Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Müller überzeugt CDU mit markanter Rede
Der 56-Jährige bekennt sich zur Grundrente und gegen Abtreibung
REUTE-GAISBEUREN - Die CDUBundestagsnominierung am Freitagabend in der Durlesbachhalle in Reute-Gaisbeuren hat Axel Müller sicherlich weniger Nerven gekostet als jene im Jahr 2016. Damals setzte sich Müller in einer CDU-internen Kampfabstimmung knapp gegen Waldemar Westermeyer durch. Bei der jüngsten Nominierungsversammlung war er hingegen der einzige Bewerber, und so ging es lediglich darum, mit möglichst viel Rückenwind der anwesenden Christdemokraten in die Vorbereitungen und den Wahlkampf zur Bundestagswahl 2021 zu starten.
Insgesamt 200 Ja-Stimmen fanden sich auf den 216 abgegebenen Stimmzetteln wieder sowie sechs Enthaltungen und zehn Gegenstimmen. Damit nominierten die anwesenden Mitglieder des CDU-Kreisverbands Müller als Bundestagskandidaten für den Wahlkreis Ravensburg und zollten ihm eine Woche vor seinem 57. Geburtstag große Bestätigung. Dass er den Nerv seiner Parteikollegen trifft, hatte der Weingartener während seiner Bewerbungsrede unter Beweis gestellt. Mit höchster Aufmerksamkeit folgten die Zuhörer seinen rhetorisch geschliffenen Ausführungen und klatschten zum Abschluss lautstark Beifall.
Müller stellte in der 25-minütigen Positionierung seine politische Strategie vor und benannte dazu drei
Säulen. Erstens: In seiner Zeit als Bundestagsabgeordneter habe er sich thematisch breit aufgestellt, davon zeuge seine Mitarbeit in gleich drei Ausschüssen. „Das ist eher außergewöhnlich und zeit- und arbeitsintensiv. Aber ihr wisst, ich bin ein Schaffer“, erklärte Müller und betonte, dass ihm so gar keine Zeit für Nebentätigkeiten bliebe, die ihn in ein negatives Zwielicht in der Öffentlichkeit rücken könnten. Derartige Anspielungen und Seitenhiebe auf die weiteren politischen Parteien mischten sich immer wieder in seinen Vortrag und ließen aufhorchen. Zur AfD fand er klare Worte: „Im Parlament haben sie eine große Klappe, aber in den Ausschüssen sind sie teilnahmslos und demotiviert. Jede Stimme für die AfD ist eine verlorene Stimme.“
Die zweite Säule: Der Weingartener CDU-Vorsitzende und Kreisrat möchte sich als Ansprechpartner über Parteigrenzen hinweg etablieren. Er wolle die Anliegen aus sämtlichen Lebens- und Arbeitsbereichen nach vorne bringen. Die Basis hierfür sei der Kontakt zu den Menschen vor
Ort. Und eben diesen Kontakt habe er in den vergangenen Jahren gesucht, sei es während einer seiner 89 Bürgersprechstunden, seiner VWBustour durch den Kreis oder TagesPraktika-Erlebnissen. „Ein Politiker kann nicht erwarten, dass die Menschen auf ihn zukommen – er muss auf sie zugehen“, hob Müller hervor und zählte Infrastruktur-Projekte in der Region auf, die er mit anstieß.
Drittens: Immer wieder habe er hochkarätige Politiker nach Oberschwaben und ins Allgäu geholt, um ihnen die Region mit ihren unterschiedlichen Themenfeldern näherbringen zu können. Das möchte er auch zukünftig so handhaben und kündigte einen Besuch von Norbert Röttgen an. Darüber hinaus bekannte sich Müller klar zur Grundrente und dem Kohleausstieg und sprach sich gegen Abtreibungen aus: „Jedes Leben zählt.“Er stellte sich deutlich gegen den Vorstoß der Grünen, bei Neueinstellungen an Universitätskliniken Ärzte zu bevorzugen, die bereit sind, bei Schwangeren Abtreibungen vorzunehmen. Dafür gab es Zwischenapplaus.
Obgleich sich mit Müller nur ein Kandidat präsentierte, war es für viele Anwesende eine Selbstverständlichkeit, zur Veranstaltung zu kommen und von ihrem Stimmrecht Gebrauch zu machen. „Ich habe noch nie im Leben eine Wahl ausgelassen. Das ist unsere politische Pflicht und Demokratie“, sagte Maximilian Klingele, Bad Waldsees CDU-Stadtverbandsvorsitzender,
exemplarisch. Die Wahl selbst fiel eindeutig aus. Rund 95 Prozent der 216 Wähler unterstützten Müller. Zum Vergleich: Beim Zweikampf 2016 gaben in Schlier-Wetzisreute fast 800 CDUler ihre Stimme ab – davon entfielen knapp 53 Prozent der Stimmen auf den ehemaligen Richter. Diese Anzahl an Besuchern hätte die Hallenkapazität in der größten Bad Waldseer Ortschaft in Anbetracht der Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln aber gesprengt. „Wir haben für 250 Teilnehmer Sitzplätze bereitgehalten und 220 sind gekommen. Uns war es wichtig, dass wir die Abstände einhalten können und uns im Rahmen der geltenden Regeln begegnen. Wir sind zufrieden“, zog CDU-Kreisvorsitzender Christian Natterer eine positive Bilanz dieser Nominierungsversammlung.