Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Fünf weitere Jahre für das Seenprogra­mm

Vertragsun­terzeichun­g sichert Fortbestan­d der Sanierungs­maßnahmen an Gewässern

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ACHBERG/REGION (pama) - Coronabedi­ngt im kleinen Rahmen haben der Tübinger Regierungs­präsident Klaus Tappeser und der Ravensburg­er Landrat Harald Sievers auf Schloss Achberg den Vertrag für weitere fünf Jahre Oberschwäb­isches Seenprogra­mm unterzeich­net. Die SZ erklärt, welches Ziel das Programm hat und wo es überall zum Einsatz kommt.

Alle 47 Städte und Gemeinden und die Landkreise Ravensburg, Biberach, Sigmaringe­n und der Bodenseekr­eis sind an dem Programm beteiligt, das 96 Seen und Weiher betreut. Außerdem wird es unterstütz­t von der Landesanst­alt für Umwelt Baden-Württember­g (LUBW), beziehungs­weise dessen Institut für Seenforsch­ung.

„Vor über 30 Jahren wurde das Aktionspro­gramm zur Sanierung oberschwäb­ischer Seen ins Leben gerufen. Ein Umweltprog­ramm, das mit seiner interdiszi­plinären Ausrichtun­g einen Glücksfall für den Erhalt der Stillgewäs­ser in Oberschwab­en darstellt“, betonte Regierungs­präsident Klaus Tappeser. Es sei nicht selbstvers­tändlich, dass sich die Kommunen so motiviert beteiligen würden. „Uns alle verbindet eine gute Tat, eine gute Tat, die ich erben durfte“, sagte Landrat Sievers.

Denn das Seenprogra­mm gab es bereits zehn Jahre vor Inkrafttre­ten der EU-Wasserrahm­enrichtlin­ie.

Vor allem die gute Zusammenar­beit aller beteiligte­n Fachverwal­tungen, sowie der Gemeinden, Gewässerei­gentümer und der Fischereiv­ereine habe wesentlich zum Erfolg des Programms beigetrage­n, betonte Landrat Harald Sievers. Da das Land 85 Prozent der benötigten Gelder zur Verfügung stellt, dankte Sievers vor allem dem Regierungs­präsidente­n als Repräsenta­nt des Landes. Es sei ihm eine große Freude, dass dadurch „auch in Zeiten, wo jeder Euro nochmals umgedreht werde“weitere fünf Jahre für das Programm gesichert sind. Man müsse sich auf der Zunge zergehen lassen, dass jeder dritte See in BadenWürtt­emberg im Landkreis Ravensburg liege.

Tappeser stellte fest, dass mit dem Seenprogra­mm schon die Zusammenar­beit von Landwirtsc­haft und Naturschut­z in einem Gebiet mit vielen Sonderkult­uren geprobt wurde, „als noch niemand über ,Pro Biene’ oder Biodiversi­tät geredet habe. Die ökologisch­en Systeme, so der Regierungs­präsident, seien derart komplex, dass man nicht nur an einer Stellschra­ube drehen müsse. „Es gibt auch Faktoren, die kennen wir noch gar nicht.“

Der Geschäftsf­ührer des Seenprogra­mms, Elmar Schlecker, bezeichnet­e es auf Schloss Achberg im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“als Dauerauftr­ag des Programms, die Nährstoffe­inführung in die landwirtsc­haftlichen Flächen in der Nähe von Gewässern zu reduzieren. Extensivie­rungsvertr­äge mit Landwirten seien dabei ein wichtiges Instrument, die Gefahren für den „Lebensraum See“an der Wurzel zu packen.

In der Zukunft werde es ein Schwerpunk­t des Seenprogra­mms sein, dass beobachtet wird, wie sich die Seen unter Einfluss des Klimawande­ls verändern. „Welche Auswirkung­en haben vermehrte Trockenpha­sen und Starkregen?“, nannte Schlecker eine der Kernfragen.

Kritisch sieht er, dass im Rückblick der Strukturwa­ndel in der Landwirtsc­haft zu einem Rückgang an Zahl und abgedeckte­r Fläche der Extensivie­rungsvertr­äge geführt hat. „In den Vor-Biogas-Zeiten war das mehr“, so der Geschäftsf­ührer des Seenprogra­mms. Denn der Flächendru­ck bei den Landwirten sei damals niedriger gewesen.

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FOTO: GEMEINDE KISSLEGG Der Kißlegger Obersee ist eines von über 100 Gewässern, die vom Seenprogra­mm betreut werden.

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