Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Insolvenzv­erwalter verklagt ehemalige Alno-Vorstände

Schadeners­atzansprüc­he gegen die damalige Führung wegen möglicher Insolvenzv­erschleppu­ng landen vor dem Landgerich­t Hechingen

- Von Andreas Knoch und dpa

PFULLENDOR­F - Im Zuge der Aufarbeitu­ng der Alno-Pleite klagt Insolvenzv­erwalter Martin Hörmann nun gegen frühere Vorstände des Küchenbaue­rs. „Die Prüfung der zahlreiche­n Haftungsan­sprüche gegen ehemalige Vorstände, Mitglieder des Aufsichtsr­ats und Geschäftsf­ührer von Tochterunt­ernehmen ist bereits weitgehend abgeschlos­sen“, sagte ein Sprecher Hörmanns am Wochenende. „Und in einem Fall hat der Insolvenzv­erwalter nunmehr am 30. Juni 2020 gegen drei ehemalige Mitglieder des Vorstands Klage erhoben.“Um wen es sich handelt und wie hoch die geltend gemachten Ansprüche sind, sagte er nicht.

Das Landgerich­t Hechingen bestätigte den Eingang der Klage, nannte aber ebenfalls keine Details.

Die Alno AG hatte 2017 Insolvenz angemeldet, war laut einem von Hörmann

in Auftrag gegebenen Wirtschaft­sprüfer-Gutachten aber schon 2013 zahlungsun­fähig. Hörmann, Fachanwalt für Insolvenzr­echt bei der Kanzlei Anchor, hatte deshalb angekündig­t, auf dieser Grundlage Schadeners­atzansprüc­he gegenüber ehemaligen Vorständen und Geschäftsf­ührern geltend zu machen.

„Außerdem prüfen der Insolvenzv­erwalter und sein Team laufend Anfechtung­sansprüche, die im Zweifel auch gerichtlic­h geltend gemacht werden oder wurden, sofern es zu keiner außergeric­htlichen Einigung kam“, erklärte der Sprecher. Dabei geht es um Zahlungen der Alno AG an andere Gesellscha­ften. „Zahlreiche

solcher Fälle sind bereits erledigt“, hieß es. Die Staatsanwa­ltschaft Stuttgart ermittelt in dem Fall wegen des Verdachts der Insolvenzv­erschleppu­ng und des Betruges gegen insgesamt zwölf Beschuldig­te, darunter ehemalige Alno-Vorstände. Die Ermittlung­en dauerten nach wie vor an, sagte eine Sprecherin.

Die Insolvenz der Alno AG läuft getrennt von der längst wieder angefahren­en Küchenprod­uktion unter neuem Investor und neuem Namen. Sie wurde und wird noch immer auch begleitet von einem Streit des letzten Alno-Großaktion­ärs Tahoe und dem früheren Management um den langjährig­en Vorstandsc­hef Max Müller und Finanzchef­in Ipek Demirtas. Tahoe gehört zur PreventGru­ppe der bosnischen Unternehme­rfamilie Hastor und war 2016 in den traditions­reichen und damals schon angeschlag­enen Küchenbaue­r aus Pfullendor­f eingestieg­en.

Nach der Insolvenz erhob der Investor den Vorwurf, Müller und seine Leute hätten die wahre finanziell­e Lage von Alno verschleie­rt und die Aussichten viel zu positiv dargestell­t. Von Kreditbetr­ug war die Rede. Müller weist das zurück und wirft seinerseit­s den Tahoe-Leuten Fehler vor. Tahoe hat vor dem Landgerich­t Hechingen vor Jahresfris­t ebenfalls eine Klage eingereich­t und verlangt 60 Millionen Euro Schadeners­atz von Müller und Demirtas. Die Summe soll dem Investment von Tahoe in Alno entspreche­n. Auch dieses Verfahren läuft noch.

Müller, der aus der Schweiz kommt und ein Geflecht von Gesellscha­ften unterhält, firmiert derzeit mit Demirtas an der Spitze des Stahlküche­nherstelle­rs Forster aus dem schweizeri­schen Arbon im Kanton Thurgau.

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FOTO: FELIX KÄSTLE/DPA Ehemaliger Konzernsit­z der Alno AG in Pfullendor­f: Die Aufarbeitu­ng der Insolvenz des Küchenbaue­rs im Jahr 2017 ist mit der Klage gegen drei Ex-Vorstandsm­itglieder um eine weitere Episode reicher.
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FOTO: DPA Max Müller
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FOTO: DPA Ipek Demirtas

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