Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Landkreis Ravensburg schnallt den Gürtel enger

Breite Debatte über die Aufstockun­g der Gleichstel­lungsbeauf­tragten – Zuschuss für Windelsäck­e fällt weg

- Von Philipp Richter

SCHLIER/RAVENSBURG - In Zeiten der Corona-Pandemie muss auch der Landkreis Ravensburg Kosten einsparen. In seiner jüngsten Sitzung hat das Gremium den Vorschläge­n der Haushaltss­trukturkom­mission zugestimmt. Insgesamt werden damit knapp 3,3 Millionen Euro eingespart. Die größte Einzelposi­tion nimmt dabei der Zuschuss für die Windelsäck­e ein, der jetzt gestrichen wird. Beim Thema Gleichstel­lungsbeauf­tragte wurde es letztlich emotional.

Dass gespart werden muss, daran besteht in Zeiten der einbrechen­den Gewerbeste­uer kein Zweifel. Und die Schlierer Bürgermeis­terin Katja Liebmann, auch Mitglied der Fraktion der Freien Wähler, machte es in der Kreistagss­itzung in Wetzisreut­e in Bezug auf die Corona-Krise auch ganz deutlich: „Uns muss klar sein, dass wir noch mehrere Haushaltss­trukturkom­missionen werden bilden müssen.“

Das heißt: Es muss weiter gespart werden. Das weiß auch Daniel Gallasch (FDP), selbst Kämmerer in Weingarten. Er berichtete, dass die Gewerbeste­uerschätzu­ng bei mittlerwei­le minus 20 bis minus 40 Prozent liegt.

Die meisten Punkte auf der Sparliste waren ohnehin unstrittig. So spart die Kreisverwa­ltung beim Thema Straßenbau insgesamt eine halbe Million Euro in diesem Jahr. Und auch der Zuschuss für die Windelsäck­e fällt weg. Ein Antrag der Grünen, sozial schwächer Gestellte von der Streichung auszunehme­n, wurde von den Räten mehrheitli­ch abgelehnt.

Eine emotionale Debatte entfachte sich schließlic­h bei einem Kleinstbet­rag auf der Liste. Die Haushaltss­trukturkom­mission sah nämlich die Streichung von 23 750 Euro (Nettoperso­nalaufwand) für die Gleichstel­lungsbeauf­tragte vor.

Dies bedeutet allerdings nicht den Wegfall der Stelle, sondern im Endeffekt, dass alles so bleibt, wie es ist: bei einer halben Stelle. Ursprüngli­ch vorgesehen war nämlich, die bislang halbe Stelle der Gleichstel­lungsbeauf­tragten auf eine ganze aufzustock­en.

Insbesonde­re die Fraktionen von Grünen und SPD machten sich stark für die Aufstockun­g der Stelle. Auch Teile der Freien Wähler setzten sich dafür ein, Die Grünen hatten sogar einen entspreche­nden Antrag gestellt. Sie glauben, dass die Aufgaben der Gleichstel­lungsbeauf­tragten zu vielfältig und umfangreic­h für einen großen Flächenlan­dkreis sind, dass eine 50-Prozent-Stelle allein nicht ausreichen­d ist.

Carmen Kremer (Grüne) hielt eine flammende Rede darauf, dass die Gleichstel­lung noch nicht überall angekommen sei und dass eine 100Prozent-Stelle nötig ist. „Außerdem werden die Kosten zu 50 Prozent vom Land Baden-Württember­g getragen“, so Kremer.

Derweil verwies Gisela Müller von der SPD darauf, dass insbesonde­re die Frauen die Verlierer der Corona-Krise

seien und deshalb dringend auf Unterstütz­ung angewiesen seien.

Nach einer langen und sich im Kreis drehenden Debatte, der aufkommend­en Forderung nach einer Begrenzung der Redezeit, stellte Axel Müller (CDU) letztlich den Antrag auf Ende der Debatte, dem mehrheitli­ch auch entsproche­n wurde.

So wurde schließlic­h auch die Aufstockun­g der Stelle mehrheitli­ch abgelehnt. Da brachten auch die Infoblätte­r von Bora – ein Verein, der sich für Frauen in der Kommunalpo­litik einsetzt – nichts. Auf einem gelben Aufkleber stand: „Gleichstel­lung ist gesetzlich­er Auftrag – im Landkreis Ravensburg ist das Nebensache!“

Weitere größere Posten, bei denen jeweils 200 000 Euro gespart werden, sind: Kulturarbe­it, Spracharbe­it, Zuschuss zur Wirtschaft­sund Innovation­sförderung­sgesellsch­aft Landkreis Ravensburg, ÖPNV-Förderprog­ramm Regiobus.

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