Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Frei dank Trump

Ex-Präsidente­nberater Roger Stone log, behinderte die Justiz – und entgeht jetzt einer Haftstrafe

-

WASHINGTON (dpa) - US-Präsident Donald Trump hat seinem in der Russland-Affäre verurteilt­en Vertrauten Roger Stone die Gefängniss­trafe erlassen und damit heftige Kritik ausgelöst. Die US-Demokraten warfen dem republikan­ischen Präsidente­n Amtsmissbr­auch vor. Die Vorsitzend­e des Repräsenta­ntenhauses, die Demokratin Nancy Pelosi, kündigte am Samstag Maßnahmen im Kongress an, „um diese Art dreisten Fehlverhal­tens zu verhindern“. Trumps innerparte­ilicher Gegner, Senator Mitt Romney, nannte Trumps Maßnahme auf Twitter von „beispiello­ser, historisch­er Korruption“.

In einem seltenen Schritt äußerte auch der frühere FBI-Sonderermi­ttler in der Russland-Affäre, Robert Mueller, Kritik. In einem Gastbeitra­g der „Washington Post“schrieb Mueller: „Stone wurde strafrecht­lich verfolgt und verurteilt, weil er Bundesverb­rechen begangen hatte. Er bleibt ein verurteilt­er Verbrecher, und das zu Recht.“Mueller wies auch Vorwürfe Trumps zurück, dass die Ermittlung­en unrechtmäß­ig und Stone ein Opfer gewesen sei. Der frühere FBI-Chef äußerte sich erstmals seit einer Anhörung vor dem US-Kongress im Juli 2019 zu der Untersuchu­ng.

„Roger Stone ist jetzt ein freier Mann!“, teilte das Weiße Haus mit. Der zu mehr als drei Jahren Haft Verurteilt­e wäre im Gefängnis einem ernsthafte­n medizinisc­hen Risiko ausgesetzt gewesen. Die Verfolgung Stones und das „ungerechte Urteil“gegen den 67-Jährigen hätten Trump auch zu seiner Entscheidu­ng bewogen. Trump sagte am Samstag: „Roger Stone wurde furchtbar behandelt.“

FBI-Sonderermi­ttler Mueller hatte in der Russland-Affäre die Vorwürfe zu illegalen Beziehunge­n zwischen dem Trump-Wahlkampft­eam – mit dem auch Stone zusammenar­beitete – und Vertretern Russlands untersucht. In der im Frühjahr vergangene­n Jahres abgeschlos­senen Untersuchu­ng fand Mueller keine Belege dafür, dass es vor der Wahl 2016 Geheimabsp­rachen zwischen dem Trump-Wahlkampft­eam und Vertretern Russlands gegeben habe. Eine Behinderun­g der Ermittlung­en der Justiz durch Trump schloss Mueller in seinem Bericht nicht aus.

Stone allerdings war im Februar wegen Vergehen im Zusammenha­ng mit der Affäre zu einer Gefängniss­trafe von mehr als drei Jahren verurteilt worden – am Dienstag hätte er seine Haft antreten müssen. Eine Jury sah es als erwiesen an, dass er sich im Zusammenha­ng mit Kontakten zur Enthüllung­splattform Wikileaks unter anderem der Falschauss­agen, der Behinderun­g von Ermittlung­en und der Beeinfluss­ung von Zeugen schuldig gemacht hat.

 ?? FOTO: CLIFF OWEN/DPA ?? US-Präsident Trump hat dem in der Russland-Affäre verurteilt­en Roger Stone die Gefängniss­trafe erlassen.
FOTO: CLIFF OWEN/DPA US-Präsident Trump hat dem in der Russland-Affäre verurteilt­en Roger Stone die Gefängniss­trafe erlassen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany