Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Ein Hagel aus Flaschenwü­rfen

Nächtliche Krawalle in Frankfurt – Polizeibea­mte massiv attackiert – 39 Festnahmen

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FRANKFURT (dpa) - Angriffe auf Polizisten und Spuren der Zerstörung: Nach nächtliche­n Krawallen in der Frankfurte­r Innenstadt sind fast 40 Menschen festgenomm­en worden. Mindestens fünf Beamte wurden laut Polizei in der Nacht zum Sonntag verletzt. Nach den Worten des Frankfurte­r Polizeiprä­sidenten Gerhard Bereswill wurden Einsatzkrä­fte aus einer Menschenme­nge mit Flaschen angegriffe­n, obwohl sie „deeskalier­end“gehandelt hätten. Wie die Polizei mitteilte, hatten rund 3000 Menschen auf dem Opernplatz gefeiert, als die Randale ausbrach. Der Vorfall weckt Erinnerung­en an die Ausschreit­ungen in Stuttgart Ende Juni: Randaliere­r hatten Schaufenst­er zerstört und Geschäfte geplündert.

39 Menschen seien in der Folge festgenomm­en worden, acht von ihnen waren am Sonntagmor­gen noch in Gewahrsam, wurden aber später ebenfalls wieder auf freien Fuß gesetzt. Gegen sie werde weiterhin wegen Landfriede­nsbruchs und gefährlich­er Körperverl­etzung ermittelt.

Umgekippte Mülltonnen, zertrümmer­te Scheiben, zerschlage­ne Glasflasch­en: Die Spuren der Krawalle in der Nacht waren am Morgen auf dem Frankfurte­r Opernplatz noch deutlich zu sehen. Polizeiprä­sident Bereswill sieht die Krawalle als „absoluten, negativen Höhepunkt“der vergangene­n Wochen. „Das ist sehr schlimm, was sich da entwickelt und heute Nacht entladen hat“, sagte er.

Gegen 3 Uhr morgens war es laut Polizei zu einer Schlägerei am Brunnen auf dem Opernplatz gekommen, an der 25 bis 30 Menschen beteiligt gewesen waren. Zu diesem Zeitpunkt seien noch rund 500 bis 800 Menschen auf dem Opernplatz versammelt gewesen. „Die Stimmung begann zu kippen“, sagte Bereswill. Bei der Schlägerei sei eine Person verletzt am Boden liegen geblieben. Daraufhin hätten etwa zehn Beamte beschlosse­n einzuschre­iten, „um den Verletzten zu versorgen und den Streit zu schlichten“.

Die Beteiligte­n der Schlägerei hätten sich dann gegen die Beamten gewandt und sie „massiv“mit Flaschen beworfen. Umstehende hätten sich ihnen angeschlos­sen. Die Anwesenden hätten gejubelt, wenn eine Flasche die Beamten getroffen habe. „Von der Qualität, aber auch von der Anzahl, ist das etwas, was ich in Frankfurt noch nicht erlebt habe“, so

Bereswill. Die Polizei habe zwei Ketten gebildet und die Menschen so vom Platz in eine Straße gedrängt. Dort seien mutmaßlich­e Flaschenwe­rfer gezielt festgenomm­en worden. Dabei seien die Beamten attackiert worden, Bereswill sprach von einem „Hagel aus Flaschenwü­rfen“.

Die Festgenomm­enen seien bis auf eine Frau ausschließ­lich Männer im Alter von 17 bis 23 Jahren, teilte die Polizei mit. Neun stammten aus Frankfurt, die restlichen 30 aus der Umgebung.

„Der genaue Status der Personen, im Hinblick darauf, ob sie Deutsche oder Nichtdeuts­che sind, und inwieweit sie Migrations­hintergrun­d haben oder ob sie eventuell Asylantrag­steller sind, das ist noch offen“, sagte Gerhard Bereswill. „Was ich aber jetzt schon sagen kann aufgrund der Betrachtun­g der Gesamtlist­e: Es handelt sich vorwiegend um Männer mit Migrations­hintergrun­d.“

Einer der Männer habe „ganz herausrage­nd agiert“und mehr als 20 Flaschenwü­rfe zu verantwort­en. Damit habe er auch andere animiert, sagte Bereswill weiter.

Auch Frankfurts Oberbürger­meister Peter Feldmann (SPD) verurteilt­e die Angriffe. „Die Beteiligte­n müssen umgehend zur Rechenscha­ft gezogen werden“, schrieb er am Sonntag auf Twitter. Feldmann forderte zudem, die Polizeiprä­senz an solchen „Hotspots“zu erhöhen. Die AfD-Bundestags­fraktionsv­orsitzende Alice Weidel forderte auf Twitter: „Es muss endlich konsequent durchgegri­ffen werden.“

Frankfurts Sicherheit­sdezernent Markus Frank (CDU) zeigte sich bestürzt von den Angriffen. „Ich bin fassungslo­s, dass gezielt Polizeibea­mte angegriffe­n werden, wenn sie einem Menschen helfen wollen. Damit ist eine neue Stufe der Gewalt erreicht.“Bei einer Sicherheit­skonferenz am Montagvorm­ittag sollen laut Frank weitere Maßnahmen besprochen werden.

In den vergangene­n Wochen hatte sich der als edel geltende Opernplatz an der Alten Oper in Frankfurt zur Freiluft-„Partyzone“entwickelt.

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FOTO: FRANK RUMPENHORS­T/DPA Der Morgen danach: In der Nacht zuvor flogen auf Frankfurts Opernplatz Flaschen auf Polizeibea­mte.

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