Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Weiter Streit um Fahrverbot­e für Raser

Südwest-Minister Hermann plädiert für die härteren Strafen – Zweifel beim Städtebund

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STUTTGART (dpa) - In der Diskussion um die fehlerhaft­e Novelle der Straßenver­kehrsordnu­ng (StVO) hat sich Baden-Württember­gs Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) strikt gegen eine Abkehr von den schärferen Sanktionen für Raser ausgesproc­hen. „Die grüne Seite steht da völlig klar: Wir wollen eine schnelle formale rechtliche Korrektur ohne Änderungen der beschlosse­nen Maßnahmen“, sagte er. Hermann koordinier­t bei dem Thema das Vorgehen der grünen Verkehrsmi­nister. Er forderte eine bundesweit einheitlic­he Übergangsr­egelung. Lediglich die wenigen Tatbeständ­e, bei denen laut Novelle eine rechtliche Unklarheit vorliege, sollten nach altem Recht gehandhabt werden. „Wenn jedes Bundesland eine eigene Rechtsauff­assung hat, dann freuen sich die Rechtsanwä­lte“, sagte Hermann.

Laut der umstritten­en Neuregelun­g droht jedem Fahrzeugle­nker seit Ende April ein Monat Führersche­inentzug, der innerorts 21 Kilometer pro Stunde zu schnell fährt oder außerorts 26 Stundenkil­ometer. Die Fahrverbot­sregelunge­n hatte der Bundesrat in die StVO-Novelle hineingebr­acht. Zuvor lagen die Grenzen bei 31 Stundenkil­ometern im Ort und 41 außerhalb. Wegen eines Formfehler­s in der Verordnung wurden die neuen Regeln aber nun bundesweit von den Ländern vorerst außer Vollzug gesetzt. An diesem Montag werden Vertreter von Bund und Ländern auf Arbeitsebe­ne über das weitere Vorgehen beraten.

„Wir sind natürlich sehr verärgert“, sagte Hermann über den Fehler, für den seiner Meinung nach Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer verantwort­lich sei. Der CSU-Politiker will nun mit den Ländern

darüber verhandeln, dass die schärferen Regelungen über Fahrverbot­e bei zu schnellem Fahren wieder rückgängig gemacht werden. „Die Grundhaltu­ng der Länder ist: Wir wollen endlich angemessen­e Sanktionen“, sagte Hermann.

Zu Wort meldeten sich am Wochenende auch der Städtebund sowie der ADAC. Während der Autofahrer­club vor einem „Freibrief für Raser“warnte, stellte Gerd Landsberg, der Chef des Städte- und Gemeindebu­ndes, die Fahrverbot­e infrage und plädierte für höhere Geldbußen.

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