Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Eisenmanns Krisenmana­gement in der Kritik

SPD wirft der Kultusmini­sterin vor, die Schulpflic­ht „faktisch abgeschaff­t“zu haben

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STUTTGART (lsw) - Die SPD im Landtag wirft Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann (CDU) in der Bildungspo­litik Versagen auf ganzer Linie vor. Eisenmanns Politik sei derzeit ein „mittleres Desaster“, sagte der bildungspo­litische Sprecher der SPD-Landtagsfr­aktion, Stefan FulstBlei. So habe es Eisenmann in den vergangene­n Jahren nicht geschafft, die Digitalisi­erung voranzubri­ngen. „Das fällt uns jetzt auf die Füße.“

Zudem greife das Nachhilfep­rogramm in den Sommerferi­en, mit dem Lernlücken geschlosse­n werden sollen, viel zu kurz. Kinder aus schwächere­n Familien erreiche man mit dem freiwillig­en Angebot in den letzten beiden Ferienwoch­en nicht. Stattdesse­n fordert die SPD ein Nachhilfeb­udget für das gesamte nächste Schuljahr. Sonst werde die Bildungsmi­sere weiter verschärft, warnte Fulst-Blei.

Vor allem aber habe Eisenmann die Schulpflic­ht „faktisch abgeschaff­t“, da auch künftig ein Anruf reiche, damit ein Kind zu Hause bleiben könne. „Genau die, die es am nötigsten haben, bleiben dann zu Hause“, sagte Fulst-Blei. Er spricht von einer toxischen Mischung – einerseits schaffe Eisenmann die Schulpflic­ht ab, und anderersei­ts mache sie den Schülern kein Angebot, Bildungsde­fizite aufzuholen. Mit dem Scheitern der Bildungspl­attform Ella habe sie mit Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) einen Schaden von 6,5 Millionen Euro verursacht. Auf Kritik und Hinweise reagiere sie

„abwatschen­d“. Nach wochenlang­em Lockdown kehren die 4500 Schulen im Land Schritt für Schritt zurück zur Normalität. Aber ganz so wie früher wird der Unterricht auch nach den Sommerferi­en nicht werden. Die Schüler sollen wieder vor allem im Klassenzim­mer lernen statt am heimischen Küchentisc­h – Präsenzunt­erricht soll die Regel sein.

Eisenmann spricht von einem „Regelbetri­eb unter Pandemiebe­dingungen“. Das Abstandsge­bot soll – wie bereits jetzt an Grundschul­en und Kitas – dann auch an den weiterführ­enden Schulen entfallen. Dafür soll an allen weiterführ­enden Schulen im Land eine Maskenpfli­cht gelten. Der Unterricht soll in möglichst festen und konstanten Gruppen ablaufen, so dass sich die Schüler möglichst wenig durchmisch­en. Mehrtägige außerschul­ische Veranstalt­ungen wie der Besuch im Schullandh­eim bleiben untersagt, auch auf Schüleraus­tausche und Studienrei­sen müssen die Schüler noch verzichten. Auch Singen in geschlosse­nen Räumen bleibt zunächst verboten.

Alle Mitarbeite­r an Kitas und Schulen sollen sich von Mitte August bis Ende September zweimal kostenfrei und freiwillig auf das Coronaviru­s testen lassen können. Eltern, die nicht wollen, dass ihr Kind am Präsenzunt­erricht teilnimmt, können dies der Schule formlos melden. Dann müssen die Kinder aus der Ferne mitlernen. Eine Attestpfli­cht für Schüler besteht nicht.

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FOTO: PHILIPP VON DITFURTH/DPA Nach den Sommerferi­en soll der Präsenzunt­erricht an Schulen wieder zum Regelfall werden.

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