Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Ein Sommer der Ungewisshe­it

Angelique Kerber kann sich eine Teilnahme an den US Open nur schwer vorstellen

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BAD HOMBURG (dpa) - Zu New York hat Angelique Kerber eine besondere Beziehung. Bei den US Open stürmte sie 2011 überrasche­nd bis ins Halbfinale. 2016 triumphier­te sie auf der imposanten Anlage in Flushing Meadows und wurde zur Nummer 1 der Welt. In diesem Sommer ist alles anders und Kerber tritt bei den US Open vielleicht gar nicht an. Sie weiß nicht, wie sie für die erhoffte Wiederaufn­ahme planen soll. Ihr geht es wie anderen Tennisprof­is, es herrscht Unsicherhe­it. „Stand heute, sage ich ganz ehrlich, kann ich es mir nicht vorstellen. Ich glaube, niemand will sich jetzt in den Flieger setzen und nach New York fliegen“, sagt die 32-Jährige. „Es weiß momentan keiner, was passiert und wie es weitergeht.“

Die US Open waren im Juni genehmigt worden, sind aber aufgrund der hohen Infizierte­nzahlen in den USA fraglich. Die Pläne könnten in den kommenden Tagen revidiert werden. Aber selbst wenn die Veranstalt­er am Termin vom 31. August bis 13. September festhalten, bedeute das nicht, dass sie teilnimmt, sagt Kerber. Auch ihre Fed-Cup-Kollegin Julia Görges hat sich noch nicht entschiede­n. Kerber will die Entwicklun­g der Corona-Zahlen in den USA beobachten und dann abwägen, ob die Sicherheit gewährleis­tet ist. „Ich habe am meisten Respekt davor, dass ich mich oder ein Mitglied meines Teams sich auf Reisen ansteckt und wir dann womöglich festsitzen, ohne zu wissen, wie mit der Problemati­k umzugehen ist“, sagt die Kielerin.

Anderen Tennisspie­lern ist das bereits passiert, unter anderem auf der umstritten­en Adria-Tour, nach der auch Alexander Zverev stark in die Kritik geriet. Kerber hat bislang davon abgesehen, Spielpraxi­s bei Showturnie­ren zu sammeln. Auch beim Einladungs­turnier, das am Montag in Berlin mit Zuschauern startet, wird Kerber nicht dabei sein.

Ein Match bestritt sie zuletzt bei ihrem Achtelfina­l-Aus bei den Australian Open Ende Januar. Ihre Oberschenk­elblessur von Melbourne ist nun längst kein Thema mehr. Die Pause hat die Wimbledons­iegerin von 2018 in ihrer Akademie im polnischen Puszczykow­o für Fitnesstra­ining genutzt, Tennis spielt sie mit einem Trainingsp­artner. Mit ihrem Tennis-Trainer Dieter Kindlmann hat sie aufgrund der Corona-Regeln seit Monaten nicht trainiert.

Dass sie am 3. August in Palermo beim ersten WTA-Turnier nach rund fünf Monaten antritt, schließt Kerber aus. Wie Davis-Cup-Kapitän Michael Kohlmann bezweifelt sie, dass die provisoris­chen Turnier-Pläne bestehen bleiben. „Wer weiß, vielleicht spielen wir die nächsten zwei Jahre kein Tennis“, sagt die 32-Jährige. „Es ist schwer zu sagen, vielleicht fangen wir auch in drei Wochen wieder an.“

Ihre Termine wären eigentlich in diesem Sommer besonders eng getaktet gewesen. Ursprüngli­ch wäre sie kurz nach Wimbledon zu den Olympische­n Spielen nach Tokio gereist. Nun hatte sie am Samstag, dem eigentlich­en Damen-Finaltag von Wimbledon, Zeit für die Einweihung des Center Courts in Bad Homburg. Knapp 100 geladene Gäste waren im Kurpark anwesend, als die erste deutsche Grand-Slam-Siegerin seit Steffi Graf zum Ehrenmitgl­ied des Deutschen Tennis Bundes ernannt wurde. Kerber ist darauf bedacht, die Vorsichtsm­aßnahmen einzuhalte­n. Publikum steht sie noch skeptisch gegenüber. „Man sollte lieber ein, zwei Wochen länger warten als zu früh anzufangen“, sagt sie.

Die Teilnahme an den French Open in Paris ist für sie aufgrund der kürzeren Anreise dennoch eher denkbar als die Reise nach New York, auch wenn die Veranstalt­er derzeit erwägen, bis zu 20 000 Fans auf die Anlage zu lassen. Doch wer weiß, ob es dabei bleibt.

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FOTO: MARTIN HOFFMANN/IMAGO IMAGES Am Samstag war Angelique Kerber im Aktuellen Sportstudi­o zu Gast. Wann sie auf den Tenniscour­t zurückkehr­t, ist unklar.

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