Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Landesliga hofft auf eine Sonderrolle
Mehrheit der Vereine spricht sich für Einfachrunde mit anschließender Auf- und Abstiegsrunde aus – Auch die Bezirksliga wünscht sich das Alternativmodell
STUTTGART - 38 Spieltage, sechs davon unter der Woche – auf die Landesliga, Staffel 4, kommt eine kräftezehrende Saison 2020/2021 zu. Zumindest plant der Württembergische Fußball-Verband (WFV) so derzeit noch die Spielzeit der Liga, in der mit dem SV Kehlen, dem SV Weingarten, dem FV Ravensburg II und dem Aufsteiger TSV Eschach auch vier Vereine des Bezirks Bodensee vertreten sind. Doch es gäbe eine Alternative. Deshalb hat Landesliga-4-Staffelleiter Andreas Schele einen entsprechenden Brief an den WFV verfasst, der der „Schwäbischen Zeitung“vorliegt.
In zwei Videokonferenzen hatte der Verbandsspielausschuss zunächst die Landesligastaffelleiter, und dann die Bezirksvorsitzenden und die Bezirksspielleiter darüber informiert, wie die Pläne zum Neustart der Saison 2020/2021 aussehen. Die Stafelleiter hatten – beauftragt vom WFV – den Vereinen dann zwei Modelle eines möglichen Spielsystems zur Abstimmung vorgestellt. Das eine sieht eine ganz „normale“Runde mit Hin- und Rückspiel im Modus jeder gegen jeden vor. Das bringt die besagten 38 Spieltage mit sich. In einem zweiten Modell sollen die Vereine zunächst eine Einfachrunde spielen, ehe eine Unterteilung in Aufund Abstiegsrunde stattfände. In einer weiteren Einfachrunde würden dann Auf- und Absteiger ausgespielt.
Der WFV und sein Pressesprecher Heiner Baumeister bestätigen die Modelle sowie den Ausgang der Abstimmungen. Baumeister sagt: „In den Landesligen eins bis drei stimmten die Vereine recht eindeutig dafür, eine normale Saison mit Hin- und Rückrunde zu spielen. Nur in der Landesliga 4 wichen die Vereine davon ab. Das hatten wir so nur in einer weiteren Liga, in der Bezirksliga Bodensee.“In der Landesliga 4 sprachen sich elf Vereine für die Variante mit Auf- und Abstiegsrunde und dann vermutlich 28 Spieltagen aus, acht Vereine votierten für eine normale Runde mit 38 Spieltagen, ein Verein enthielt sich.
Schele schreibt deshalb an den WFV-Spielausschussvorsitzenden
Harald Müller, an die Leiter des Spielbetriebs, Thomas Proksch und José Macias sowie – zur Kenntnisnahme – an die Bezirksvorsitzenden der betreffenden Bezirke Donau, Bodensee, Riß und Zollern und an die Vertreter der 20 Vereine der Landesliga 4 und fordert den Verband dazu auf, über eine entsprechende Änderung des Spielsystems nachzudenken. Aufgrund des coronabedingten Saisonabbruchs mit Aufsteigern aber ohne Absteiger entstünden „teilweise übergroße“Staffeln. „Aus diesem Grund sehen die Vereine und auch
ich als deren gewählter Vertreter es als legitim an, den Wunsch zu äußern, dass für diese Ausnahmesituation ein abweichendes Spielsystem für die Saison 2020/2021 zugelassen werden könnte.“
Wichtig, so schreibt Schele, sei ihm vor allem die Transparenz gegenüber den Vereinen, deshalb habe er die beiden vom WFV ausgearbeiteten Modelle „neutral vorgestellt“, ehe es zur Abstimmung kam. Schele schildert als beeinflussende Faktoren das Wetter, speziell im Einzugsbereich der Staffel 4, und die potenziell
vielen Nachholspiele und nennt die Tatsache, dass viele Vereine im Einzugsgebiet nicht über einen Kunstrasen verfügten und führt als weiteres Kriterium das erhöhte Verletzungsrisiko durch die Fülle an Spielen an. Das führe zu Auseinandersetzungen am Arbeitsplatz und mit dem Arbeitgeber.
Auf der einen Seite gebe es Vereine, die natürlich nicht auf Derbys und damit Einnahmen verzichten wollten. Auf der anderen Seite spare der Verein bei weniger Spielen auch Punkteprämien, was die Vereine in einer Zeit wie dieser auch entlaste. Schele schreibt: „Aufgrund der knappen Mehrheit von 55 Prozent bitte ich den Verbandsspielausschuss zu prüfen, ob für die Landesliga Staffel 4 ein Sonderspielsystem vertretbar und rechtlich möglich ist.“
Im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“macht sich Schele aber wenig Hoffnung auf eine Sonderrolle für Landesliga 4: „Ich denke, dass aufgrund des knappen Ergebnisses der Verbandsspielausschuss bei dem alten System und der normalen Runde bleiben wird.“So oder so hofft Schele auf eine baldige Entscheidung.
Nach Auskunft des Württembergischen Fußball-Verbandes will der WFV-Beirat Ende dieser Woche endgültig entscheiden. Der Verband stellt aber in Aussicht, dass die von Schele ins Feld geführten Argumente sehr wohl bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt würden. Auch deshalb schließe man es nicht mehr aus, verschiedene Spielsysteme in einer WFV-Ebene zuzulassen. „Das wollen wir nicht ausschließen“, sagt Pressesprecher Heiner Baumeister. Genauso wenig, wie die Frage, ob die Ligen in nur einem Jahr wieder auf ihre Sollgröße reduziert werden, es also eine verschärfte Variante des verschärften Abstiegs geben wird, oder eine abgemilderte Variante. „Es kann gut sein, dass dies individuell entschieden wird. In einer Bezirksliga mit 16 bis 18 Mannschaften brauche es wohl keine abgemilderte Variante“, sagt Baumeister, anders sehe es in der Verbandsliga oder den Landesligen mit je 20 Mannschaften aus. Der WFV will gegen Ende der kommenden Woche entscheiden.