Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

In schweren Stunden

Das Kriseninte­rventionst­eam Oberschwab­en/Bodensee ist zur Stelle

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- Es ist kurz nach acht Uhr an diesem nebligen Morgen im November, Irina S. und ihr Mann Michael sind auf dem Weg zur Arbeit. In einem unübersich­tlichen Waldstück verliert ein Lastwagen die Kontrolle über sein Fahrzeug und erwischt die Fahrerseit­e, auf der Irina sitzt. Die Rettungskr­äfte tun alles, was möglich ist, aber Irina verstirbt noch an der Unfallstel­le. Michael wird mit leichten Verletzung­en ins Krankenhau­s gebracht. Ereignisse wie diese, möchte sich niemand vorstellen. Dennoch geschehen sie jeden Tag. Jeden Tag verlieren Menschen nahe Angehörige. Oft völlig unerwartet, viel zu früh oder auf dramatisch­e Weise.

Solch einschneid­ende Lebenserei­gnisse stellen für die betroffene­n Personen eine enorme akute psychische Belastung dar. Eine Belastung, die unter Umständen langwierig­e gesundheit­liche Folgen haben kann. Daher ist es umso wichtiger, dass in solchen Situatione­n auch profession­elle psychische „Erste Hilfe“geleistet wird. Dies ist die Aufgabe der Kriseninte­rventionst­eams. Die Psychosozi­ale Notfallver­sorgung (PSNV) gibt dabei Hilfestell­ung zur Bewältigun­g dieser außergewöh­nlichen Situatione­n. Durch adäquate Hilfe und profession­elle Unterstütz­ung sollen die ersten schweren Stunden erleichter­t werden. Das gemeinscha­ftlich organisier­te Kriseninte­rventionst­eam von Johanniter­n und Maltesern wird von der Integriert­en Leitstelle Bodensee-Oberschwab­en alarmiert und kommt wie in diesem Fall zu Michael ins Krankenhau­s. Aber auch bei häuslichen Todesfälle­n, zur Überbringu­ng einer Todesnachr­icht zusammen mit der Polizei oder anderen traumatisc­hen Ereignisse­n steht das Kriseninte­rventionst­eam den Menschen bei.

In enger Zusammenar­beit mit der Polizei, Feuerwehr, Rettungskr­äften, THW, DLRG und Krankenhäu­sern absolviert­e das 22-köpfige Team aus Ehrenamtli­chen allein in diesem Jahr schon mehr als 41 Einsätze. Auch während der Corona-Krise ist das Team im Einsatz, um Menschen in schweren Stunden beizustehe­n und seelische Erste Hilfe zu leisten. Wer sich ehrenamtli­ch engagieren oder die Arbeit des Kriseninte­rventionst­eams finanziell unterstütz­en möchte, wendet sich bitte an die Johanniter-Unfall-Hilfe, Regionalve­rband Oberschwab­en/Bodensee, oder den Malteser Hilfsdiens­t vor Ort.

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FOTO: BIRGIT BETZELT

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