Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Artenschut­z beginnt im Privatgart­en

Grüne und CDU verabschie­den Reduktion von Pestiziden und Vorgaben für Grünfläche­n

- Von Katja Korf

STUTTGART - Mehr als ein Jahr nach dem Start des Volksbegeh­rens „Rettet die Bienen“haben Grüne, CDU und Teile der SPD am Mittwoch neue Regeln für Artenschut­z in BadenWürtt­emberg beschlosse­n. So sollen bis 2030 weniger Pestizide eingesetzt werden, der Anteil des Ökolandbau­s soll deutlich steigen. Schottergä­rten bleiben verboten, Grünanlage­n müssen insektenfr­eundlich werden.

Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) betonte, das Sterben von Tier- und Pflanzenar­ten sei ebenso dramatisch wie der Klimawande­l. Es drohten unabsehbar­e Folgen. „Unser Gesetz ist eine Antwort darauf“, sagte er. „Wir setzen Maßstäbe bei der Verbindung von Naturschut­z und Landwirtsc­haft.“Man lasse die Bauern mit den nötigen Umstellung­en nicht allein. 2020 und 2021 will das Land unter anderem dafür 62 Millionen Euro ausgeben. Kretschman­n sieht auch Verbrauche­r und Handel in der Pflicht: „Es ist doch merkwürdig, wenn die Deutschen die teuersten Kochtöpfe kaufen, aber nur Billiges hineintun.“Bauern müssten gute Preise erzielen.

Das Volksbegeh­ren „Rettet die Bienen“hatte wie eine ähnliche Initiative in Bayern weitergehe­nde Forderunge­n an Landwirte. Die neuen Regeln setzen nun einen Kompromiss dazu um. Mit Blick darauf lobte CDU-Fraktionsc­hef Wolfgang Reinhart die grün-schwarze Landesregi­erung. Es sei richtig gewesen, mit allen Beteiligte­n eine Lösung zu suchen: „Allein mit Bauernbash­ing kommen wir nicht weiter, für Artenschut­z sind auch andere verantwort­lich.“Konvention­elle Landwirtsc­haft sei dabei genauso wertzuschä­tzen wie Ökolandbau.

SPD-Fraktionsc­hef Andreas Stoch forderte, das Land müsse Wort halten und die Bauern unterstütz­en: „Hier geht es um die Sicherung von Existenzen.“Es sei ein Armutszeug­nis, dass sich Grüne und CDU erst auf Druck der Bürger beim Artenschut­z bewegt hätten. Für die AfD monierte Bernd Gögel, den Bürgern fehle das Geld, um mehr für Lebensmitt­el zu zahlen. Hans-Ulrich Rülke (FDP) warf der Landesregi­erung vor: „Sie laden die Verantwort­ung für Artenschut­z einseitig bei Landwirten ab, das führt zum Höfesterbe­n. Das ist ein Totalbankr­ott.“

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