zu Löwenstein dem RND.
Er forderte einen forcierten Ausbau der ökologischen Landwirtschaft. Andernfalls drohten schwere Klima- und Versorgungskrisen: „Wir werden uns in Zukunft ökologisch ernähren – oder gar nicht mehr“, sagte zu Löwenstein.