Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Homeoffice bietet große Chancen
Wenn Wirtschaft, Gewerkschaften und Politik jetzt richtig handeln, besteht die Chance, dass die Arbeits- und Lebenswelt als Lehre der Corona-Krise deutlich besser wird. Denn das Modell Homeoffice kann, richtig eingesetzt und flankiert von passenden Schutzrechten, gleich auf mehreren Ebenen positiv wirken.
Im Zentrum der Überlegungen müssen die Beschäftigten stehen. Die Heimarbeit darf weder dauerhafter Zwang noch eine Art Bürogefängnis in nicht geeigneten Räumlichkeiten sein. Auf dem Küchenstuhl vor einem Berg Akten auf dem Tisch lässt es sich kaum produktiv arbeiten. Es sind Arbeitsschutzregelungen vonnöten, die ein angemessenes Umfeld vorschreiben. Dazu gehört selbstverständlich auch die Ausstattung der Heimarbeitsplätze mit den sonst im Büro vorhandenen Möglichkeiten. Ein Problem wird dabei schwer zu lösen sein. Verlässlich lassen sich Leistung und Arbeitszeiten nur schwer erfassen. Doch daran sollte die Weiterentwicklung des Homeoffice nicht scheitern.
Weniger im Fokus stehen andere gesellschaftlich nützliche Effekte einer teilweisen Verlagerung der Arbeit. Immer mehr Unternehmen reagieren schon auf die guten Erfahrungen, die sie mit der Arbeit zu Hause machen. Sie meiden den teuren Büroraum in den Metropolen und weichen an günstigere Standorte aus. Die Digitalisierung in den Dienstleistungssparten macht sie räumlich zunehmend unabhängig.
Beides zusammen spart Kosten und auch den Bedarf an Gebäuden, also knappen städtischen Raum, ein. Darüber hinaus sinkt der Bedarf an Verkehrsleistungen, weil es weniger Pendlerbewegungen gibt, wenn viele Arbeitnehmer nur an drei oder vier Tagen ins Büro müssen. Die technische Entwicklung ermöglicht damit auch einen Beitrag zum Klimaschutz, ohne dass es zu Nachteilen für den Einzelnen kommt. Schließlich wächst auch die Chance für Regionen im weiteren Umfeld von wirtschaftlichen Ballungsgebieten. Sie werden attraktiver für Zuwanderung von Familien aus den Städten, weil ihre Lage am Rand an Bedeutung verliert.