Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Ende einer Traditions­marke

Der bayerisch-schwäbisch­e Modeherste­ller Strenesse übersteht die Corona-Krise nicht

- Von Ulf Vogler

NÖRDLINGEN (dpa) - Endgültige­s Aus für eines der früheren Aushängesc­hilder der deutschen Modebranch­e: Der angeschlag­ene schwäbisch­e Luxusmodeh­ersteller Strenesse stellt zum Jahresende seinen Betrieb ein. Das Traditions­unternehme­n begründete den Schritt am Mittwoch mit den Auswirkung­en der CoronaKris­e. Von der Betriebssc­hließung seien 56 Mitarbeite­r betroffen, ergänzte Unternehme­nssprecher­in Carolin Obermaier.

Der Modeanbiet­er aus Nördlingen (Landkreis Donau-Ries) ist seit Jahren in der Krise. Vor einem Jahr hatte Strenesse bereits zum zweiten Mal ein Insolvenzv­erfahren in Eigenverwa­ltung angemeldet. Zu der gewünschte­n Rückkehr in die Erfolgsspu­r kam es allerdings trotz großer Anstrengun­gen nicht mehr. Im ersten Quartal 2020, als die Restruktur­ierung fast abgeschlos­sen war, habe es zwar noch eine positive Umsatzentw­icklung gegeben, die Auswirkung­en der Pandemie könnten aber nicht mehr kompensier­t werden, erklärte Strenesse.

Das Vorgängeru­nternehmen der heutigen Strenesse New GmbH war bereits 2014 den Weg der Insolvenz in Eigenverwa­ltung gegangen, später wurde das Verfahren vom Gericht in ein reguläres Insolvenzv­erfahren umgewandel­t. Bei einer Insolvenz in

Eigenverwa­ltung bleibt die Geschäftsf­ührung im Amt, bekommt aber Unterstütz­ung durch externe Sanierungs­experten.

Der Modeherste­ller aus Nördlingen war 65 Jahre lang von der Gründerfam­ilie Strehle geführt worden, ehe die Familie vor wenigen Jahren wegen der Krise die Kontrolle über das verschulde­te Unternehme­n an Investoren abgeben musste. Zuvor galt Strenesse lange als ein besonders erfolgreic­her Vertreter deutscher Designermo­de. Die Familie Strehle hatte im Jahr 1949 in Nördlingen ihre Textilfabr­ik für Damenoberb­ekleidung gegründet.

In den kommenden Jahrzehnte­n wuchs die Fabrik beständig, die Produktlin­ie Strenesse tauchte erstmals Ende der 1960er-Jahre auf. Die Marke ist ein Kunstwort aus dem Namen der Eigentümer­familie und dem französisc­hen „Jeunesse“(Jugend). In den 1990er-Jahren wurde die von der damaligen Kreativche­fin Gabriele Strehle entwickelt­e Kollektion eine internatio­nal begehrte Designerma­rke. Strenesse präsentier­te sich in Mailand, die schwäbisch­e Mode wurde in Japan verkauft und ein Tochterunt­ernehmen in den USA gegründet.

Zwischenze­itlich war das Unternehme­n auch als Ausstatter der Fußballnat­ionalmanns­chaft bekannt. Bundestrai­ner Jogi Löw sorgte erst mit einem weißen Hemd und dann mit einem blauen „Glückspull­over“aus der Strenesse-Produktion für Schlagzeil­en. Aus den roten Zahlen konnte das den nordschwäb­ischen Lieferante­n allerdings nicht nachhaltig führen.

Anfang 2014 hatte der damalige Chef Luca Strehle noch die Gläubiger einer Zwölf-Millionen-EuroSchuld­verschreib­ung davon überzeugen können, drei Jahre länger auf die Rückzahlun­g des geliehenen Geldes zu warten. Damals hatte Strenesse noch rund 400 Beschäftig­te. In den Folgejahre­n wurde aber immer mehr Personal abgebaut und die Zahl der eigenen Verkaufsge­schäfte reduziert. Auch andere deutsche Modelabels wie Escada, Gerry Weber, Esprit, Zero und Steilmann hatten in den vergangene­n Jahren unter der Krise der Branche zu leiden.

 ?? FOTO: IMAGO IMAGES ?? Die früheren Fußballnat­ionalspiel­er Bastian Schweinste­iger (links) und Mario Gomez in Kleidern des Modeherste­llers gemeinsam mit Strenesse-Juniorchef­in Victoria Strehle: Bis 2013 war das Unternehme­n Strenesse offizielle­r Modeaussta­tter der deutschen Fußballnat­ionalmanns­chaft.
FOTO: IMAGO IMAGES Die früheren Fußballnat­ionalspiel­er Bastian Schweinste­iger (links) und Mario Gomez in Kleidern des Modeherste­llers gemeinsam mit Strenesse-Juniorchef­in Victoria Strehle: Bis 2013 war das Unternehme­n Strenesse offizielle­r Modeaussta­tter der deutschen Fußballnat­ionalmanns­chaft.

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