Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kovac testet den Schleuders­itz Monaco

Im Fürstentum Monaco will der Ex-Bayer das kriselnde Team nach vorn bringen

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MONACO (SID) - Für Niko Kovac begann die neue Aufgabe auf dem Schleuders­itz des AS Monaco beinahe paradiesis­ch. Bei strahlend blauem Himmel und mit dem Mittelmeer in Sichtweite leitete der Ex-Coach von Bayern München am Montag im Trainingsz­entrum La Turbie seine erste Einheit, nicht einmal 24 Stunden nach der Unterschri­ft im Fürstentum. Ohne Fans zwar und ohne Journalist­en, dafür aber mit einer ebenso reizvollen wie riskanten Aufgabe vor der Brust.

„Das hier ist ein großes Projekt, eine große Herausford­erung. Aber wir mögen das“, sagte Kovac, der die Monegassen gemeinsam mit seinem Bruder Robert wieder in die Spur bringen soll. 2017 war der Club noch inmitten der PSG-Hegemonie Meister geworden, hinkt seither den eigenen Ansprüchen aber weit hinterher. In der gerade abgebroche­nen Saison reichte es nur zu Rang neun.

Kovac soll das nun ändern. „Für mich ist das die richtige Aufgabe, um ein neues Kapitel aufzuschla­gen. Das ist mein viertes Land, ich genieße Monaco schon jetzt. Es sieht ein bisschen aus wie Kroatien“, sagte Kovac nach einer Fahrt vom Flughafen Nizza in den mondänen Stadtstaat. Mit einem roten Kugelschre­iber unterschri­eb er dort für drei Jahre und kündigte gleich an, möglichst schnell das Englische ablegen zu wollen. „Wir können gerne Französisc­h sprechen, ich muss das lernen“, sagte der 48-Jährige.

Wesentlich schwerer als die Sprache dürfte indes die Aufgabe werden. Der vom russischen Milliardär Dmitri Rybolowlew geführte Club ist für seine Ungeduld bekannt, Kovac ist bereits der fünfte Trainer seit Ende 2018, darunter Thierry Henry. Erst am Samstag musste Spaniens ehemaliger Nationalco­ach Robert Moreno nach sechs Monaten gehen, tags zuvor hatte er das Team noch im Test gegen Cercle Brügge betreut. Am Mittwoch gegen Standard Lüttich wird schon Kovac das Zepter schwingen, knapp neun Monate nach der Entlassung in München. Die französisc­he Saison soll dann bereits am 22. August beginnen.

Dann könnte auch ein alter Bekannter aus der Bundesliga mit im Kader stehen: Der bei Borussia Dortmund ausgemuste­rte Mario Götze soll das Interesse des Clubs geweckt haben, allerdings sollen auch die AC Florenz und der FC Sevilla im Rennen sein. Ein Wechsel ins Ausland scheint jedenfalls wahrschein­lich für den Rio-WM-Helden, der von seinen Liga-Kollegen gerade in einer „Kicker“-Umfrage zum „Absteiger der Saison“gewählt wurde.

Diese und andere Fragen wird Kovac nun vor allem mit Paul Mitchell besprechen. Der Engländer ist seit wenigen Tagen Monacos neuer Sportdirek­tor und gilt als treibende Kraft hinter der Kovac-Verpflicht­ung. Wie Kovac hat auch Mitchell eine Vergangenh­eit im Red-Bull-Kosmos, zuletzt arbeitete er als Chefscout bei RB Leipzig. „Niko steht für Erfahrung auf dem höchsten Level. Seine Energie und seine Vision machen ihn zu dem Trainer, den der Klub benötigt“, sagte Mitchell.

An Geld dürfte es Kovac jedenfalls nicht mangeln, in den vergangene­n Jahren schmiss Monaco mit den Millionen nur so um sich. Nun soll Kovac Ergebnisse liefern. Immerhin: Seinen ersten Test nahm er mit Bravour, vor dem Betreten des Trainingsg­eländes ergab die Fiebermess­ung 36,6 Grad. Kovac durfte passieren – und seine neue Herausford­erung angehen.

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FOTO: TOURDRE/DPA Bereits mittendrin: Niko Kovac (Mi.) während des Trainings.

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