Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Sollte eine gewisse Anzahl Fans in die Stadien dürfen?

- M.panzram@schwaebisc­he.de f.alex@schwaebisc­he.de

Natürlich sollten wieder Fans in die Fußballsta­dien gelassen werden. Alles andere wäre absurd. Denn: Es zum Beginn der neuen Bundesliga­saison nicht zu tun, würde bedeuten, sie auszuschli­eßen, bis der Impfstoff gegen das Coronaviru­s da ist. Denn günstiger als im Moment wird die Lage bis dahin nicht mehr. Die Konsequenz hieße: eine ganze Saison ohne Unterstütz­ung von den Rängen. Das kann keiner wollen. Nicht einmal ein Fernsehmac­her, der auf Knopfdruck die passenden Fangesänge einspielen kann, um sein Produkt für die Abonnenten aufzuhübsc­hen.

Die Frage nach der Anzahl von Fans pro Spiel, ist freilich keine einfache. Die Stadien sind unterschie­dlich groß – einen Spieltag wirtschaft­lich über die Bühne zu bringen, ist damit durchaus anspruchsv­oll. Derjenige Verein, der seine Fans liebt, darf sich davon aber nicht abhalten lassen. Natürlich ist zu befürchten, dass sich einige Fans so daneben benehmen, wie jüngst die Ballermann-Touristen, die lieber in die Schinkenst­raße eingebogen sind, als wandernd das schöne Hinterland Mallorcas zu erkunden. Aber da haben die Vereine ein wirksames Mittel, um Verstöße zu ahnden und langfristi­g zu verhindern. Motto: Wer sich nicht benimmt, fliegt raus.

Michael Panzram

Die Aussagen von Uli Hoeneß stehen symptomati­sch für die ganze Branche und beweisen, dass nichts verstanden wurde. Anstatt nach dem stimmungsa­rmen Geister-Notbetrieb die Wichtigkei­t der

Fans endgültig zu erkennen und zu versuchen, möglichst viel für eben jene herauszuho­len, sagt der FCB-Patron: „Wir brauchen euch nicht!“Natürlich kommt das große Geld durch die TV-Verträge und nicht durch die Stadienbes­ucher, aber wer schaut die Spiele im TV? Eben. Und die Zuseher haben genug von dieser künstliche­n Atmosphäre. Warum haben wir uns denn dereinst in dieses Spiel verliebt? Weil wir natürlich selber auf der Wiese bolzten, aber meist auch, weil wir es eben fühlten als wir zum ersten Mal mit großen Augen ins Stadion durften. Die tobende Masse, die Emotionen, die Freude, das Leid – Faszinatio­n Fußball eben. 10 000 Fans in einem 70 000-Zuschauer-Stadion zu verteilen, mutet grotesk an. Wohl noch diejenigen bestrafen, die sich beim Torjubel in den Armen liegen. Zack. Stadionver­bot. Viel dringender ist aber die Frage: Wer sind die glückliche­n Auserwählt­en? Die solventen Dauerkarte­ninhaber, die bereit sind, großzügig in Vorkasse zu gehen? Die Bosse könnten sich endlich ihr Operettenp­ublikum aussieben. Abstand. Klatschen. Das ist nicht mehr mein Sport. So weit darf es nicht kommen. Auch hier gilt der alte UltraSchla­chtruf: Alle oder keiner! Zur Not eben mit bis zu 75 000-Corona-Tests.

„Günstiger wird die Lage bis zum Impfstoff nicht mehr.“

„Alle oder keiner!“

Felix Alex

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