Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Das Depot urlaubsfest machen
Wie mit der Stop-Loss-Order Verluste begrenzt werden können
STUTTGART - Endlich wieder ausspannen! Egal, ob man nun seine Ferien an einer fernen Küste oder zu Hause in Balkonien verbringt, bietet es sich an, vorher das eigene Wertpapierdepot urlaubsfest zu machen – erst recht, wenn man nicht ständig am Laptop die Launen an den Börsen verfolgen will. Dazu kann sich die klassische Variante der Stop-LossOrder eignen. Hierbei gilt: Sobald der Kurs unter eine bestimmte Schwelle rutscht, wird das Wertpapier zum nächsten, bestmöglichen Preis verkauft. Der Anleger trägt dabei das Risiko, dass der Ausführungskurs seiner Verkaufsorder unter der eigentlichen Stop-Loss-Schwelle liegen kann. „Es ist ein Irrglaube anzunehmen, dass das Papier tatsächlich genau zu jenem Kurs verkauft wird, der als Stop-Grenze definiert wurde“, macht Richard Dittrich, Experte für Anlegerfragen an der Börse Stuttgart, klar. Denn die Stop-Loss-Order bietet keine Kursgarantie, da sie sich beim Überschreiten der vorgegebenen Schwelle automatisch in eine Bestens-Order umwandelt. Mit der Stop-Loss-Order ist es also möglich, Verluste zu begrenzen, jedoch nur in einem ungewissen Ausmaß. Tatsächlich muss man bei illiquiden Werten damit rechnen, beim Verkauf einen geringeren Preis zu erzielen. Daher ist es ratsam, bei weniger liquiden Werten keine glatten Zahlen als Stop-Loss-Marken zu setzen. Sonst könnte es passieren, dass viele Anleger den gleichen Stop gesetzt haben und alle auf einmal durch eine zu kleine Tür wollen, was den Kurs insgesamt drücken könnte.
Um die Risiken der regulären Stop-Loss-Order zu vermeiden, gibt es die Stop-Loss-Limit-Order. Über diese Verkaufsorder kann der Anleger sowohl eine Stop-Loss-Schwelle als auch ein Preislimit festlegen. Wird danach ein Wertpapierpreis über oder gleich dem Verkaufslimit ermittelt, wird die Order ausgeführt. Damit entfällt zwar das Risiko eines niedrigeren Ausführungskurses, aber es entsteht die Gefahr, dass die Order dann nicht ausgeführt wird, wenn der Kurs nach Unterschreiten der Stop-Loss-Schwelle dauerhaft unterhalb des Verkaufslimits bleibt. Das heißt, der Anleger bleibt auf seinen Aktien sitzen, wenn es zu einer längeren negativen Kursentwicklung kommt.
Für Anleger, die von steigenden Märkten ausgehen, sich aber dennoch nach unten absichern wollen, kann eine sogenannte TrailingStop-Order nützlich sein. Bei diesem intelligenten Ordertyp wählen Anleger ein sich dynamisch anpassendes Absicherungsniveau und lassen so in steigenden Märkten Gewinne kontrolliert laufen. Das heißt, wenn der Kurs steigt, wird das Stop-Limit im gewählten Abstand automatisch mit nach oben gezogen. Fallen die Kurse und das gültige Limit wird erreicht, wird der Verkauf des Wertpapiers ausgelöst. Die Anleger müssen also nicht ständig ihre gesetzten Stop-Limits manuell anpassen.
Für Fortgeschrittene bietet sich die Absicherung durch verbriefte Derivate an. Dabei macht man sich die Mechanismen der „Puts“unter den Optionsscheinen zunutze, mit denen man auf fallende Aktienkurse spekuliert. Puts gewinnen rasch an Wert, wenn ihr Basiswert, etwa der DAX, verliert. Bei einem Depot, das weitgehend DAX-Titel enthält, kann mit Puts eine Art Sicherheitsnetz gespannt werden. Dies wirkt wie eine Verlustversicherung, die in der Regel einen niedrigen einstelligen Prozentsatz vom Depotvolumen kostet.
Um abzuschätzen, wieviel Puts man denn nun benötigt, um eine Absicherung des Depots zu erreichen, hilft eine Faustformel, die zwar keinen 100-prozentigen Schutz darstellt, aber zumindest eine gute Orientierung bietet. Dazu wird der Wert des Depots durch den aktuellen DAX-Stand geteilt. Weil Optionsscheine in der Regel nur ein Prozent des DAX-Standes abbilden (Bezugsverhältnis 1:100), wird dieser Faktor im Anschluss mit 100 multipliziert. Aufgerundet ergibt das Ergebnis die Zahl der Puts, die zur Depotabsicherung nötig sind. Beispielhaft würde man einen Depotwert von 100 000 Euro durch einen DAX-Stand von 12 200 Punkten dividieren und dann mal 100 nehmen. Dies ergibt 819,7. Es wären aufgerundet also 820 Puts für eine sogenannte statische Absicherung dieses Wertpapierdepots nötig. Damit hätte der Anleger so etwas wie eine „Vollkaskoversicherung“für sein Depot abgeschlossen.
Einen guten Depotabsicherungsrechner gibt es beispielsweise auf
https://www.xmarkets.db.com