Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Mehr als nur eine kostenlose Mahlzeit
„Imbiss to go“: Neue Aktion der katholischen Kirchengemeinden in Ravensburg Mitte
RAVENSBURG - Aus der Aktion „Einfach Essen“wurde coronabedingt ein „Imbiss to go“. Vertreter der katholischen Seelsorgeeinheit Ravensburg Mitte informierten bei einem Pressegespräch im Haus der Katholischen Kirche über das veränderte Konzept. Sie erklärten auch, warum diese Aktion gerade in der aktuellen Zeit wichtiger denn je ist.
Seit mittlerweile 15 Jahren gibt es die Aktion „Einfach Essen“der katholischen Kirchengemeinden in Ravensburg Mitte. Insgesamt sind rund 30 Ehrenamtliche aktiv daran beteiligt. Vor der Corona-Krise wurden im Haus der Katholischen Kirche jeden Mittwoch Mittagessen als Tellergericht mit Beilagen, Kaffee und Nachtisch gegen den symbolischen Preis von 1,50 Euro ausgegeben. Bis zu 150 Essen waren das am Tag.
Dann kam die Corona-Pandemie. Aufgrund der Hygienevorschriften musste das Konzept verändert werden. In Abstimmung mit der Stadt Ravensburg fanden die Projektverantwortlichen die Lösung: ein „Imbiss to go“. Seit Ende April werden die Mittagessen nun sogar kostenlos als „Essen zum Mitnehmen“ausgegeben.
Ermöglicht wird die kostenlose Imbissausgabe, meist bestehend aus einem verpackten belegten Fleischkäse- oder Käsebrötchen und einer Scheibe Zopfbrot oder Schokoladenriegel, durch Sponsoren aus der Region: die Bürgerstiftung Kreis Ravensburg, Inner Wheel Club Ravensburg, Inner Wheel Club Bodensee, Lions Club, Rotary Club Ravensburg und Rotary
Club Ravensburg-Weingarten. Jeden Mittwoch nehmen zwischen 12 und 13 Uhr etwa 90 Personen den „Imbiss to go“wahr. Die Ausgabe findet an der Glastür des Begegnungsraumes statt. Direkt davor gewährleisten angebotene Sitzmöglichkeiten den geforderten Mindestabstand. „Seit Corona nehmen mehr Menschen aus prekären Verhältnissen das Angebot an“, berichtete Diakon Gerhard Walter beim Pressegespräch am Mitwoch.
Monika Braun, Vorsitzende des Kirchengemeinderates Liebfrauen, betonte, dass das Angebot jedoch nicht nur für bedürftige Menschen, sondern für alle gelte. Für Menschen, die nicht immer alleine essen möchten, die Gesellschaft oder Gespräche suchen. „Das Konzept ist genial. Es wird quasi Nahrung auf mehreren Ebenen geboten, also nicht nur in Form einer Mahlzeit, sondern auch im sozialen, gesellschaftlichen Bereich“, so Gabriele Piber vom Rotary Club Ravensburg-Weingarten.
Bei Bedarf bestehe Gesprächsmöglichkeiten mit haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern des Pastoralteams, der Sozial- und Lebensberatung der Caritas und der „Orte des Zuhörens“. Auch in Ravensburg gebe es viele Menschen, die gerade in Zeiten von Corona einsam seien und sich nach Austausch sehnen. So wie Karl-Heinz: Der 72-Jährige ist regelmäßig dort. Er freue sich darauf, jeden Mittwoch seine „Gruppe“, wie er sie nennt, zu treffen. Rainer Straub, Pressebeauftragter der katholischen Seelsorgeeinheit Ravensburg Mitte, sagt, das Angebot werde so gut angenommen, dass es ab September eventuell auf einen zweiten Wochentag ausgeweitet werde.