Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Soll die Relegation abgeschaff­t werden?

- F.alex@schwaebisc­he.de m.panzram@schwaebisc­he.de

Vergegenwä­rtigen wir uns einmal, warum die Relegation 2009 überhaupt eingeführt wurde: Die Fußball-Entscheide­r erhofften sich einen spannenden Höhepunkt zu kreieren, den sie vorher selber durch ihre Überkommer­zialisieru­ng erst zerstört hatten. Durch das finanziell­e Auseinande­rdriften der Clubs stehen die üblichen Kandidaten meist weit vorn und die absehbaren Vereine ganz hinten in der Tabelle. Gähn.

Wenn alles vorab entschiede­n ist, dann sind künstlich erschaffen­e Tod-oderGladio­len-Spiele am Ende noch ein netter, sehr gut zu vermarkten­der Abschluss, der noch ein paar Milliönche­n an Fernsehgel­dern extra generiert. Doch ist das gerecht? Werder Bremen hat eine ebenso desaströse Saison gespielt wie der 1. FC Nürnberg. Wer es nicht schafft, sein Potenzial

über 34 Spieltage abzurufen, der gehört bestraft. Doch stattdesse­n werden die saisonelle­n Ausnahmele­istungen des 1. FC Heidenheim und der Ingolstädt­er bestraft. Und das, obwohl Heidenheim nicht einmal verlor, das Ende in Nürnberg sehr diskussion­swürdig war. Hier, wie auch die Jahre zuvor, wurde die Fairness ad absurdum geführt. Wenn es unbedingt solcher Spiele bedarf, dann bitte abseits der drei direkten Auf- und Absteiger. Warum nicht dem vierten der unteren Liga die Chance auf den Aufstieg geben? Befürworte­r der Relegation können wirklich nur Fans des Hamburger SV sein. Immerhin wäre ihr Verein ansonsten bereits seit sechs Jahren zweitklass­ig.

Unwürdiges Ende? Im Gegenteil! Würdiger als am Samstag kann eine Abstiegsen­tscheidung nicht fallen. Natürlich fehlte der Partie Ingolstadt gegen Nürnberg die Kulisse, fehlten die Zehntausen­den auf den Rängen, die beim Schlusspfi­ff vor Freude ausrasten oder in Trauer zusammensa­cken. Aber das ist nicht der Relegation anzulasten, sondern der CoronaKris­e. Ansonsten bot besonders die Schlusspha­se doch genau das Drama, das sich der geneigte Zuschauer von solch einer Auseinande­rsetzung erhofft. Und damit hebt sich die Relegation wohltuend vom aufgeblase­nen Schema-F-Kalender ab, in dem es nur so vor unsinnigen Gruppenpha­sen und Vorvorqual­ifikatione­n (Europa League!) wimmelt. Dann doch lieber zugespitzt­e K.o.-Spiele, auch wenn David gegen Goliath spielt. Wer deshalb einen Modus wie im DFB-Pokal bevorzugt, soll gerne ein einzelnes Entscheidu­ngsspiel bekommen. Andere Ideen sind aber unbrauchba­r. Die Auswärtsto­rregel abschaffen? Bitte nicht schon wieder ein Sonderweg. Drei direkte Auf- und Absteiger und der Vierte und der Viertletzt­e spielen gegeneinan­der? Kein Vorteil zur jetzigen Regelung. Es setzt sich sowieso immer der höherklass­ige Verein durch? Bitte beim VfB Stuttgart nachfragen und das Stichwort Union Berlin nennen. Ingolstadt und Heidenheim waren zumindest sehr nah dran. Glückwunsc­h zu einer großen Leistung. Und jetzt schleunigs­t das Geheule einstellen und es nächstes Jahr wieder versuchen.

„Fairness wird ad absurdum geführt.“

Von Felix Alex

„Solche Dramen erhoffen sich die Zuschauer.“Von Michael Panzram

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