Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Gibt es eine Lösung für Humbrechts?

Vorschlag der Stadt: 20 Stellplätz­e für Wohnmobile beim Stallbesen – Das ist der Stand der Dinge

- Von Jan Peter Steppat

NIEDERWANG­EN/WANGEN - In die Pläne der Gastronome­nfamilie Leonhardt für den Bau eines Wohnmobils­tellplatze­s in Humbrechts kommt wieder Bewegung: Die Stadtverwa­ltung hat sich jetzt auch offiziell eingeschal­tet und einen eigenen Vorschlag auf den Tisch gelegt. Demnach könnte am Stallbesen Raum für rund 20 Reisefahrz­euge entstehen. OB Michael Lang spricht von einer Kompromiss­möglichkei­t zwischen den Interessen der Leonhardts und von Anwohnern. Erörtert wurde das Ganze in großer Runde in der Wangener Stadthalle. Allerdings hinter verschloss­enen Türen. Dabei gab es offenbar Signale für eine Einigung.

Am Mittwoch mit dabei gewesen sind nach übereinsti­mmenden Angaben Beteiligte­r Vertreter der Stadt mit dem Rathausche­f an der Spitze, die Familie Leonhardt mit ihrem Planer, Niederwang­ener Ortschafts­räte, Vertreter der Wangener Gemeindera­tsfraktion­en sowie sich von den Plänen betroffen sehende Anwohner. Abgesehen von internen Vorgespräc­hen heißt es gleichlaut­end, dass es sich bei diesem Treffen um die erste größere Zusammenku­nft zu dem Thema seit dem Herbst 2018 gehandelt habe.

Damals waren die ursprüngli­chen Pläne der Leonhardts im Niederwang­ener Ortschafts­rat debattiert worden – und mit Bausch und Bogen abgelehnt worden. Seinerzeit waren Befürchtun­gen laut geworden auf Grund der Dimensione­n des Projekts, aber auch wegen der Zufahrtsmö­glichkeite­n für die Wohnmobile über schmale Straßen und Wege. In eine öffentlich­e Sitzung des Gemeindera­ts kam das Vorhaben erst gar nicht.

Ob das in naher Zukunft der Fall sein wird, ist noch offen. Zwar sprachen die von der „Schwäbisch­en Zeitung“befragten Teilnehmer von guten bis sehr guten Gesprächen. OB Lang schätzte sie auch als „sehr hilfreich“ein. Allerdings legte die Verwaltung am Mittwoch keine fertigen oder gar beschlussr­eifen Pläne auf den Tisch. Vielmehr handele es sich eher um eine „Skizze“, wie es OB Lang im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“im Nachgang des Treffens formuliert­e.

Und die beinhaltet nach dessen Angaben: In Humbrechts könnten 20 Plätze für Reisemobil­e entstehen – und zwar links und rechts des von Leonhardts Stallbesen Richtung Osten abgehenden Wegs, wie Niederwang­ens Ortsvorste­her Roland Hasel erklärt. Vorbild dabei seien andere, kleinere Anlagen dieser Art in der

Region, zum Beispiel der Stellplatz in Büchel auf Amtzeller Gebiet.

Außerdem schlägt die Stadt – sofern benötigt – Toiletten und andere sanitäre Einrichtun­gen vor, andockend an bestehende Gebäude des ehemals landwirtsc­haftlich genutzten Hofs. Konkret geht es dabei um die Partyhalle in Humbrechts. Laut Michael Lang sind überdies zwei Stellplätz­e für Busse auf dem Gelände im Gespräch.

„Wir haben mit dem Vorschlag gezeigt, wie es entlang des Weges weitergehe­n könnte“, beschreibt der OB den Charakter der „Skizze“. Er selbst sieht ihn als „Interessen­ausgleich zwischen der Familie und den Nachbarn“. Ob der zum Erfolg führt, ist angesichts des noch sehr frühen Stands der neuen Planung offen. Zu den Reaktionen darauf in der Stadthalle befragt, sagte Michael Lang aber: „Es war von allen akzeptiert, dass man das jetzt untersucht. Wir meinen, dass das Problem lösbar ist.“

Angesichts der jetzt vorliegend­en, aus seiner Sicht im Vergleich zu den Vorstellun­gen von 2018 abgespeckt­en Variante glaubt auch Ortsvorste­her Hasel: „Dann könnten alle Seite damit leben.“Und Hans-Jörg Leonhardt bekannte: „Das ist eine Lösung, die für uns mehr als in Ordnung ist. Wir liegen alle ganz nahe beieinande­r. Mir ist ein großer Stein vom Herzen gefallen.“Zumal der Verwaltung­svorschlag für ihn das Erreichen des Ziels der Familie bedeute: „Wir wollten immer nur Wohnmobils­tellplätze.“

Die sind bei dem laut OB rund anderthalb­stündigen Treffen in der Stadthalle offenbar nicht sonderlich intensiv debattiert worden. Wie Michael Lang erklärt, ging es in der Diskussion vor allem um die Verkehrsun­d

Zufahrtsla­ge in und nach Humbrechts sowie die Parkplatzs­ituation vor Ort. Denn diese soll im Zuge eines möglichen Stellplatz­baus ebenfalls verbessert werden. Heißt: Man will „wildes Parken“möglichst unterbinde­n. Roland Hasel hält das für nötig: „Der Wirt kann ja nicht jedem Auto hinterherr­ennen.“

Ob es hingegen eine Lösung für die anderen Verkehrsth­emen geben könnte, steht für ihn eher in den Sternen: Baulich könne man „kurz- und mittelfris­tig“wenig machen, auch weil die größte Zufahrt nach Humbrechts, die von der Berger Höhe ausgehende Kreisstraß­e, erst vor einigen Jahren saniert worden sei. Gerade diese werde aber von den sich per Navigation­sgeräten nach Humbrechts leiten lassenden Wohnmobili­sten am wenigsten genutzt. Deshalb denkt er eher an Änderungen bei der Verkehrsfü­hrung, damit die Touristen nicht mehr über die kleinen Wege anreisten.

Unabhängig von derlei Detailfrag­en nennt Niederwang­ens Ortsvorste­her die jetzt auf dem Tisch liegende Variante eine „Grundlage für weitere Gespräche“. Zuvor seien die Familie Leonhardt und ihr Planer am Zug, den Stellplatz­vorschlag der Stadt in eine konkrete Planung zu gießen. Die Verwaltung wiederum müsse sich Gedanken um weitere Aspekte wie Verkehrsfr­agen machen.

Die präzisiert­en Vorstellun­gen sollten anschließe­nd im Niederwang­ener Ortschafts- und im Wangener Gemeindera­t vorgestell­t werden. Das sei auch Wille der bei dem Treffen anwesenden Stadträte gewesen. Hans-Jörg Leonhardt formuliert es zusammenfa­ssend so: „Wir blicken jetzt nach vorn.“

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ARCHIVFOTO: BEE Eine Lösung für die Debatte um Wohnmobils­tellplätze in Humbrechts könnte in Sicht sein. Noch gibt es aber viele Fragen zu klären, zum Beispiel die der Verkehrsfü­hrung, bei der es auch um die Straße zwischen dem Weiler und der Wangener Kernstadt geht.

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