Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Landkreis will nachhaltiger bauen
Ein Leitfaden nach Vorbild Vorarlbergs soll dabei die Kriterien vorgeben
SCHLIER - Der Landkreis Ravensburg gibt sich einen Leitfaden für nachhaltiges Bauen. Ziel des Instruments ist es, dass die kreiseigenen Gebäude möglichst energiesparend und ressourcenschonend gebaut werden. Damit soll auch gewährleistet werden können, dass der Landkreis langfristig die Klimaschutzziele einhält. Vorbild für den Leitfaden ist das österreichische Bundesland Vorarlberg, wo es bereits etwas ähnliches gibt. Das war Thema bei der jüngsten Kreistagssitzung in Wetzisreute.
Tatsächlich wird der Landkreis Ravensburg in den kommenden Jahren viel gebaut. Auf der Agenda stehen neben der Zentralisierung der Kreisverwaltung am Standort Ravensburg/Weingarten auch das Schulbauprogramm 2020-2040, das allein rund 300 Millionen Euro in Anspruch nehmen wird. Schon im Januar 2019 regte der Kreistag an, einen Leitfaden für diese Programme zu entwickeln, um möglichst nachhaltig zu handeln. Denn in all diesen Projekten steckt ein hohes Potenzial für den Klimaschutz.
Vor allem hat das Thema nachhaltiges Bauen im Landkreis Ravensburg mit dem Beginn der Debatte um ein umstrittenes Kiesabbaugebiet in Vogt-Grund eine neue Aufmerksamkeit bekommen. Schließlich sind Sand und Kies wertvolle Baurohstoffe, aus denen unter anderem Beton hergestellt wird. „Die Forderung nach nachhaltigen Alternativen
im Bausektor wird zudem durch die immer größer werdenden Probleme des konventionellen Bauens deutlich. Dazu zählt zum einen die Rohstoffknappheit, in erster Linie
der Mangel an Kies und Sand bei gleichzeitig hohem Bedarf in der Baubranche“, heißt es zu diesem Punkt in der Sitzungsvorlage des Kreistages. Um diese Ressourcen zu schonen, soll auch besonderen Wert auf Recyclingmaterial gelegt werden.
Da zum Thema nachhaltiges Bauen nicht nur der Aspekt Rohstoffe zählt, sondern das Thema bereits bei der Planung beginnt über den Bauprozess, die Energie und Versorgung bis hin zum Aspekt Gesundheit reicht, hat sich der Landkreis nach einem geeigneten Modell umgeschaut, wie diese Themenbereiche gewährleistet werden können. Als geeignetes Instrument kam für die Verwaltung das in Vorarlberg existierende Kommunalgebäudeausweis (KGA) in Betracht.
Und der KGA soll so funktionieren: Mit einem Punktekatalog soll sichergestellt werden, dass nachhaltig gebaut wird. Insgesamt gibt es 1000 zu vergebene. Je mehr Punkte vergeben werden, desto nachhaltiger wird das Bauprojekt eingestuft. Tabellen legen unter anderem fest, wie viel Punkte vergeben werden. Zum Beispiel: Je niedriger der CO2-Ausstoß bei einem Neubau ist, desto mehr Punkte werden vergeben. Außerdem sollen kritische Stoffe wie etwa PVC vermieden werden. Diese Tabellen gelten dabei nicht nur für Neubauten, sondern auch für Sanierungsobjekte.
Bis Herbst 2020 soll der Leitfaden für nachhaltiges Bauen durch die Energieagentur Ravensburg fertiggestellt werden. Zum ersten Mal soll der neue Leitfaden laut Sitzungsvorlage in einer Pilotphase beim Neubau einer Sporthalle in Wangen zum Einsatz kommen.