Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Gibt es eine Lösung für Humbrechts?
Vorschlag der Stadt: 20 Stellplätze für Wohnmobile beim Stallbesen – Das ist der Stand der Dinge
NIEDERWANGEN/WANGEN - In die Pläne der Gastronomenfamilie Leonhardt für den Bau eines Wohnmobilstellplatzes in Humbrechts kommt wieder Bewegung: Die Stadtverwaltung hat sich jetzt auch offiziell eingeschaltet und einen eigenen Vorschlag auf den Tisch gelegt. Demnach könnte am Stallbesen Raum für rund 20 Reisefahrzeuge entstehen. OB Michael Lang spricht von einer Kompromissmöglichkeit zwischen den Interessen der Leonhardts und von Anwohnern. Erörtert wurde das Ganze in großer Runde in der Wangener Stadthalle. Allerdings hinter verschlossenen Türen. Dabei gab es offenbar Signale für eine Einigung.
Am Mittwoch mit dabei gewesen sind nach übereinstimmenden Angaben Beteiligter Vertreter der Stadt mit dem Rathauschef an der Spitze, die Familie Leonhardt mit ihrem Planer, Niederwangener Ortschaftsräte, Vertreter der Wangener Gemeinderatsfraktionen sowie sich von den Plänen betroffen sehende Anwohner. Abgesehen von internen Vorgesprächen heißt es gleichlautend, dass es sich bei diesem Treffen um die erste größere Zusammenkunft zu dem Thema seit dem Herbst 2018 gehandelt habe.
Damals waren die ursprünglichen Pläne der Leonhardts im Niederwangener Ortschaftsrat debattiert worden – und mit Bausch und Bogen abgelehnt worden. Seinerzeit waren Befürchtungen laut geworden auf Grund der Dimensionen des Projekts, aber auch wegen der Zufahrtsmöglichkeiten für die Wohnmobile über schmale Straßen und Wege. In eine öffentliche Sitzung des Gemeinderats kam das Vorhaben erst gar nicht.
Ob das in naher Zukunft der Fall sein wird, ist noch offen. Zwar sprachen die von der „Schwäbischen Zeitung“befragten Teilnehmer von guten bis sehr guten Gesprächen. OB Lang schätzte sie auch als „sehr hilfreich“ein. Allerdings legte die Verwaltung am Mittwoch keine fertigen oder gar beschlussreifen Pläne auf den Tisch. Vielmehr handele es sich eher um eine „Skizze“, wie es OB Lang im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“im Nachgang des Treffens formulierte.
Und die beinhaltet nach dessen Angaben: In Humbrechts könnten 20 Plätze für Reisemobile entstehen – und zwar links und rechts des von Leonhardts Stallbesen Richtung Osten abgehenden Wegs, wie Niederwangens Ortsvorsteher Roland Hasel erklärt. Vorbild dabei seien andere, kleinere Anlagen dieser Art in der
Region, zum Beispiel der Stellplatz in Büchel auf Amtzeller Gebiet.
Außerdem schlägt die Stadt – sofern benötigt – Toiletten und andere sanitäre Einrichtungen vor, andockend an bestehende Gebäude des ehemals landwirtschaftlich genutzten Hofs. Konkret geht es dabei um die Partyhalle in Humbrechts. Laut Michael Lang sind überdies zwei Stellplätze für Busse auf dem Gelände im Gespräch.
„Wir haben mit dem Vorschlag gezeigt, wie es entlang des Weges weitergehen könnte“, beschreibt der OB den Charakter der „Skizze“. Er selbst sieht ihn als „Interessenausgleich zwischen der Familie und den Nachbarn“. Ob der zum Erfolg führt, ist angesichts des noch sehr frühen Stands der neuen Planung offen. Zu den Reaktionen darauf in der Stadthalle befragt, sagte Michael Lang aber: „Es war von allen akzeptiert, dass man das jetzt untersucht. Wir meinen, dass das Problem lösbar ist.“
Angesichts der jetzt vorliegenden, aus seiner Sicht im Vergleich zu den Vorstellungen von 2018 abgespeckten Variante glaubt auch Ortsvorsteher Hasel: „Dann könnten alle Seite damit leben.“Und Hans-Jörg Leonhardt bekannte: „Das ist eine Lösung, die für uns mehr als in Ordnung ist. Wir liegen alle ganz nahe beieinander. Mir ist ein großer Stein vom Herzen gefallen.“Zumal der Verwaltungsvorschlag für ihn das Erreichen des Ziels der Familie bedeute: „Wir wollten immer nur Wohnmobilstellplätze.“
Die sind bei dem laut OB rund anderthalbstündigen Treffen in der Stadthalle offenbar nicht sonderlich intensiv debattiert worden. Wie Michael Lang erklärt, ging es in der Diskussion vor allem um die Verkehrsund
Zufahrtslage in und nach Humbrechts sowie die Parkplatzsituation vor Ort. Denn diese soll im Zuge eines möglichen Stellplatzbaus ebenfalls verbessert werden. Heißt: Man will „wildes Parken“möglichst unterbinden. Roland Hasel hält das für nötig: „Der Wirt kann ja nicht jedem Auto hinterherrennen.“
Ob es hingegen eine Lösung für die anderen Verkehrsthemen geben könnte, steht für ihn eher in den Sternen: Baulich könne man „kurz- und mittelfristig“wenig machen, auch weil die größte Zufahrt nach Humbrechts, die von der Berger Höhe ausgehende Kreisstraße, erst vor einigen Jahren saniert worden sei. Gerade diese werde aber von den sich per Navigationsgeräten nach Humbrechts leiten lassenden Wohnmobilisten am wenigsten genutzt. Deshalb denkt er eher an Änderungen bei der Verkehrsführung, damit die Touristen nicht mehr über die kleinen Wege anreisten.
Unabhängig von derlei Detailfragen nennt Niederwangens Ortsvorsteher die jetzt auf dem Tisch liegende Variante eine „Grundlage für weitere Gespräche“. Zuvor seien die Familie Leonhardt und ihr Planer am Zug, den Stellplatzvorschlag der Stadt in eine konkrete Planung zu gießen. Die Verwaltung wiederum müsse sich Gedanken um weitere Aspekte wie Verkehrsfragen machen.
Die präzisierten Vorstellungen sollten anschließend im Niederwangener Ortschafts- und im Wangener Gemeinderat vorgestellt werden. Das sei auch Wille der bei dem Treffen anwesenden Stadträte gewesen. Hans-Jörg Leonhardt formuliert es zusammenfassend so: „Wir blicken jetzt nach vorn.“