Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Sollte eine gewisse Anzahl Fans in die Stadien dürfen?
Natürlich sollten wieder Fans in die Fußballstadien gelassen werden. Alles andere wäre absurd. Denn: Es zum Beginn der neuen Bundesligasaison nicht zu tun, würde bedeuten, sie auszuschließen, bis der Impfstoff gegen das Coronavirus da ist. Denn günstiger als im Moment wird die Lage bis dahin nicht mehr. Die Konsequenz hieße: eine ganze Saison ohne Unterstützung von den Rängen. Das kann keiner wollen. Nicht einmal ein Fernsehmacher, der auf Knopfdruck die passenden Fangesänge einspielen kann, um sein Produkt für die Abonnenten aufzuhübschen.
Die Frage nach der Anzahl von Fans pro Spiel, ist freilich keine einfache. Die Stadien sind unterschiedlich groß – einen Spieltag wirtschaftlich über die Bühne zu bringen, ist damit durchaus anspruchsvoll. Derjenige Verein, der seine Fans liebt, darf sich davon aber nicht abhalten lassen. Natürlich ist zu befürchten, dass sich einige Fans so daneben benehmen, wie jüngst die Ballermann-Touristen, die lieber in die Schinkenstraße eingebogen sind, als wandernd das schöne Hinterland Mallorcas zu erkunden. Aber da haben die Vereine ein wirksames Mittel, um Verstöße zu ahnden und langfristig zu verhindern. Motto: Wer sich nicht benimmt, fliegt raus.
Michael Panzram
Die Aussagen von Uli Hoeneß stehen symptomatisch für die ganze Branche und beweisen, dass nichts verstanden wurde. Anstatt nach dem stimmungsarmen Geister-Notbetrieb die Wichtigkeit der
Fans endgültig zu erkennen und zu versuchen, möglichst viel für eben jene herauszuholen, sagt der FCB-Patron: „Wir brauchen euch nicht!“Natürlich kommt das große Geld durch die TV-Verträge und nicht durch die Stadienbesucher, aber wer schaut die Spiele im TV? Eben. Und die Zuseher haben genug von dieser künstlichen Atmosphäre. Warum haben wir uns denn dereinst in dieses Spiel verliebt? Weil wir natürlich selber auf der Wiese bolzten, aber meist auch, weil wir es eben fühlten als wir zum ersten Mal mit großen Augen ins Stadion durften. Die tobende Masse, die Emotionen, die Freude, das Leid – Faszination Fußball eben. 10 000 Fans in einem 70 000-Zuschauer-Stadion zu verteilen, mutet grotesk an. Wohl noch diejenigen bestrafen, die sich beim Torjubel in den Armen liegen. Zack. Stadionverbot. Viel dringender ist aber die Frage: Wer sind die glücklichen Auserwählten? Die solventen Dauerkarteninhaber, die bereit sind, großzügig in Vorkasse zu gehen? Die Bosse könnten sich endlich ihr Operettenpublikum aussieben. Abstand. Klatschen. Das ist nicht mehr mein Sport. So weit darf es nicht kommen. Auch hier gilt der alte UltraSchlachtruf: Alle oder keiner! Zur Not eben mit bis zu 75 000-Corona-Tests.
„Günstiger wird die Lage bis zum Impfstoff nicht mehr.“
„Alle oder keiner!“
Felix Alex