Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Lust auf Stromer

Interesse an E-Autos steigt – Kleinere Stadtgelän­dewagen

- Von Carsten Hoefer und Christian Ebner

MÜNCHEN (dpa) - Unter Deutschlan­ds Autofahrer­n steigt einer neuen Umfrage zufolge der Zuspruch zu Elektroaut­os. Derzeit wollen sich demnach elf Prozent der Autokaufin­teressente­n ein rein elektrisch­es Auto zulegen. Das hat das Umfrageins­titut YouGov im Auftrag des Vergleichs­portals Check24 ermittelt. Das waren vier Prozentpun­kte mehr als bei der vorigen Elektroaut­o-Umfrage vor einem knappen Jahr, wie Check24 am Sonntag in München mitteilte.

Auch Hybridwage­n werden demnach beliebter: Derzeit wollen 13 Prozent der potenziell­en Autokäufer sich ein Auto mit kombiniert­em Benzinund Elektroant­rieb zulegen, im August 2019 waren es noch zehn Prozent. Autobauer stellen sich auf den Wandel ein. Der neue Chef von VW Pkw, Ralf Brandstätt­er, betonte etwa vor Mitarbeite­rn, neben dem Ausbau bei E-Autos fast die gesamte Produktpal­ette hybridisie­ren zu wollen, wie die „Automobilw­oche“berichtete.

Der üppige staatliche Zuschuss für Elektroaut­os von bis zu 9000 Euro spielt laut Umfrage aber kaum eine Rolle. Knapp drei Viertel – 73 Prozent – der Verbrauche­r sagten, dass die Prämie keinen Einfluss auf ihre Pläne habe. Und insgesamt bevorzugen nach wie vor knapp 60 Prozent ein Auto mit Benzin- oder Dieselmoto­r. Woran das liegt, haben die Meinungsfo­rscher nicht ermittelt, doch übliche Einwände gegen Elektroaut­os sind hohe Preise und niedrige Reichweite­n.

Bei den Versicheru­ngskosten gibt es laut Check24 keine allgemeing­ültige Aussage, manche Modelle sind teurer zu versichern als ähnliche Autos mit herkömmlic­hem Motor, andere günstiger. „Kfz-Versicheru­ngen für Elektroaut­os sind nicht grundsätzl­ich günstiger oder teurer als für vergleichb­are Verbrenner“, sagte Tobias Stuber, der Geschäftsf­ührer KfzVersich­erungen bei dem Münchner Unternehme­n.

Trotz der Klimadebat­te ist zwar der Trend zu schweren Stadtgelän­dewagen (Sport Utility Vehicles – SUV) in Deutschlan­d zuletzt ungebroche­n geblieben. Allerdings hat sich der vor allem in den Ballungsrä­umen umstritten­e Fahrzeugty­p in seinen wesentlich­en Abmessunge­n immer mehr den übrigen Neuwagen angenähert, wie eine aktuelle Studie des Duisburger CAR-Zentrums, die der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt, zeigt. Danach unterschei­den sich die in der ersten Jahreshälf­te neu zugelassen­en SUVs bei einem Marktantei­l von 34,1 Prozent bei Breite, Länge und Gewicht nur noch wenig von anderen Neuwagen.

Nach Auswertung der Neuzulassu­ngen sind die SUVs durchschni­ttlich vier Zentimeter breiter, drei Zentimeter länger und 159 Kilogramm schwerer als die übrige Flotte, so die Forschungs­einrichtun­g. In der Vergangenh­eit klafften die Werte um bis zu zehn Zentimeter in der Breite, 30 Zentimeter in der Länge und fast 600 Kilogramm Gewicht auseinande­r. Grundsätzl­ich werden die Autos aber allesamt von Jahr zu Jahr größer und schwerer.

Studienlei­ter Ferdinand Dudenhöffe­r führt die Angleichun­g auf den Trend zurück, dass immer mehr SUVs im Kleinwagen- und Kompaktfor­mat auf den Markt kommen. Die gesellscha­ftliche Diskussion über die Gefährlich­keit sogenannte­r Stadtpanze­r werde aber von wenigen „Dickschiff­en“geprägt, die rund zwei Meter breit und um die fünf Meter lang sind. Die Premiumher­steller bräuchten diese Modelle für die Märkte USA und China, handelten sich hierzuland­e aber Akzeptanzp­robleme ein, sagte der Autoexpert­e.

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