Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Der neue Martinsberg ist ein halber Bio-Wein
Weinbergfreunde stellen Jahrgang 2019 vor – Gibt es künftig einen gesegneten Heilig-Blut-Wein?
WEINGARTEN - Misst man die Qualität eines Weines an der Bekanntheit der Persönlichkeiten, die ihn vorstellen, dann müsste der neue „Martinsberg Weingarten“wahrlich ein ganz besonderer Jahrgang sein. Denn solch eine illustre Runde war bislang noch nie zur ersten Verkostung zusammengekommen. Oberbürgermeister Markus Ewald, Dekan Ekkehard Schmid und Mark-Oliver Heck vom Amt für Bau und Vermögen gesellten sich zu den „Weinbergfreunden“um den ehemaligen Verwaltungsdirektor Günter Staud und den amtierenden Polizeipräsidenten Uwe Stürmer. Das einhellige Urteil dabei: „Der ist ganz nett geworden“, wie es OB Ewald zusammenfasste.
Und das, obwohl die Weinbergfreunde den Jahrgang 2019 eher als Übergangsjahrgang gesehen hatten. Schließlich hatten sie mithilfe des städtischen Baubetriebshofes rund
Die Welfenfest-Kommission mit ihrem Ersten Vorsitzenden Rolf Steinhauser macht aus der Not eine Tugend und bietet am eigentlichen Festwochenende einen Drive-In auf dem Festplatz an. Der kommt so gut an, dass die Kommission überlegt, ein dauerhaftes Geschäftsmodell daraus zu machen. Da die Nähe zu einer amerikanischen Fast-Food-Kette aber unverkennbar ist, könnte das zu Problemen führen. 150 Stöcke ausgetauscht und an den neuen Reben mit deutlich weniger Ertrag und Qualität gerechnet. Der zwar quantitativ gute, aber qualitativ eher schwache Merzling wurde gegen den pilzresistenten Johanniter ausgetauscht, sodass nun ausschließlich Johanniter-Reben auf dem Martinsberg stehen. „Es hat sich ausgemerzt“, scherzte Polizeipräsident Stürmer.
Doch letztlich brachten die rund 800 Stöcke nun knapp 500 Liter, die vornehmlich auf Halbe-Liter-Flaschen gezogen wurden und der Stadt nun als Geschenke für Gäste und Jubilare dienen werden. Da nun nur noch Johanniter-Trauben der insgesamt 17. Lese gekeltert wurden, spricht man fortan auch nicht mehr von einer Cuvée, sondern von einem sortenreinen Wein.
Auch das macht sich nun im Geschmack bemerkbar, den auch Mathias Dilger, der den Wein in Bermatingen ausgebaut hat, lobte. „Er hat eine gewisse Fülle, die aber nicht übertrieben ist. Das ist ein fruchtiger Jahrgang, der nicht zu viel Säure hat. Man schmeckt Pfirsich und Apfel“, sagte er und fügte an: „Aber jeder schmeckt da auch etwas anderes.“
Einig waren sich die Verkoster auf jeden Fall darin, dass Kellermeister Dilger das Optimum aus den Trauben herausgeholt hat. Doch wurden auch die rund 200 Arbeitsstunden der Weinbergfreunde – neben Stürmer und Staud auch Gerhard Wirbel und Michael Linse – lobend erwähnt. „Der Aufwand ist jedes Jahr aufs neue groß“, sagte Ewald. Daher hatten sich die Weinbergfreunde im vergangenen Jahr nicht nur erneut Unterstützung vom Baubetriebshof geholt. Erstmals halfen auch acht Bürger bei der Lese am 24. September 2019.
Ebenfalls besonders: Mittlerweile werden alle Reben im Klostergarten und Mostgässle mit Schwefel und Kupfer behandelt, sodass Mathias
Dilger mit Blick auf den Schutz vor Schädlingen fast schon von einem Bio-Wein sprach. Einzig die Stöcke unterhalb der Basilika in Richtung Münsterplatz werden noch mit anderen Pflanzenschutzmitteln behandelt.
Das freute auch Mark-Oliver Heck vom Amt für Bau und Vermögen, welches durch die Bereitschaft, die Flächen zur Verfügung zu stellen, den Weinanbau erst möglich macht. „Sie verbinden hier den Ort mit einer lokalen Tradition. Dafür danke ich ganz herzlich“, sagte Heck und fügte an: „Und es ist eine tolle Tradition, dass wir den Zehnten bekommen. Wir halten den Wein nicht nur, sondern trinken ihn auch.
Ebenso Dank für den Zehnten, also einen kleinen Anteil des Weinertrages, sprach Dekan Ekkehard Schmid aus. „Wir profitieren ganz unmittelbar von dieser Nachbarschaft“, sagte er. „Über den Wein und das Weintrinken entsteht Gemeinschaft
und Verbundenheit.“Daher schwebt dem Dekan schon eine Weiterentwicklung vor: Er könnte sich noch kleinere Fläschchen vorstellen, die dann vom Heilig-Blut gesegnet werden und auch Pilgern und Gläubigen angeboten werden können.
Eine Idee, die auch bei den Weinbergfreunden, allen voran Günter Staud, Anklang fand. Allerdings müsse man dann noch weitere Reben mit hinzunehmen, sagte er und nahm direkt die gerade zu sanierende Mauer zwischen Klosterhof und Klostergarten ins Visier. Bis es allerdings so weit sein könnte, wird es wohl noch etwas dauern. Vielleicht gibt es bis dahin ja auch einen neuen Rekordjahrgang.
Denn trotz der prominenten Runde ist der neue „Martinsberg“kein Jahrhundertjahrgang – qualitativ wie quantitativ. Diesen Titel hat weiterhin sein Vorgänger, der „Martinsberg 2018“, inne. Mit 12,5 Volumenprozent und 1300 Flaschen.