Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Zehn Corona-Fälle an fünf Friedrichshafener Schulen
Insgesamt gibt es zwölf Neuinfektionen – 200 Jugendliche und Lehrer sind in Quarantäne
FRIEDRICHSHAFEN - Schock an mehreren Friedrichshafener Schulen: Insgesamt zehn Schülerinnen und Schüler unterschiedlicher Jahrgangsstufen haben sich mit dem Coronavirus infiziert. Zu zwei Fällen aus der Vorwoche, die bisher offenbar ohne Symptome verlaufen sind, kamen jetzt acht neue Fälle mit infektiösem Verlauf hinzu, dazu zwei infizierte Verwandte. Am Freitag informierten Stadtverwaltung und Bodenseekreis bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz im Rathaus.
Betroffen sind demnach die Pestalozzi-Schule, die Hugo-EckenerSchule, die Droste-Hülshoff-Schule, die Gemeinschaftsschule Graf Soden und das Graf-Zeppelin-Gymnasium. Das Karl-Maybach-Gymnasium ist indirekt betroffen, dort gibt es über eine Kursstufe eine Verbindung zum Graf-Zeppelin-Gymnasium. Außerdem wurde ein Verdachtsfall an der Grundschule Fischbach bekannt. Einige Klassen werden bis zu den Sommerferien vorsorglich geschlossen, wie der Leiter des Gesundheitsamts, Bernhard Kiß, und die Schulleiter gemeinsam erklärten. Auch die Schüler der betroffenen Klasse in Fischbach gehen vorsorglich nicht in die Schule, bis das Testergebnis vorliegt.
Die jüngsten Meldungen sind alle zwischen Donnerstagabend und
Freitagmorgen in den Schulen oder beim Gesundheitsamt eingegangen. Sechs infizierte Schülerinnen gehören zu den Jahrgangsstufen sieben bis elf. Insgesamt befinden sich nach Aussage der Schulen derzeit 200 Schüler und Lehrer in Quarantäne. Hinzu kommen QuarantäneAuflagen für die Mitglieder der betroffenen Familien, innerhalb derer sich – wie auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung bestätigt wurde – bisher weitere zwei Personen infiziert haben. Elternbriefe seien bereits unterwegs, in denen auch auf die Möglichkeit, sich in Schwerpunktpraxen testen zu lassen, hingewiesen wird. Für Kontaktpersonen ersten Grades wurden schon Tests in die Wege geleitet.
Nach bisherigen Erkenntnissen könnte sich das Infektionsgeschehen bei einer privaten Feier am vergangenen Wochenende abgespielt haben. Bei sechs infizierten Schülerinnen handelt es sich nach Auskunft von Bernhard Kiß um Reiserückkehrerinnen. Wohin ging die Reise? Bei dieser Frage gab sich der Leiter des Gesundheitsamts bedeckt. „Ich darf nicht zu viele Details nennen, um die Familien zu schützen“, sagte Kiß. An anderer Stelle erwähnte er ein osteuropäisches Risikogebiet, „aus dem seit zwei Wochen regelmäßig Flugzeuge ankommen“. Warum der Trip während der regulären Schulzeit – außerhalb der Ferien – stattfand, auch dieser Frage stellte sich Kiß. „Manche
Familien reisen auch außerhalb der Ferien hin und her“, sagte er. Reisen in Risikogebiete solle man möglichst unterlassen – oder sich anschließend freiwillig in Quarantäne begeben, so seine dringende Empfehlung.
Dass sich das in den Häfler Schulen praktizierte Hygienekonzept bisher sehr bewährt habe, darin waren sich die Schulleiter Iris Engelmann (Gemeinschaftsschule Graf Soden), Wolfang Schüssler (Pestalozzi-Schule) und Axel Ferdinand (GZG) einig. Gleicher Ansicht ist man bei den beruflichen Schulen des Kreises, wie Angelika Seitzinger (Droste-Hülshoff-Schule), Sabine Harsch (Hugo-Eckener-Schule) und Stefan Oesterle (Claude-DornierSchule) bestätigten. „Seitens der Schulen sehen wir keinen Grund zur Gefährdung“, ergänzte Steffen Rooschüz, geschäftsführender Schulleiter der Häfler Schulen und Rektor der Merianschule. „Das eigentliche Infektionsrisiko wird von außen an uns herangetragen.“
Der Appell der Stadt, des Landkreises und der Schulen ist unmissverständlich und eindeutig: „Die Situation zeigt sehr deutlich, dass Corona noch lange nicht vorbei ist“, betonte Christoph Keckeisen, Erster Landesbeamter des Bodenseekreises. „Wir müssen die geltenden Regelungen ernst nehmen. Jeder und jede Einzelne kann zum Gelingen beitragen.“Landrat Lothar Wölfle schloss sich dem Appell in einer
Pressemitteilung an: „Bilder wie die aus Mallorca sind unerträglich, doch auch im normalen Alltag müssen wir aufpassen.“
Das Krisenmanagement vor Ort habe sich als verlässlich erwiesen, so Bürgermeister Andreas Köster. „Die Behörden arbeiten seit Wochen sehr eng zusammen und sind im ständigen Austausch. Innerhalb weniger Stunden waren Stadt, Landkreis und Gesundheitsamt im Gespräch,
um gemeinsam mit und für die betroffenen Schulen eine individuelle Vorgehensweise zu erarbeiten.“Aber auch Bürgermeister Köster mahnt: „Wir sind noch lange nicht über den Berg.“